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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz
Autoren: Julia James
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Flavia dann zum gegebenen Zeitpunkt noch eine Finanzierung auf die Beine stellen, denn ihr Vater würde ihr mit Sicherheit keinen einzigen Penny zukommen lassen.
    Vor allem würde Flavia auch nichts von ihm annehmen wollen. Es war schon schlimm genug, bei ihm wegen der Hüftoperation in der Kreide zu stehen. Ihr Vater war kein Mann, dem man etwas schuldig bleiben sollte. Damit hatten bereits ganz andere Menschen bittere Erfahrungen gemacht … Wer wusste schon, auf welche Weise er seinen Vorteil ausnutzte, sobald er jemanden in der Hand hatte?
    Nachdenklich schaltete sie ihre Nachttischlampe aus. Es war zwecklos, die Zukunft planen zu wollen, wenn man in der Gegenwart schon von genügend Problemen geplagt war. Im Vordergrund standen jetzt ausschließlich die Bedürfnisse ihrer Großmutter, weiter nichts. Alles andere musste dem untergeordnet werden.
    Alles und jeder !
    Ganz sachte versank Flavia in tiefem Schlummer, und durch ihren Kopf spukte das Echo einer tiefen, spöttischen Stimme … dunkle, ernste Augen, die entschlossen Blickkontakt suchten und hielten …
    Leon Maranz schenkte sich einen Brandy ein und schwenkte ihn dann gedankenverloren in einer Hand. Sein Gesicht war starr wie eine Maske.
    Er war allein in seinem Apartment, obwohl es ihm heute extrem leichtgefallen wäre, Gesellschaft zu finden. Es gab in London reichlich Frauen, die sich angeboten hätten, ihre Zeit mit ihm zu verbringen. Ein Anruf genügte.
    Selbst auf Lassiters Cocktailparty hätte er sich eine Partnerin für heute Nacht aussuchen können. Inklusive Lassiters derzeitiger Weggefährtin, wie Leon zynisch feststellte. Anita war ihm kaum von der Seite gewichen und übertrieben enttäuscht gewesen, als er ihr Angebot ausschlug, sie in den Nachtklub zu begleiten.
    Wie sie wohl im Ernstfall auf seinen Vorschlag reagiert hätte, ihn in seine Wohnung zu begleiten? Wäre sie entrüstet an die Schulter ihres steinalten Geliebten zurückgeeilt, oder wäre sie der Versuchung erlegen, sich einen wesentlich reicheren Freund zu angeln, der obendrein umwerfend gut aussah? Und was würde Lassiter dazu sagen? Würde er es tolerieren, weil ihm die Aussicht auf ein lukratives Geschäft wichtiger war als die Treue seiner Lebensgefährtin?
    Leons anfänglicher Zynismus verwandelte sich allmählich in Verachtung. Keinen von beiden hätte er einem solchen moralischen Test unterzogen. Anitas wasserstoffgebleichtes, überschminktes Äußeres sprach ihn überhaupt nicht an, ebenso wenig wie ihre krampfhaft zur Schau gestellte üppige Figur. Was Frauen anging, hatten er und Lassiter ganz offensichtlich nicht den gleichen Geschmack.
    Eine ganz besondere Person ging ihm durch den Kopf: Flavia Lassiter. Sie war aus anderem Holz geschnitzt als die oberflächliche Geliebte ihres Vaters.
    Im Geiste begutachtete er noch einmal ihre reizende Erscheinung, die filigranen Gesichtszüge, die glänzenden Haare und vor allem ihre intelligenten Augen. Ihn hatte die Tatsache, dass sie ihre Schönheit nicht übertrieben betonte, tief beeindruckt und auch neugierig gemacht. War ihr nicht klar, welche Wirkung sie auf Männer ausübte? So eine seltene Form der Vollkommenheit konnte man gar nicht verbergen oder unterdrücken.
    In Zeitlupe führte Leon sein Glas an die Lippen und trank einen großen Schluck Brandy. Verschaffte ihm der Alkohol dieses warme, brennende Gefühl im Inneren? Oder war es die Erinnerung an den verräterischen Ausdruck in Flavias Blick, der deutlich machte, was sie lieber verheimlicht hätte? Ihre Pupillen waren eine Idee zu sehr geweitet gewesen, und die Lippen hatten sich wie von selbst geöffnet. Sie hatte eindeutig auf ihn reagiert, genau wie er auf sie. Mehr musste er gar nicht wissen …
    Dann wurde Leons Miene hart. Die kalte, knappe Art, mit der sie ihn abgefertigt hatte, ärgerte ihn. Gab es Gründe dafür? Hatte sie schlicht ihre heftige Reaktion auf ihn überspielen wollen?
    Tief in seiner Seele wurden Emotionen wach, die dort viele, viele Jahre lang geschlummert hatten. Wie einzelne Videoclips spielten sich in seinem Kopf Szenen aus seiner Vergangenheit ab … aus einer weit entfernten Welt. Ein ganzes Universum entfernt von der Fünfsternehotelsuite, in der Leon sich befand – bekleidet mit einem erstklassigen Maßanzug, in der Hand einen teuren Tropfen, umgeben von Luxus und Reichtum.
    Sein Leben war nicht immer so angenehm gewesen.
    Er erinnerte sich an die Kälte. Die bittere, beißende Kälte der europäischen Winter. Eisiger Wind schnitt
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