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Jungsspaß und Maedchenpanik

Jungsspaß und Maedchenpanik

Titel: Jungsspaß und Maedchenpanik
Autoren: Martin Klein
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er sich einen Ruck, stellte das Fahrrad im Hof ab, stieg die Treppen zum vierten Stock hoch und öffnete behutsam die Wohnungstür.
    »Hallo, Mama!«
    »Hallo, mein Schatz!«
    Pablo traf seine Mutter am geöffneten Küchenfenster an. Sie hielt eine rostige Skulptur in den Händen. Das Kunstwerk hieß Arbeiter aus altem Eisen und stand normalerweise in der Ecke neben dem Küchentisch. Holger hatte es aus Fundstücken zu sammengeschweißt, aus weggeworfenen Metallteilen und ausgedienten Werkzeugen.
    »Was machst du denn da, Mama?«, fragte Pablo.
    Sein Blick wanderte zwischen seiner Mutter, dem Arbeiter aus altem Eisen und dem offenen Fenster hin und her.
    »Ich … äh … mache gerade sauber.« Pablos Mutter setzte das schwere Kunstwerk schnaufend auf dem Boden ab. »Und dabei habe ich mich gefragt, ob ich diesen potthässlichen Staubfänger noch haben will.«
    »Ich finde das Ding ganz in Ordnung«, sagte Pablo. »Aber wenn es hier stört, könnte es auch in mein Zimmer umziehen.«
    »Das wäre vielleicht eine Möglichkeit.« Pablos Mama lächelte immer noch schief. ›Erst Arian, dann Holger und jetzt Mama‹, dachte Pablo. ›Heute ist der Tag des schiefen Lächelns.‹
    »Ich bezweifele aber, dass zwischen deinem ganzen anderen Zeug noch Platz übrig ist«, sagte Katja.
    »Da ist Platz genug«, erwiderte Pablo.
    »Ich muss dir etwas sagen, Schatz.« Seine Mutter setzte sich an den Küchentisch. Sie verschränkte die Hände vor dem Mund und seufzte. »Es ist nämlich so …« Sie sprach nicht weiter.
    Pablo holte zwei Gläser, goss Apfelsaft hinein und schob seiner Mutter eins hin.
    »Danke.« Sie trank ihr Glas in einem Zug leer. »Weißt du, Holger und ich …« Wieder endete sie mit einem Seufzer.
    »Ich weiß Bescheid, Mama. Ihr habt euch voll gestritten, weil Holger demnächst eine Ausstellung in einem Laden macht, der Nanu Rawumms oder so ähnlich heißt, und deshalb nicht mit uns nach Lüttenhoop fahren kann.«
    »… will!«, sagte Pablos Mutter.
    »Wie?«
    »Er will nicht mit uns nach Lüttenhoop fahren!«
    »Das kommt auf dasselbe raus. Du hast ihm danach jedenfalls die Baumkoralle, ähm … mitgegeben. Und den Eisernen Arbeiter willst du jetzt wohl auch nicht mehr haben.«
    »Du weißt wirklich schon alles«, sagte Pablos Mutter.
    »Holger und ich sind uns eben im Hausflur begegnet. Es ist echt schade, dass er nicht mitkommt.« Jetzt war Pablo mit Seufzen dran. »Arian und ich hatten uns richtig drauf gefreut, jeden Tag mit ihm Fußball zu spielen.«
    »Insofern hätte Holger für mich sowieso keine Zeit gehabt.« Bei Pablos Mutter war jetzt wieder das schiefe Lächeln an der Reihe. »Also macht es gar keinen Unterschied, ob er mitfährt oder nicht.«
    »Arian und ich können auch ohne Holger Fußball spielen«, sagte Pablo.
    »Dann ist doch alles okay«, seufzte die Mutter.
    »Na klar.« Pablo gab ihr ein Küsschen. »Vielleicht überlegt Holger es sich auch noch anders.«
    Das Telefon begann zu klingeln.
    »Vielleicht hat er sich’s auch schon anders überlegt«, sagte Pablo und sah Katja aufmunternd an.
    Sie hob abwehrend die Hände. »Nimm du ab.«
    Am anderen Ende der Leitung war Arians Mutter. Das Gespräch war kurz. Pablo kam kaum dazu, Arian gute Besserung zu wünschen und zu versprechen, seinen besten Freund über den Urlaub auf dem Laufenden zu halten. Arians Mutter sagte, das sei ihrem Sohn sehr wichtig und es würde ihm bestimmt dabei helfen, möglichst schnell wieder fit zu werden. Vorerst aber musste Arian im Krankenhaus bleiben. Nun bestand das Lüttenhoop-Team nur noch aus zwei Leuten.
    Pablo schaute seine Mutter traurig an. »Und was machen wir jetzt?«
    »Na, das ist doch wohl klar!« Katja wirkte plötzlich sehr entschlossen. »Jetzt fahren wir erst recht!« Feierlich hob sie die Stimme. »Hiermit hebe ich für die gesamte Urlaubsdauer das Gameboy-Zeitlimit auf. Kleiner Ausgleich für Arians Ausfall.«
    »Klingt nicht schlecht«, sagte Pablo. »Und welchen Ausgleich bekommst du?«
    »Na, was denkst du wohl, mein Schatz? Bücher natürlich! Und weißt du was? Ich fange jetzt sofort mit dem Packen an.«
    Pablos Mutter lief tatendurstig ins Wohnzimmer und steuerte das Bücherregal an. Dort zog sie eine ganze Buchreihe auf einmal heraus. Sie bestand aus etwa einem Dutzend Büchern mit ähnlichen Rücken, die in einem Schmuckkarton zusammengefasst waren. Das Ganze sah so ähnlich aus wie ein riesiger Ziegelstein. »Die Gesamtausgabe von Goethe «, sagte Katja. »Die wollte ich immer schon
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