Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Autoren: Mike Resnick
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Wo sind die ganzen Autos?«, wollte er wissen.
    »Wer möchte bei diesem Wetter schon fahren?«, fragte Murgelström, den merklich schauderte.
    »Was ist mit Taxis?«
    »Hier kommt eines«, antwortete der Elf und deutete die Fifth Avenue entlang nach Süden, wo ein großer Elefant in funkelndem Aufputz auf sie zukam. Er trug eine Sänfte auf dem Rücken, in der ein Elf mit Megafon etliche weitere Elfen, die ihm gebannt zuhörten, auf die Wunder Manhattans aufmerksam machte. Der Elefant entdeckte auf einmal Mallory und Murgelström, breitete die Ohren aus, reckte den Rüssel in ihre Richtung und trompetete.
    »Ich meinte diese Yellow Cabs, die gelben Taxis«, wandte Mallory ein und ging um eine Ecke, sodass er aus dem Blickfeld des Elefanten geriet.
    »Yellow Cab zu ihren Diensten, Sir!«, rief jemand, und Mallory drehte sich gerade noch rechtzeitig um, damit er nicht mit einem hellgelben Elefanten zusammenstieß, der ebenfalls prachtvoll herausgeputzt war. »Nonstop bis Fifth Avenue und Central Park«, fuhr der Elf fort, der auf seinem Rücken saß. »Ankunft vor Mitternacht garantiert.«
    »Das sind nur zwei Blocks von hier«, gab Mallory zu bedenken.
    »Aber nicht für den alten Jumbo«, wandte der Taxichauffeur ein. »Er geht wie verrückt mal zick und mal zack und mal wieder in Gegenrichtung. Nicht schnell, wohlgemerkt - es ist eine absolut ruhige Art der Fortbewegung und viel angenehmer als bei manchen dieser modernen, abgespeckten Modelle -, aber entschlossen. Es gibt da einen Obststand an der 58. und Broadway, den er seit zwanzig Jahren nicht auslässt. Tolles Gedächtnis!«
    »Warum bildest du ihn nicht besser aus?«
    »Seinen Geist brechen?«, fragte der empörte Chauffeur. »Das käme mir nie in den Sinn!«
    »Mir scheint, dass es einen glücklichen Mittelweg geben sollte zwischen ihn brechen und zwei Stunden für hundert Meter benötigen.«
    »Aber wir reisen meilenweit!«, protestierte der Chauffeur. »Natürlich nicht in einer sonderlich geraden Linie ... aber andererseits ist der Weg selbst schon der halbe Spaß.« Er funkelte Mallory an. »Es ist Silvester und ich bin ein beschäftigter Mann, ein sehr beschäftigter Mann. Möchten Sie jetzt mitkommen oder nicht?«
    »Wir gehen zu Fuß«, antwortete Mallory.
    »Ihr Verlust«, fand der Chauffeur. Er stieß den gelben Elefanten mit einem winzigen Fuß an. »Komm schon, Jumbo - auf!«
    Der Elefant kreischte, drehte sich um hundertachtzig Grad und trabte los, ohne sich um die panischen Anweisungen seines Reiters zu scheren.
    »Ist jeder hier so unvernünftig wie du und dieser Elefantenlenker?«, fragte Mallory.
    »Ich fand, dass er vernünftig war«, entgegnete Murgelström.
    »Da wette ich«, sagte Mallory. »Gehen wir.«
    »Klar«, stimmte ihm Murgelström zu und überquerte die Fifth Avenue.
    Als Mallory ihm folgte, bemerkte er, dass die breite Straße auf einmal voller Verkehr war. Elefanten, Pferde und übergroße Hunde, alle in hellen Farben und funkelnden Geschirren, folgten der Durchgangsstraße in beiden Richtungen und trugen ihre Passagiere entweder auf dem Rücken oder zogen sie in bunt dekorierten offenen Kutschen.
    Mallory und Murgelström erreichten die andere Straßenseite und folgten dann einem verwickelten und umständlichen Weg zwischen Gebäuden und durch Gassen, geschwungene Rampen hinauf und Wendeltreppen hinab, in seltsam riechende Kellergeschosse und wieder hinaus, bis Mallory, der sich an den Weg zu erinnern versuchte, völlig verwirrt war. Endlich blieben sie vor einem kleinen, grasbewachsenen und umzäunten Hof stehen.
    »Da sind wir«, sagte der Elf.
    »Wie lautet die Adresse?«, fragte Mallory.
    »Fifth Avenue und 57. Straße.«
    »Ach, komm schon!«, sagte Mallory gereizt. »Wir sind von dort aus mindestens anderthalb Kilometer weit gelaufen.«
    »Eher zwei Kilometer, könnte ich mir denken«, pflichtete ihm Murgelström bei.
    »Wie können wir dann wieder am Ausgangspunkt angelangt sein? Wo sind die ganzen Straßen und Geschäfte?«
    »Sie sind hier. Wir haben uns nur aus einer anderen Richtung genähert.«
    »Das ist verrückt.«
    »Warum muss alles aus jedem Winkel gleich aussehen?«, wollte Murgelström wissen. »Sehen denn beide Seiten einer Tür gleich aus? Ist das Innere einer Schwarzwälder Torte identisch mit dem Äußeren? Glaube mir, John Justin, wir stehen hier wirklich an der Ecke Fifth und 57. Wir sind einfach nur hinter der Bühne.«
    »Wo ist die Vorderseite der Bühne?«
    »Ah«, lächelte der Elf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher