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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz
Autoren: Julia James
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zu scharf formuliert.
    Seine Augen wurden schmal. „Aus welchem Grund schneiden Sie mich, obwohl wir uns doch gerade erst vorgestellt worden sind?“
    „Ich schneide Sie doch nicht!“ Vergeblich bemühte sie sich, dabei nicht schroff zu klingen, aber ihr nervöser Zustand ließ den Versuch fehlschlagen.
    „In dem Fall frage ich mich, wie es sich anfühlt, wenn sie mal tatsächlich jemanden links liegen lassen“, entgegnete er ironisch und klang sogar ein bisschen ärgerlich.
    Im ersten Moment wollte sie sich schon entschuldigen, das wäre zumindest angemessen. Die Situation entschärfen. Aber bevor ihr ein Wort über die Lippen kommen konnte, machte sie den Fehler, in seine Augen zu schauen.
    Diesen Ausdruck hätte sie selbst blind oder im Schlaf erkannt: unverhohlenes sexuelles Interesse. Ihr Puls beschleunigte sich.
    Zuerst reagierte Flavia völlig hilflos auf das, was ihr gerade entgegengebracht wurde. Äußerlich blieb sie zwar ruhig, aber innerlich geriet sie völlig außer Kontrolle. Sie spürte ihren eigenen heißen Atem in der Lunge, die brennende Hitze in ihren Venen und das erregende Prickeln auf ihrer sensiblen Haut. Ihr ganzer Körper schien sich plötzlich wie in einem Flammenmeer zusammenzuziehen.
    Sie konnte sich nicht bewegen, und sie konnte auch den Blickkontakt nicht abbrechen.
    Auf einmal breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, und seine Augenlider schlossen sich kurz. „Sollen wir noch einmal von vorn beginnen, Miss Lassiter?“, schlug er vor und klang dabei ausgesprochen selbstzufrieden.
    Kein Wunder! Nun wusste er genau, warum sie ihm gegenüber kurz angebunden gewesen war. Genug Erfahrung mit Frauen hatte er sicherlich, und die Gewissheit um seine Außenwirkung amüsierte ihn auch noch.
    Die Stille zwischen ihnen dauerte zu lange, trotzdem bekam Flavia keinen Ton heraus. Alles, was sie zustande brachte, war, sein Lächeln zu erwidern. Dann löste sich die Verkrampfung in ihrem Rücken, und ihr Blick wurde weicher. Allmählich akzeptierte sie den Einfluss, den Leon Maranz auf sie ausübte. Es ließ sich sowieso nicht ignorieren, sondern funkte kraftvoll zwischen ihnen hin und her. Aufregend, sinnlich und gefährlich. Flavia wurde neugierig, bekam Lust auf mehr, und wenn sie ganz ehrlich war, wollte sie …
    Nein!
    Unmöglich! ermahnte sie sich. Undenkbar!
    Mit der Welt von Leon Maranz wollte sie nicht das Geringste zu tun haben. Geldgierige, oberflächliche Menschen, die für die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse über Leichen gingen, gehörten nicht in Flavias wirkliches Leben. Denn dort hatte das Wohlbefinden ihrer Großmutter höchste Priorität, und es ging um Werte wie Liebe, Fürsorge und Loyalität.
    Daher galt es, genau jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Bevor es zu spät war …
    „Eher nicht, Mr Maranz“, erwiderte sie kühl.
    Im Grunde hatte er diese klare Abfuhr nicht verdient, aber schon aus Selbstschutz musste Flavia eben zu drastischen Maßnahmen greifen.
    Falls sie es nicht tat, könnte es passieren, dass sein Lächeln ihr gänzlich den Verstand raubte! Und was kam danach?
    Diese reizvolle Frage ging ihr nicht mehr aus dem Kopf und verlangte nach einer Antwort. So weit durfte es allerdings nicht kommen!
    Ihr Lächeln wurde verkrampft. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen möchten …“
    Damit ließ sie ihn stehen, obwohl sich jeder einzelne ihrer unsicheren Schritte anfühlte, als würde sie auf einem Drahtseil balancieren.
    Konsterniert sah Leon ihr nach, während sie im angrenzenden Salon zwischen den vielen Gästen aus seinem Blickfeld verschwand. Er war richtig wütend über diese zweite Abfuhr. Was fiel der Frau ein, ihm noch einmal den Rücken zu kehren? Ihr Benehmen war wirklich unglaublich!
    In seiner Brust entwickelte sich ein bedrückendes Erstickungsgefühl, das Leon zum letzten Mal vor einigen Jahren ertragen musste. Er hatte gehofft, nie wieder darunter zu leiden, aber Flavia Lassiters Verhalten beschwor offenbar die alten Geister herauf. Erinnerungen, die er lieber verdrängen und weit, weit hinter sich lassen wollte.
    Mit klopfendem Herzen kämpfte Leon gegen die düsteren Emotionen an, um zu verhindern, dass sie seinen Verstand vergifteten. Es war unnütz, alte Verletzungen zuzulassen. Das beklemmende Gefühl, wenn auf einen herabgesehen wird. Wenn man für andere unsichtbar ist.
    Nein, Flavias burschikose Art musste einen bestimmten Grund haben. Sicherlich gab es eine ganz natürliche Erklärung dafür – eine, die ihm willkommen
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