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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz
Autoren: Julia James
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wusste, war Flavia auf der Hut gewesen und hatte die Gunst der Stunde genutzt, als Anita ihr eigenes kreischend pinkfarbenes Kleid anprobierte. Kurzerhand tauschte sie die hautenge, grell violette Robe – ebenfalls Anitas Wahl – gegen eine unauffälligere Version in Aquamarin aus.
    Später war Anita über diesen eigenmächtigen Tausch derart enttäuscht gewesen, dass sie Flavias strengen Haarknoten löste und ihr einen knallroten Lippenstift verpasste, gerade als der alte Lassiter beide Frauen zum Auto scheuchte.
    Er stand ganz offensichtlich unter großem Druck, aber Flavia ging es ihrerseits nicht viel anders. Sobald sie das Park Lane Hotel erreichten, wo die große Feier stattfinden sollte, wollte Flavia zu den Waschräumen eilen, um Haare und vor allem das Make-up wieder in Ordnung zu bringen.
    Doch ihr Vorhaben scheiterte. Denn als sie das Gebäude betraten, krallte Anita ihre Finger um Flavias Handgelenk. „Denk nicht mal daran!“, zischte sie und zog Flavia hinter sich her.
    Mit steifen Schritten betrat Flavia schließlich den Ballsaal und konnte nur ahnen, wie ihr Aufzug auf die anderen Gäste wirkte. Sie fühlte sich höchst unwohl, und zu allem Überfluss waren sie spät dran, was die Anspannung ihres Vaters nur noch verschlimmerte. Die meisten Anwesenden hatten bereits ihre Plätze an den durchnummerierten Tischen eingenommen, und es eilten nur wenige Nachzügler zwischen den Stühlen umher.
    Flankiert von Anita und ihrem Vater nahm Flavia um sich herum nur ein Meer von fremden Gesichtern, unverständliches Geplapper, Gläserklirren und das Rascheln von Stoffen wahr. Der alte Lassiter grüßte hier und da ein paar Leute, Anita winkte übertrieben begeistert, aber Flavia blickte nicht nach rechts oder links.
    Endlich erreichten sie ihre Plätze, und Flavia setzte sich erleichtert auf ihren Stuhl. Der Spießrutenlauf durch den Saal war schon mehr als peinlich gewesen.
    Doch die Erleichterung hielt nicht lange vor.
    „Miss Lassiter …“
    Die tiefe Stimme mit dem fremdländischen Akzent erschreckte sie fast zu Tode. Leon Maranz saß genau neben ihr.
    Der Schock saß ihr noch in den Knochen, da meldete sich bereits ein anderes Gefühl, das Flavia schnell zu unterdrücken versuchte. Aber ihre körperliche Reaktion auf den unerwarteten Tischnachbarn war so heftig, dass sie ihren beschleunigten Puls im ganzen Körper spüren konnte. Er klopfte in ihren Ohren und heizte die Haut auf. Am liebsten wäre Flavia aufgesprungen und weggerannt.
    Warum passiert mir das? fragte sie sich verzweifelt. Was macht dieser Kerl mit mir? Das ist doch absurd!
    Fieberhaft versuchte sie zu definieren, was genau in ihr vorging. Versuchte zu verstehen, warum sie auf diese Weise reagierte. Und sie versuchte vergeblich, den Ausdruck von Schock und Entsetzen aus ihrem Gesicht zu verdrängen … Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, für heute Abend in ihrer Rolle zu funktionieren und zu überzeugen. Von ihr wurde verlangt, höflich zu nicken, Small Talk zu halten und umgänglich zu sein. Weiter nichts.
    „Mr Maranz … richtig?“ Absichtlich zögerte sie etwas und sprach seinen Namen gedehnt aus, als könne sie sich nicht recht an ihn erinnern. Anschließend nahm sie sich viel Zeit, ihre Serviette sorgfältig auf dem Schoß auszubreiten.
    Zum Glück wählte ihr Vater diesen Moment, um sich ins Spiel zu bringen, wofür Flavia zum ersten Mal in ihrem Leben dankbar war.
    „Ah, Leon! Schön, Sie zu sehen!“ Er beugte sich vor, um dem anderen Mann kräftig die Hand zu schütteln. „Ich freue mich außerordentlich, dass Sie meine Einladung angenommen haben und als mein Gast hergekommen sind.“
    Dabei war Leon sich gar nicht sicher, ob er diese Entscheidung nicht schon bald bereuen würde. Zugegeben, Flavia hatte ihn vom ersten Moment an umgehauen. Aber war es klug, diesem anfänglichen Interesse nachzugeben? Das konnte schließlich fatal enden, wenn man die Intensität der Chemie zwischen ihnen betrachtete!
    Außerdem missfiel ihm das aufdringliche Verhalten von Alistair Lassiter. Leons mögliches Investment in die strauchelnde Firma des Alten rechtfertigte noch lange keinen engeren sozialen Umgang mit ihm. Es sei denn, am Ende des Tages wartete dessen reizende Tochter auf Leon …
    Allerdings hatte sie klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, wie viel Distanz sie zwischen ihnen wünschte. Sollte er wirklich Zeit und Energie aufbringen, um ihre Abwehr zu torpedieren? War es das wert? Noch während er darüber nachgrübelte,
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