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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Autoren: Dirk van Den Boom
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nach dem Schwert, erhaschte es, zog es an sich, keuchte, als ihm schwarz vor Augen wurde. Er sah Legionäre seiner Leibgarde in den Raum strömen, hörte Schreie, Schmerzensrufe, sterbende Männer, sah Dahms mit erhobener Waffe in der Verbindungstür stehen. Wieder ein Schuss, noch einer. Mit maschineller Präzision suchte sich der Ingenieur seine Ziele, schoss, achtete gar nicht mehr auf die Opfer, suchte das nächste, schoss, schoss erneut. Der Kampfeswille der Attentäter brach, einer versuchte, zu entkommen, rannte direkt in das Schwert eines Soldaten.
    Rheinberg schloss die Augen.
    Nur etwas ausruhen, einen kleinen Moment.
    Dann vor ihm ein Geräusch. Er riss die Lider auf, sah den Attentäter, die Kapuze heruntergerissen, schweißüberströmt. Er hatte seine Waffe verloren, ein halbes Dutzend Klingen richteten sich auf ihn.
    »Nicht … töten …«, brachte Rheinberg hervor. Dahms hatte ihn gehört, gab den Befehl weiter, doch als der Umstellte merkte, dass die Soldaten sich zurückhielten, schrie er laut auf und warf sich mit Macht in eine der entgegengestreckten Klingen, umklammerte sie mit beiden, aufgeschnittenen Händen und trieb sie sich mit Macht in den Brustkorb.
    Der hilflose Soldat ließ los.
    Der Attentäter fiel mit einem gurgelnden Laut zu Boden.
    Dann senkte sich eine schon fast übernatürliche Stille über den Raum.
    Das war der letzte gewesen.
    Rheinberg sah noch, wie Dahms sich neben ihn hockte, den Verbandskasten, den er von der Saarbrücken mit sich genommen hatte, neben sich, die verkrampfte Hand Rheinbergs langsam von der Wunde lösend.
    »Sauberer Schnitt, Jan«, murmelte er. »Sauberer Schnitt. Das kriegen wir wieder hin .«
    Rheinberg versuchte zu lächeln.
    Dann verließen ihn die Sinne.

Kapitel 27
     

    »Es ist an der Zeit .«
    Valens erhob sich und nickte Godegisel zu. Das untätige Warten hatte offenbar ein Ende. Belucius öffnete einen Fensterladen und lugte in die Dunkelheit. Die Geräusche von ankommenden Reitern hatte sie aus ihrer Lethargie geweckt.
    »Männer«, sagte der ehemalige Legionär. »Vielleicht fünf oder sechs, mehr nicht.«
    »Gut, das wird dann weniger Aufsehen erregen«, meinte Valens. »Godegisel, die Hintertür. Geh .«
    Der junge Gote verließ den Raum. Er verschloss die Tür sorgfältig hinter sich. Valens wartete noch einen Augenblick, dann wies er Belucius an, die vordere Tür zu öffnen und die Besucher einzulassen.
    Der bullige Mann nickte und bewegte sich überraschend leichtfüßig zur Tür, zog den Riegel beiseite und öffnete sie einen Spalt weit. Jemand stand draußen und sprach, leise, hastig, aber nicht drängend. Valens sah Belucius nicken, dann die Tür weiter öffnen, und fünf Männer in weiten, dunklen Mänteln kamen langsam ins Innere.
    Auf Valens’ Gesicht leuchtete Erkennen auf. Er lächelte und schritt auf einen der Neuankömmlinge zu.
    »Malobaudes !« , rief er aus und reichte einem der Ankömmlinge, einem älteren Mann von gedrungener Statur, den Arm. Dieser erwiderte das Lächeln.
    »Valens! Mein Kaiser! Wer hätte das gedacht! Wir waren alle der festen Überzeugung, Ihr wäret bei Adrianopel gefallen !«
    »Das habe ich eine Weile auch gedacht«, gab Valens zurück und lachte. »Setzen wir uns. Wie geht es meinem Neffen ?«
    Malobaudes folgte der Aufforderung. Die übrigen vier Männer, nun sichtlich entspannt, blieben stehen und sagten nichts. Es handelte sich nach der Einschätzung des Goten um Leibgardisten des Generals. Es war nur natürlich, dass sie in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachließen. Belucius hatte eine ähnliche Haltung eingenommen. Er war jetzt in der Tat so etwas wie der Leibgardist des Valens, wie in den alten Tagen.
    »Gratian ergeht es gut«, beantwortete Malobaudes die Frage und streckte sich entspannt aus. »Er wächst an seinem Amt, mehr, als wir alle es jemals für möglich gehalten hätten .«
    »Große Herausforderungen wecken manchmal ungeahnte Fähigkeiten«, stimmte Valens zu und goss seinem Gast Wein ein. »Ich habe mich sehr dumm verhalten und die guten Absichten Gratians nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Es hätte niemals zu so einer Katastrophe wie vor Adrianopel kommen müssen .«
    Malobaudes machte eine wegwerfende Handbewegung. Er nahm den angebotenen Kelch, prostete Valens zu und nahm einen Schluck, ehe er wieder sprach.
    »Das ist Vergangenheit, Imperator !«
    »Nenne mich nicht mehr so, mein Freund«, tadelte Valens. »Ich mag jetzt noch der Onkel des Kaisers sein, aber ich werde
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