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Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
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die Wüste hereinbrach.
    » Tut mir Leid, Fred. Das war gemein. «
    Der kleine Geldbaum hatte zwar seinen Stolz, war aber auch versöhnlich. Von den drei Männern, mit denen sie die negative Seite von Liebesbeziehungen erforscht hatte, hätte keiner auch nur eine Sekunde gezögert, jede harmlose Unmutsäußerung vonseiten Jillys gegen sie zu wenden; alle hätten ihr sofort Schuldgefühle vermittelt und sich selbst als Opfer dargestellt, das schon lange unter ihren unvernünftigen Erwartungen litt. Der gute Fred hingegen spielte solche Machtspielchen nie.
    Eine Weile fuhren sie in geselligem Schweigen dahin und sparten eine Kanne Treibstoff ein, indem sie im Windschatten eines rasenden Lastwagens blieben, der laut der Aufschrift auf der hinteren Ladetür leckere Eiskrem zu der hungernden Menschheit westlich von New Mexico brachte.
    Als sie auf einen Ort stießen, über dem die Reklamen von Motels und Tankstellen leuchteten, verließ Jilly die Interstate. Bei » Union 76 « füllte sie an einer SB-Zapfsäule ihren Tank auf.
    Ein Stück weiter besorgte sie sich in einem Hamburgerschuppen ihr Abendessen. Die Frau hinter der Theke, die so gesund und fröhlich aussah wie die idealisierte Großmutter eines Disneyfilms um 1960, ließ es sich nicht nehmen, an Jillys Bluse eine Plakette mit einer grinsenden Kröte zu befestigen.
    Das Lokal sah sauber genug aus, um als Operationssaal für einen vierfachen Bypass dienen zu können, falls einer der Kunden beim Verzehr seines x-ten Cheeseburgers endlich eine multiple Arterienverstopfung zustande brachte. Für sich genommen reichte bloße Reinlichkeit jedoch nicht aus, um Jilly zu bewegen, an einem der kleinen Resopaltische zu essen. Das grelle Licht war stark genug war, um genetische Mutationen zu verursachen.
    Während Jilly auf dem Parkplatz in ihrem Coupé saß und ein Chickensandwich mit Pommes frites verzehrte, lauschten sie und Fred ihrer Lieblingssendung im Radio. Es ging darin u m D inge wie Ufo-Beobachtungen, fiese Außerirdische, die darauf aus waren, sich mit Menschenfrauen fortzupflanzen, lebende Unge heuer wie Bigfoot (samt seinem kürzlich erspähten Sprössling Little Bigfoot) und Zeitreisende aus der fernen Zukunft, die zu unbekannten, jedoch böswilligen Zwecken die Pyramiden erbaut hatten. An diesem Abend setzten Parish Lantern, der Moderator mit der rauchigen Stimme, und seine Anrufer sich mit der grässlichen Bedrohung durch Gehirnegel auseinander, die angeblich aus einer anderen Realität in unsere Welt gelangten.
    Keiner der Hörer, die beim Sender anriefen, hatte etwas über radikale Islamisten zu sagen, die entschlossen waren, die Zivilisation zu zerstören, um die Weltherrschaft zu erlangen. Das war eine Erleichterung. Nachdem ein Gehirnegel sich im hinteren Gehirnlappen festgesetzt hatte, übernahm er angeblich die Kontrolle über seinen menschlichen Wirt, indem er dessen Geist versklavte und sich dadurch dessen Körper aneignete. So schleimig und eklig diese Kreaturen offenkundig waren, Jilly fühlte sich getröstet, während sie Parish und seine Hörer darüber diskutieren hörte. Selbst wenn es tatsächlich Gehirnegel gab, was sie keine Sekunde glaubte, konnte sie sie immerhin ganz gut verstehen: ihren genetischen Drang, sich andere Spezies zu unterwerfen, ihr parasitisches Wesen. Im Gegensatz dazu war menschliche Bosheit nur selten, wenn überhaupt, mit einfachen biologischen Fakten zu erklären.
    Fred besaß kein Gehirn, das als Egelwohnstatt taugte, weshalb er die Sendung genießen konnte, ohne sich irgendwelche Sorgen um seine persönliche Sicherheit zu machen.
    Jilly hatte erwartet, nach der Rast erholt zu sein, doch als sie ihr Mahl beendet hatte, war sie nicht weniger müde als in dem Moment, in dem sie die Interstate verlassen hatte. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, weitere vier Stunden durch die Wüste bis nach Phoenix zu fahren und sich dabei ab und an von Parish Lanterns paranoiden Phantasien trösten zu lassen. So angeschlagen, wie sie derzeit war, hätte sie auf dem Highway jedoch eine Gefahr für sich und andere dargestellt.
    Durch die Windschutzscheibe sah sie ein Motel auf der anderen Straßenseite. » Wenn dort keine Haustiere erlaubt sind «, sagte sie zu Fred, » schmuggle ich dich einfach rein. «
     

3
    Hochgeschwindigkeitspuzzeln ist ein Zeitvertreib, der am besten zu Leuten passt, die an einem leichten Hirnschaden leiden und daher von ebenso starken wie unkontrollierbaren Anfällen von Besessenheit heimgesucht
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