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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster
Autoren: Frank Schmeißer
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weiter und so fort. Hm. Konnte man Jungs mit Hamstern vergleichen?
    Bist du bereit für einen Jungen? Was du bei der Anschaffung eines Jungen beachten solltest!
    „Dass er kein Arschloch ist“, murmelte ich und grinste. Plötzlich stürmte Lore das Zimmer und ich wedelte mit dem Hamsterbuch.
    „Du, kann ich mir das Ding hier mal ausleihen?“
    „Was? Ja, ja. Von mir aus“, antwortete sie gedankenverloren und ich stopfte das Buch in meinen Rucksack.
    „Und, wie lief es?“, fragte ich, obwohl ihr die Antwort überdeutlich ins knallrote Gesicht geschrieben stand.
    „Scheiße! Der wollte allen Ernstes, dass ich mich entschuldige.“ Lore stemmte empört die Fäuste in die Hüften.
    „Und?“
    „Wie und?“
    „Was hast du gesagt?“
    Sie breitete die Arme aus. „Natürlich, dass er das vergessen kann!“ Lore schnaufte verächtlich.
    „Aber du hattest doch eingesehen, dass du hysterisch warst.“
    „Schon. Aber das heißt noch lange nicht, dass er das Recht hat, zu sagen, dass ich hysterisch war!“
    Lores Logik war nicht immer nachzuvollziehen. Ich suchte nach Worten. Fand aber keine. Zumindest keine höflichen.
    „Hm.“
    „Und außerdem will ich nicht, dass er zur Party geht. Jedenfalls nicht, solange Mona auch da ist.“
    „Und nun?“
    „Weiß ich noch nicht. Aber ich denke mir was aus. Keine Sorge.“
    Genau das war meine Sorge: dass sie sich was ausdachte.
    Lore biss sich auf die Unterlippe und wirkte wild entschlossen.
    Ich sah auf die Uhr. Zwanzig vor neun. Ich musste zu Hause sein, bevor meine neue Traumfamilie raffte, dass ich ausgeflogen war. Ansonsten wäre mein Zimmer vermutlich noch an diesem Abend verloren gewesen.
    Als ich nach Hause kam, sah ich im Wohnzimmerfenster das blaue Licht des Fernsehers flackern. Davids Zimmer war ebenfalls erleuchtet und Jakob schlief wohl schon. An der Zimmerdecke ließ sein Nachtlicht Comicfiguren kreisen. Niemand war mehr in der Küche. So konnte ich ungestört und unbeobachtet über den Pflaumenbaum in mein Zimmer klettern. Noch auf der Fensterbank sitzend zog ich mir die Schuhe aus – bloß keine Geräusche machen – und trat mit dünnen Socken in die Kotze meiner Katze. Katzen haben wirklich ein Talent dafür, immer genau dahinzureihern, wo es echt nervt. Ich hatte nur einen Miniteppich im Zimmer liegen. Der Rest des Bodens war textilfreier Dielenboden, den man prima säubern konnte. Aber natürlich kotzte die Katze jedes Mal genau auf den Teppich. Falls mal jemand seinen Teppich verlegt haben sollte, empfehle ich eine Katze mit Magenproblemen, so wie meine, und ich schwöre, sie wird den Teppich finden und draufreihern. Hundertpro.
    Fluchend zog ich meine Socken aus und ging zum Schrank. Ich suchte das älteste T-Shirt raus, das ich besaß, und wischte die Sauerei weg. Rhea beobachtete mich dabei höchst interessiert. Wahrscheinlich lachte sie sich kaputt.
    Trotz ihrer Arroganz liebe ich Katzen, weil sie machen, was sie wollen. Die lassen sich nicht rumkommandieren. Hunde mag ich zwar auch, allerdings finde ich es irgendwie total unwürdig, deren Kacke aufzusammeln. Ich meine, es ist ja schon peinlich, wenn einem Menschen dabei zusehen, wie man Hundehäufchen von der Straße kratzt, aber was soll denn erst der Hund denken? Mein Frauchen sammelt Kacke statt Briefmarken. Verrückt!
    Da ist es schon besser, Katzenkotze wegzuwischen. Zumindest ein kleines bisschen. Die packt man wenigstens nicht in kleine Tütchen und schleppt sie mit weit ausgestrecktem Arm durch die Gegend, bis man einen Mülleimer gefunden hat. Das kann ja, je nachdem wo man ist, echt dauern. Stunden. Tage. Was weiß ich.
    Ich warf das Kotz-T-Shirt aus dem Fenster – ich würde es morgen entsorgen –, packte meinen Rucksack aus, startete meinen Laptop und aß die Schokoriegel.
    Ich surfte ein bisschen durch die Gegend, stattete Lores Facebook-Seite einen kurzen Besuch ab und überprüfte ihren Status.

    Niemand hatte bislang einen Kommentar hinterlassen. Ich überlegte kurz, ob ich etwas posten sollte, ließ es dann aber. Ich loggte mich aus, startete Word und begann über Jungs nachzudenken. Über die Liebe und die Pubertät.
    Die verdammte Pubertät. Wie sich das schon anhörte! Pubertät. Wie eine Krankheit.
    Mann, du siehst schlecht aus! Hast du eine Gastritis? – Nee. Pubertät. – Oh, doch so schlimm. Das tut mir leid.
    Und es ist ja nicht so, als ob wir von unserem Körper gefragt würden, ob wir bereit sind für das Elend.
    Hey, wie sieht’s aus? Bock auf Pubertät?
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