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Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
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wehren, kann ich für nichts garantieren. «
    Zeug. Nachdem er sofort dagegen rebelliert hatte, ein Medi kament oder eine illegale Droge injiziert zu bekommen – oder eine toxische Chemikalie, ein Gift, ein mit einer grässlichen Krankheit verseuchtes Blutserum –, rebellierte Dylan nun noch heftiger gegen die Vorstellung, dass ihm Zeug in die Vene gespritzt werden sollte. Dieses bequeme Wort wies auf Achtlosigkeit hin, auf nachlässige Schurkerei, als wäre es diesem teiggesichtigen, schlaffschultrigen, schmerbäuchigen Beispiel für die Banalität des Bösen nach all der Mühe nicht zuzumuten gewesen, sich daran zu erinnern, welche abscheuliche Substanz es seinem Opfer verabreichen wollte. Zeug! So ein Wort ließ zudem darauf schließen, dass die goldene Flüssigkeit in der Spritze exotischer war als eine normale Droge, ein Gift oder ein mit Krankheitskeimen verseuchtes Serum. Offenbar war sie einzigartig, mysteriös und nicht so einfach zu benennen. Wenn man jedoch nicht mehr wusste, als dass ein lächelnder, durchgeknallter Arzt mit rosigen Backen einen mit Zeug abgefüllt hatte, dann hatten die guten, besorgten und nicht durchgeknallten Ärzte in der Notaufnahme des nächsten Krankenhauses keine Ahnung, welches Gegengift sie anwenden oder welches Antibiotikum sie verschreiben sollten, weil sich in ihrem Arzneischrank nun mal kein Medikament gegen einen schlimmen Fall von Zeug befand.
    Während er zusah, wie Dylan sich fruchtlos in seinen Fesseln wand, schnalzte der irre Zeug-Hausierer mit der Zunge und schüttelte missbilligend den Kopf. » Wenn Sie sich wehren, reiße ich Ihnen womöglich die Vene auf … oder injiziere Ihnen versehentlich eine Luftblase, was zu einer Embolie führen könnte. Nach einer Embolie sind Sie entweder tot oder zumindest ein geistiges Wrack. « Er wies zu Shepherd am Tisch nebenan. » Übler dran als der da. «
    Wenn er am ausgebrannten Ende bestimmter rabenschwarzer Tage von Müdigkeit und Frustration überwältigt wurde, beneidete Dylan manchmal, wie losgelöst sein Bruder von den Sorgen der Welt war. Während Shep jedoch keinerlei Verantwortung hatte, trug Dylan genug davon auf den Schultern – nicht zuletzt für Shep selbst –, sodass ein vegetativer Zustand, ob selbst gewählt oder durch eine Embolie verursacht, nicht infrage kam.
    Die glänzende Nadel im Blick, hörte Dylan auf, sich zu wehren. Saurer Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er atmete stoßweise aus und mühsam ein, was sich wie das Schnauben eines erschöpften Pferdes anhörte. Inzwischen pochte ihm auch wieder der Schädel, besonders an der Stelle, an der er getroffen worden war, aber auch hinter der gesamten Stirn. Widerstand war zwecklos, kräfteraubend und einfach nur töricht. Da er die Injektion nicht verhindern konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Behauptung des heimtückischen Medizinmanns zu akzeptieren, die Substanz in der Spritze sei nicht tödlich. Er konnte also genauso gut das Unvermeidliche ertragen, auf eine günstige Gelegenheit lauern – falls er nach der Injektion überhaupt noch bei Bewusstsein war – und später Hilfe suchen.
    »So ist es besser junger Mann. Es ist das Klügste, es einfach hinter sich zu bringen. Es wird nicht mal so wehtun wie eine Grippeimpfung. Sie können mir vertrauen. «
    Sie können mir vertrauen.
    Inzwischen waren sie so weit ins Reich des Surrealen vorgedrungen, dass Dylan sich nicht gewundert hätte, wenn die Möbel im Zimmer aufgeweicht und zerlaufen wären wie die Gegenstände auf einem Bild von Salvador Dali.
    Ein träumerisches Lächeln auf dem Gesicht, führte der Fremde die Nadel gekonnt in die Vene ein, löste sogleich den Knoten in dem Gummischlauch und hielt sein Versprechen, die Körperverletzung schmerzlos zu gestalten.
    Die Kuppe des Daumens rötete sich, während sie Druck auf den Kolben ausübte.
    Was Doc nun von sich gab, stellte die unglaublichste Wortfolge dar, die Dylan je gehört hatte: » Ich injiziere Ihnen mein Lebenswerk. «
    Im transparenten Zylinder der Spritze bewegte der dunkle Kolben sich langsam von oben auf die Spitze zu und presste die goldene Flüssigkeit in die Nadel.
    » Sie fragen sich wahrscheinlich, was dieses Zeug mit Ihnen anstellen wird. «
    Hör bloß auf, es ZEUG zu nennen!, hätte Dylan verlangt, wenn ihm nicht ein unbekanntes Wäschestück im Mund gesteckt hätte.
    » Unmöglich zu sagen, was genau es anstellen wird. «
    Obwohl die Nadel womöglich Normalgröße hatte, gestand Dylan sich ein, dass seine
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