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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
Autoren: Eva Almstädt
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ihres Lebens. Sie kamen nur langsam voran, weil auch Bettina, die inzwischen die Ruder übernommen hatte, die Kräfte verließen. Immer wieder blickten sie zurück zu der einsamen Insel in Furcht davor, dass der Wahnsinnige ihnen doch irgendwie folgte.
    Pia fror in ihren durchnässten Klamotten so erbärmlich, dass Bettina, die nur bis zu den Waden nass geworden war, ihr wortlos ihre Jacke und nach ein paar Verrenkungen auch ihre Jogginghose hinüberwarf. Pia wusste, dass sie ihre nassen Kleidungsstücke unbedingt vom Leib bekommen musste, wenn sie nicht völlig auskühlen wollte. Ihre Finger waren jedoch schon so gefühllos, dass sie es kaum schaffte, sich umzuziehen. Als es ihr endlich gelungen war, war ihr zwar nicht gerade warm, aber sie glaubte, bei Bewusstsein bleiben zu können. Dankbar zog sie die Kapuze von Bettinas Jacke über ihr klatschnasses Haar und umschloss mit ihren Armen schützend ihren Körper. Sie konnte nicht einen Moment zu zittern aufhören, während sie dasaß und Bettina beobachtete, die nur mit Sweatshirt und Unterhose bekleidet ans Ufer ruderte.
    Was musste in dieser Frau jetzt vorgehen, die gerade die Verwandlungihres Geliebten in einen mehrfachen Mörder erlebt hatte? Bettinas Gesichtsausdruck war verschlossen und konzentriert, das wirkliche Begreifen kam wahrscheinlich erst später.
    Als das Boot endlich knirschend am Ufer auf Grund lief, zeigten die Leuchtzeiger von Pias Armbanduhr auf kurz vor vier Uhr. Erstaunlicherweise war immer noch Sonntag. Ob man ihr Verschwinden überhaupt schon bemerkt hatte?
    Bettina und Pia tasteten sich am Ufer entlang, stolpernd, kletternd und watend, bis sie endlich das Bootshaus erreichten. Pia war immer noch von der Furcht ergriffen, Jens Petersen würde ihnen irgendwo auflauern. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie zu seinem Auto kamen und einstiegen. Pias Verstand sagte ihr, dass er unmöglich von der Insel zurückgeschwommen sein konnte, trotzdem überprüfte sie erst einmal die Rückbank und die Ladefläche des Geländewagens, bevor sie sich auf den Fahrersitz setzte.
    Jens Petersen hatte zum Glück nicht abgeschlossen, aber den Zündschlüssel musste er bei sich haben, denn er steckte nicht im Schloss. Pia zögerte nur kurz, dann schloss sie das Auto kurz.
    »Wo haben Sie denn das gelernt?«, fragte Bettina, als der Motor ansprang.
    »Schlechte Gesellschaft, ist schon eine kleine Weile her«, antwortete Pia. Wie immer, wenn sie an den Toyota Jeep erinnert wurde, den ihr damaliger Freund Dede mit ihr zusammen vor einer Bar in Tarifa geklaut hatte, wurde ihr übel. Es fühlte sich so an, als hätte sie eine tote Maus in ihrem Magen. Die kleine Spritztour hatte damit geendet, dass sie das Auto mit einer hässlichen Schramme an der Tür auf einem Parkplatz am Strand hatten stehen lassen. Pia hatte es nie über sich gebracht, jemandem von dieser Begebenheit zu erzählen. Der Zweifel,wie sich ihre jetzige Laufbahn mit der Pia von damals in Einklang bringen ließ, saß tief.

    An ihre Ankunft im Hotel erinnerte Pia sich später nur ungern. Ihre spärliche Bekleidung und die Wasserlache, die sich sofort zu ihren Füßen bildete, veranlassten Thomas Roggenau zu einem spöttischen Grinsen und Marten zu ein paar gereizten Bemerkungen. Einzig Kay Rohwer, der eigentlich unter Mordverdacht stand und deshalb anwesend war, schien froh und erleichtert zu sein, Bettina zu sehen. Pia gab kurz die nötigen Anweisungen und Informationen zu den jüngsten Ereignissen, dann verschwand sie auf ihrem Zimmer, um mit einer heißen Dusche die schmerzende Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben.
    Oben angekommen, ließ sie einfach ihre durchnässten Sachen und Bettinas spärliche Kleidungsstücke auf den Fußboden fallen und drehte den Heißwasserhahn der Dusche voll auf. Im ersten Moment meinte sie, ihre Haut müsse sich abschälen vor Hitze, aber dann drang die Wärme tiefer in sie ein und vertrieb kurzfristig das Zittern. Sie wusste hinterher nicht mehr, wie lange sie unter dem heißen Wasserstrahl gestanden hatte. Ihrem Gefühl nach konnten es Minuten oder Stunden gewesen sein.
    Irgendwann hörte sie, dass die Badezimmertür geöffnet wurde, und fuhr erschreckt zusammen. Sofort sah sie wieder Jens Petersens Gesicht vor sich. Es war jedoch nur Marten, der verlegen hereinschaute, um nachzusehen, wie es ihr ginge. Er teilte ihr mit, dass er eine groß angelegte Suchaktion nach Jens Petersen angeleiert habe. Er wollte gleich selber mit nach draußen gehen und sich
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