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Kalte Schulter - heisse Kuesse

Kalte Schulter - heisse Kuesse

Titel: Kalte Schulter - heisse Kuesse
Autoren: Sandra Hyatt
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konnte, schweifte Gabes Blick zu ihrem noch immer fast flachen Bauch und wieder hinauf. Die leichte Wölbung war unter der Kostümjacke verborgen. „Das glaube ich dir gern.“
    Und von einem Moment zum nächsten war die Wut wieder da. Sein Bruder war seit drei Monaten tot, und Gabe deutete an, dass sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte.
    Chastity musste sich beherrschen, um den arroganten Ausdruck nicht mit einem Schlag aus Gabes Gesicht zu vertreiben. Auch wenn es ihr enorme Befriedigung verschafft hätte – sie konnte es sich einfach nicht leisten.
    Sekundenlang herrschte spannungsgeladenes Schweigen.
    „Wie, zum Teufel, willst du irgendjemanden davon überzeugen, dass dein Kind irgendetwas mit mir oder meiner Familie zu tun hat?“ Er machte eine kleine Pause. Dabei wirkte er wie ein Panther, der zum tödlichen Schlag ansetzte. „Tom war zeugungsunfähig.“
    Chastity stand auf und ging zur Tür. Das musste sie sich nicht bieten lassen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie schwanger war, so wie sie es versprochen hatte. Es war nicht ihr Problem, dass Gabe ihr nicht glaubte. „Könntest du bitte zur Seite treten? Ich muss gehen.“
    Langsam schüttelte er den Kopf, während er sie verächtlich ansah. „Ich dachte, du wärst schon so tief gesunken, wie es geht. Offenbar habe ich dich überschätzt.“ Er öffnete die Tür.
    Chastity ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte in ihrem Leben gewisse Entscheidungen getroffen, und zu denen stand sie auch. Er hatte kein Recht, sie zu verurteilen. Sie ging an ihm vorbei, ignorierte den neugierigen Blick der Empfangsdame und marschierte zu den Fahrstühlen.
    Während sie auf den Lift wartete, merkte sie, dass jemand hinter ihr stand. Als sie über die Schulter blickte, sah sie, dass Gabe wie ein Türsteher vor einem Nachtklub mit verschränkten Armen darauf wartete, dass sie das Haus verließ.
    Der Fahrstuhl hielt, und die Türen glitten auf. Chastity trat in die Aufzugskabine und drehte sich um. Ein Mann, hart wie Granit, hatte Tom über seinen älteren Bruder gesagt. Es war unschwer zu erkennen, warum. Doch gegen ihren Willen erinnerte sie sich an die Zeit, als sie hier gearbeitet hatte. Zumindest war er immer fair gewesen.
    Gleichzeitig fiel ihr wieder ein, dass ihr Versprechen Tom gegenüber aus zwei Teilen bestanden hatte. Sie hatte geschworen, Gabe nicht nur zu erzählen, dass sie schwanger war, sondern auch, wie das Baby entstanden war. Wenn sie es jetzt nicht tat, müsste sie noch einmal wiederkommen.
    Als sich die Fahrstuhltüren wieder schlossen, senkte Gabe die Arme und wandte sich ab. Chastity holte tief Luft, hob die Hand und hielt die Türen auf. Gabe fuhr herum. „Was …“
    „Es ist nicht immer alles so, wie es zu sein scheint, Gabe. Und es funktioniert nicht immer alles nach deinen strengen Regeln.“ Sie hielt seinem kalten Blick stand. „Kurz vor seinem Tod haben Tom und ich es mit einer In-vitro-Fertilisation versucht.“ Sie sprach hastig, weil sie die Sache schnell hinter sich bringen wollte. „Wir haben dafür die Samenspende benutzt, die er vor seiner Bestrahlung abgegeben hat.“ Sie senkte die Hand, und als die Fahrstuhltüren sich schlossen, wurde ihr die stille Genugtuung zuteil, zu sehen, wie Gabe Masters mit offenem Mund dastand.

2. KAPITEL
    Chastity trat in den lichtdurchfluteten Innenhof hinaus und zwang sich, langsam und tief durchzuatmen. Eigentlich hätte sie erleichtert sein sollen, dass sie ihr Versprechen Tom gegenüber gehalten hatte, denn jetzt konnte sie nach vorne schauen. Stattdessen kam es ihr vor, als hätte sie so etwas wie eine düstere Vorahnung.
    „Erklär es mir noch einmal.“ Die tiefe Stimme, die dicht hinter ihr erklang, erschreckte sie. Chastity wirbelte herum.
    Gabe baute sich vor ihr auf.
    Es hatte also nicht funktioniert. Chastity hatte gehofft, die Sache wäre erledigt, sobald sie Toms Wunsch entsprochen hatte. Doch natürlich wollte Gabe Näheres wissen. Trotzdem versuchte sie, das Unausweichliche hinauszuzögern. „Musst du nicht zurück in deine Besprechung?“
    Ein kleiner Muskel zuckte in seiner Wange. „Marco hat die Verhandlungen übernommen. Er wird auch noch fünf Minuten länger allein zurechtkommen.“ Er schaute demonstrativ auf seine Uhr.
    „Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Alles Weitere können wir wieder über unsere Anwälte regeln lassen, so wie alles, seit Toms Tod.“ Sie ging an ihm vorbei und konzentrierte sich auf die Drehtür, die nach draußen, in die Freiheit führte.
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