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Kalte Schulter - heisse Kuesse

Kalte Schulter - heisse Kuesse

Titel: Kalte Schulter - heisse Kuesse
Autoren: Sandra Hyatt
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Haarsträhne, die an ihrer Wange klebte, war das einzige Anzeichen dafür, dass nicht alles in Ordnung war.
    Sie wusste sehr wohl, dass sie von ihm kein Mitleid erwarten konnte, als sie vor ihm in sein Büro ging. Das einzige Mal, als er sie um etwas gebeten hatte – nämlich keinen Keil zwischen Tom und seine Familie zu treiben –, hatte sie nur kühl erwidert, dass sie keinen Einfluss darauf hätte. Gabe schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Dann wartete er.
    Doch jetzt, da sie es geschafft hatte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, fiel es ihr offenbar schwer zu reden. Sie ließ sich ein wenig unsicher auf einem der Lederstühle vor seinem Schreibtisch fallen, die wohlgeformten Beine aneinandergepresst. Dann drehte sie sich zu ihm um, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schaute zum Fenster. Er folgte ihrem Blick. Der Himmel über Auckland war klar und blau, doch auf dem Wasser im Hafen bildeten sich kleine Schaumkronen. Am Horizont ballten sich graue Wolken zusammen. Sie kündeten ein Gewitter an, das der schwülen Hitze hoffentlich bald ein Ende bereiten würde.
    Gabe sah wieder zu Chastity. Kleine Schweißtropfen bildeten sich an ihrem Haaransatz, und mit den Händen umklammerte sie die Armlehnen des Stuhls. Gabe seufzte genervt und marschierte zur versteckten Bar am anderen Ende des Büros. Er schenkte ein Glas Wasser ein, ging zu Chastity zurück und reichte es ihr. Sie hob den Blick, ohne ihn direkt anzuschauen, bevor sie ihre manikürten Finger ausstreckte und das Glas schweigend annahm. Gabe nahm seine Position an der Tür wieder ein, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
    Chastity wollte etwas sagen. Aber es gelang ihr nicht, weil sie so damit beschäftigt war, die Übelkeit zu unterdrücken. Bitte. Nicht vor ihm. Eigentlich hatte sie gedacht, es wäre ihr inzwischen egal, was Gabe von ihr hielt.
    Offensichtlich war das jedoch nicht der Fall. Es wäre einfach zu beschämend, wenn sie sich ausgerechnet in seiner Gegenwart übergeben müsste.
    Die Masters, allen voran Gabe, würden nicht begeistert auf ihre Neuigkeiten reagieren. Er war, genau wie sie, davon ausgegangen, dass sie nichts mehr miteinander zu tun haben würden.
    Schon seit einem Monat überlegte sie fieberhaft, wie sie ihm die Neuigkeit beibringen sollte. Doch Tag für Tag, Woche für Woche hatte er sich geweigert, sie zurückzurufen, sodass aus ihrer Angst erst Frust und schließlich Wut geworden war. Deshalb war Chastity hier hereingestürmt: Sie wollte das Versprechen, das sie Tom gegeben hatte, erfüllen, ehe noch mehr Zeit verstrich. Leider war ihr die Kraft, die sie aus der Wut geschöpft hatte, jetzt in der Damentoilette abhandengekommen.
    Sie trank einen Schluck Wasser und stellte das Glas auf den Schreibtisch.
    Gestern Abend hatte sie vor dem Schlafzimmerspiegel geprobt, was sie zu Gabe sagen wollte. Da war sie noch überzeugt gewesen, dass sie die Sache im Griff hatte. Kurz und knapp, vor allem aber emotionslos, wollte sie ihn über die Sache aufklären. Genauso emotionslos, wie er jetzt vor ihr stand. Stattdessen saß sie in diesem großen, dezent luxuriös gestalteten Büro und bekam kein Wort heraus.
    „Was willst du? Und beeil dich.“ Vielleicht hatte er doch Gefühle. Seine Worte trieften geradezu vor Verachtung. „Ich muss zurück in meine Besprechung.“
    Chastity zwang sich, ruhig zu antworten. „Wenn du mir einen Termin gegeben hättest, als ich dich darum gebeten habe, hätte ich das hier nicht tun müssen.“
    „Und was genau ist das hier ?“
    Natürlich hatte sie gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber sie hatte vergessen, welche Macht dieser gut einen Meter achtzig große Mann ausstrahlte, wenn er wütend war. Chastity holte tief Luft. „Ich versuche, das Richtige zu tun.“ Sie blickte auf und begegnete dem Blick aus seinen braunen Augen. Sie waren so dunkel und bitter wie Kaffee. Ähnlich wie die von Tom und gleichzeitig völlig anders.
    „Auch wenn das mal eine nette Abwechslung wäre, bezweifle ich es doch sehr.“
    Sie konnte Gabe seinen beißenden Zynismus nicht einmal verübeln. Tom hatte sie als Vorwand benutzt, um sich von seiner Familie zu distanzieren. Anfangs hatte sie nichts davon gewusst, doch auch später hatte sie nicht dagegen protestiert. Sie hatte sich einfach darüber gefreut, dass sie Tom helfen konnte, sich den Raum zu nehmen, den er brauchte.
    „Ich bin schwanger“, erklärte sie tonlos.
    Bevor sie zu ihrer gut einstudierten Erklärung ansetzen
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