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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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noch gefunden? Doch wer auch immer sich dort näherte, wäre im Bruchteil einer Sekunde tot, falls der Schläger neben ihr sich aufrichtete und umdrehte. Sie musste ihren Bewacher ablenken.
    „Ich … ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht“, stieß sie aus.
    Der Mann sah sie abweisend an. „Sehe ich so aus, als ob mich das kümmert? Steh auf und geh, oder ich werde dich ziehen.“
    Leigh tat so, als ob ihr das Aufstehen schwerfiele. Der Gedanke an nahende Rettung machte sie fast schwindlig vor Hoffnung. Doch die Situation konnte noch immer jeden Moment explodieren und zu einem Gewaltausbruch führen.
    Als der Kerl ihr Haar packte, um sie nach oben zu ziehen, schrie sie auf vor Schmerz. „Ich sagte, steh auf!“
    Sie rappelte sich taumelnd auf. Der Mann grub seine Finger in ihren Arm und zwang sie vorwärtszugehen.
    „Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig“, sagte sie.
    Doch ihre Worte kamen zu spät. Er sah bereits über die Schulter und spähte in den dichten Schneefall. Prompt erblickte er die Person, die sich näherte, und erstarrte.
    Er ließ sich auf ein Knie nieder, nahm das Gewehr in Anschlag und zielte. Leigh tat das Einzige, was ihr übrig blieb, und rammte ihn mit der Schulter. Ein Schuss erschütterte die Stille.
    „Miststück!“, stieß er wütend hervor, während er mit dem Gewehr nach ihr schlug, sodass sie rückwärts im Schnee landete.
    Wie in Zeitlupe sah sie den Mann erneut das Gewehr anlegen und auf den Schatten in der Ferne zielen.
    „Nein!“, kreischte sie und rappelte sich mühsam hoch.
    Ein Schuss zerriss die Luft, und der Schläger griff sich an die Brust. Sein Mund öffnete und schloss sich lautlos, das Gewehr fiel zu Boden. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. Dann fiel er vornüber …
    Da sie nicht sicher sein konnte, wer die Person in der Ferne war, rannte Leigh blindlings schluchzend und keuchend durch den Schnee. Dann legte sich eine Hand über ihren Mund, und sie wurde zu Boden gerissen. Sie bereitete sich darauf vor, mit dem Kopf auf das Eis zu knallen, da ihre Hände gefesselt waren. Doch in letzter Sekunde drehte sich ihr Angreifer um, sodass sie auf ihm landete.
    „Ruhig, Liebes. Ich bin es, Jake. Du bist in Sicherheit.“
    Die Erleichterung durchflutete sie mit einer solchen Wucht, dass sie nicht sprechen konnte. Nicht denkenkonnte. Sie spürte nur seinen Körper, der sich fest und schwer anfühlte und Sicherheit versprach. Dann erinnerte sie sich, dass Rasmussen und mindestens zwei weitere Männer auf sie warteten. Dass sie vorhatten, sie zu töten. Wenn sie und Jake überleben wollten, mussten sie jetzt schnell handeln.

19. KAPITEL
    Jake hatte sich nie für einen gefühlsbetonten Menschen gehalten. Doch selbst nachdem er sich versichert hatte, dass Leigh nicht verletzt war, konnte er nicht aufhören, sie zu berühren.
    Sie wollte etwas sagen, doch er küsste sie. Kein begehrender Kuss, doch ein Kuss, der etwas viel Tieferes, viel Grundsätzlicheres sagte.
    „Wir müssen Rasmussen aufhalten“, keuchte sie.
    „Ich muss dich in Sicherheit bringen“, sagte er. „Das ist alles, was zählt.“
    Er nahm ihren Arm und führte sie dorthin zurück, wo Rasmussens Schläger lag. Er durchsuchte die Taschen des Mannes. Als er den Schlüssel für die Handschellen gefunden hatte, löste er ihre Handfesseln.
    Kaum hatte sie eine Hand befreit, wirbelte sie herum und schlang die Arme um ihn. Mehrere emotionale Minuten lang tat er nichts anderes, als sie zu halten, sie zu streicheln und ihren Namen zu flüstern.
    „Er hat dich nicht verletzt?“, fragte Jake.
    „Nein.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Was ist mit Madrid?“
    Jake verzog das Gesicht. „Er ist außer Gefecht. Ein Rettungshubschrauber ist unterwegs.“ Wenn das Wetter hält, dachte er.
    „Lass uns gehen.“ Vorsichtig führte er sie in Richtung der Hütte, doch sie blieb stehen und weigerte sich, weiterzugehen.„Nein.“ Sie schüttelte seinen Arm ab und wandte sich ihm zu. „Wir können ihn nicht davonkommen lassen.“
    „Rasmussen ist mir egal“, sagte Jake. „Alles, was mich interessiert, bist du.“ Er wünschte nur, er hätte diese Worte schon vor sechs Jahren gesagt.
    Sie drängte die aufsteigenden Tränen zurück. „Jake, wir müssen ihn aufhalten. Wir können ihn mit dem, was er getan hat, nicht davonkommen lassen.“
    „Ich werde nicht riskieren, dass du verletzt wirst.“
    „Ich bin deine einzige Chance, ihn aufzuhalten.“ Sie deutete auf die dunstige weiße Weite des
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