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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen
Autoren: Lydia Benecke
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Vorwort
    Wir glauben (…), dass wir
    über das Wesen des Verbrechens
    nur klar werden können,
    wenn wir auf wissenschaftlichem Boden
    seine psychologische Natur erkennen.

    (Hans Gross)
    Warum begehen manche Menschen grausame Verbrechen? Diese Frage beschäftigt Menschen seit Anbeginn der Menschheit. Aufsehenerregende Verbrechen in Deutschland lösen immer wieder Angst und Entsetzen aus. Fälle wie der Mord am zehnjährigen Mirco, begangen 2010 von dem unauffälligen Familienvater Olaf H., oder die Verbrechensserie des als »Maskenmann« bekannt gewordenen Serienmörders Martin Ney, der als Pädagoge mit Kindern arbeitete, während er fast zwanzig Jahre lang kleine Jungen sexuell missbrauchte und mindestens fünf von ihnen tötete.
    Solche scheinbar unbegreiflichen Verbrechen werfen Fragen auf. Fragen wie: Werden manche Menschen »böse« geboren? Entscheiden sie sich, »böse« zu sein, und bleiben es dann ein Leben lang? Auf diese und viele ähnliche Fragen hat die Wissenschaft inzwischen Antworten gefunden. Beide Fragen kann man klar mit »Nein« beantworten. Doch es gibt Eigenschaften, die manche Menschen stärker entwickeln als andere, wegen derer es ihnen leichter fällt, grausam zu handeln. Im Laufe dieses Buches werde ich Sie mit diesen Eigenschaften vertraut machen.
    Sie werden sehen, dass sehr viele Menschen das eine oder andere dieser zerstörerischen Charaktermerkmale in sich tragen. Wie viele davon nötig sind, um einen Menschen grausam handeln oder sogar grauenvolle Verbrechen begehen zu lassen, weiß man nicht. Sicher ist nur: Je mehr dieser Bausteine ein Mensch in sich vereint, desto leichter fällt es ihm, grausam zu handeln. Eine klare »Formel für das Böse« gibt es allerdings nicht. Sie werden überrascht sein, dass einige Menschen, die ungewöhnlich viele potenziell »böse« Eigenschaften in sich vereinen, nie Straftaten begehen. Einige Menschen nutzen sie sogar, um damit etwas Nützliches zu tun.
    Dieses Buch bietet keine einfachen Antworten auf Fragen nach »Gut« und »Böse«. Einfache Antworten gibt es in diesem Bereich nicht. Doch Sie werden die Logik hinter »guten« und »bösen« Entscheidungen begreifen. Sie werden sehen, dass das Eis, auf dem Sie selbst in dieser Hinsicht stehen, dünner ist, als Sie bisher glaubten. Im Grunde trennt Sie nur ein schmaler Grat von jenen Menschen, die »böse« und grausam handeln. Sie werden in die Köpfe dieser Menschen schauen, Sie werden über ihre Gefühle und Gedanken vermutlich entsetzt sein. Ich lade Sie trotzdem ein auf eine Reise durch die Innenwelt von Psychopathen, von unterschiedlichsten Verbrechern und kaltblütigen Mördern.
Psychopathen – Prototypen des Bösen
    Wenn Sie das Wort »Psychopath« hören, verbinden Sie damit viele düstere Vorstellungen über zutiefst böse Menschen. Sie denken an Serienmörder und Horrorfilmfiguren, sprichwörtliche »Ausgeburten der Hölle«, Monster in Menschengestalt. Im Laufe dieses Buches werden Sie durch die Augen einiger Psychopathen blicken. Sie werden erkennen, warum Psychopathen ein fast Ehrfurcht erregendes Grauen in den meisten Menschen auslösen. Der Baukasten des Bösen, den ich Ihnen in diesem Buch vorstelle, besteht aus psychopathischen Eigenschaften. Diese Eigenschaften machen Psychopathen zu dem, was sie sind: Menschen, die unmenschlich wirken und denen es leichtfällt, unmenschliche Taten zu begehen – wenn sie es wollen.
    Echte, »alltägliche« Psychopathen haben vieles mit ihren »Artgenossen« aus Büchern und Filmen gemeinsam. Können Sie sich vorstellen, wo die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit verläuft, wenn es um das »Böse in Menschengestalt« geht? Um diese Frage zu beantworten, bat ich den deutschen Fantasy-, Horror- und Science-Fiction-Autor Markus Heitz, mir zu beschreiben, wie er einen Psychopathen in einem Roman darstellen würde. Sein 2013 erschienener Thriller » Totenblick « handelt von einem psychopathischen Serienmörder. Das Bild, das er für mich entwirft, kommt dem eines echten Psychopathen extrem nahe: »Dieser Mensch ist völlig normal, nett und hilfsbereit, sodass man ihn für eine freundliche Person aus der Nachbarschaft hält, die kleine Kätzchen rettet und Omas die Einkäufe trägt.« Meine Frage nach besonderen Kennzeichen verneint der Autor: »Diese Person trägt in der Öffentlichkeit normale Kleidung, um nicht zu sehr aufzufallen, um sich an ihre Umgebung anzupassen, damit sie sich unauffällig darin bewegen kann.« Ich will wissen, was
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