Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster
Autoren: Frank Schmeißer
Vom Netzwerk:
Bock auf Pickel, Brüste und einen mehrjährigen Besuch am Rande des Nervenzusammenbruchs? – Nee, lass mal. Ich hab noch keine Lust auf vermintes Gelände. Ich bleibe lieber noch ein bisschen zu Hause in meinem Kinderzimmer hocken und trink Kakao mit Sahne.
    So ist das eben nicht. Niemand fragt einen. Niemand bereitet einen vor. Und wenn einem doch mal ein Erwachsener zur Seite steht, glaubt man ihm kein Wort. Und zwar aus Prinzip. Denn jedes Mädchen erlebt seine Pubertät anders. Jede ist einmalig. Einmalig dramatisch. Einmalig faszinierend. Einmalig kompliziert. Einmalig toll. Einmalig scheiße. Und ganz genau so ist es auch mit der Liebe. Mit den Jungs. Und Beziehungen. Dem Miteinander. Auf einmal ist alles anders. Und die Jungs, die sind auf einmal auch ganz anders. Anders toll. Anders scheiße. Anders faszinierend. Und vor allem anders kompliziert. Wie sind Jungs? Warum werden sie so?
    Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und begann zu tippen.

----
    Mein erster Junge – Anschaffung, Pflege und Tipps, um ihn stubenrein zu kriegen
    Hannahs Ratgeber
    Jungs sind keine Hamster! Sie haben kein weiches Fell, kacken nicht in Stroh und sie nagen auch nicht den Küchentisch an. Die meisten zumindest nicht. Trotzdem drehen sie manchmal am Rad.
----
    Bei meinem kleinen Bruder war ich mir da nicht so sicher. Mit seinen abstehenden Ohren, struppigen Haaren und den großen Zähnen hatte er schon irgendwie etwas Nagetierhaftes an sich. Und außerdem war der Quälgeist echt unberechenbar. Mal scheinbar lieb und süß mutierte er blitzschnell zu einer hinterhältigen kleinen Ratte, die einen bei jeder kleinsten Kleinigkeit verpfiff oder in die Wade biss.
----
    Selbst im Welpenstadium sind Jungs schwer zu handeln. Und die schlechte Nachricht lautet: Sie werden noch schlimmer. Stunde um Stunde. Jahr für Jahr. Geben sie sich in den ersten Tagen einer Freundschaft noch Mühe zu gefallen, werden sie anschließend in Windeseile unzuverlässig oder unverschämt. Manchmal kann man ihnen dabei sogar zusehen. Eure Eltern werden behaupten, dass es an der Pubertät liege, dass die Jungs so komisch sind. Das kann sein. Aber warum sind so viele Typen komisch, obwohl sie längst aus der Pubertät raus sind? Dauert die Pubertät bei Jungs, bis sie fünfzig sind?
----
    Ich sah von meinem Computer auf. Mein Vater beispielsweise war mit über vierzig noch ein totaler Kindskopf. Und mein erster Freund Till war ein Paradebeispiel für die Verwandlung vom netten Kerl zum echten Arsch. Stopp! Ich muss erwähnen, dass Till nur ein Kumpel und nicht mein echter „richtiger“ Freund war.
    Das Thema „richtiger Freund“ sorgte immer für ein flaues Gefühl in meinem Bauch. Ich hatte nämlich noch nie einen richtigen Freund. Wahrscheinlich weil ich ein Zwerg bin, der sich nichts aus Schminke macht. Ich renne auch nicht in angesagten Klamotten rum und gehe in unserer Schule somit nicht mal als coole Außenseiterin durch. Ich glaube, die anderen halten mich einfach für einen Freak, einen komischen Kauz oder einen hässlichen Hobbit. Trotzdem ist es mir nicht egal, wie ich rumlaufe. Ich stöbere total gerne durch lustige Secondhandläden. Dort gibt es wirklich ausgefallene Sachen. Außerdem liebe ich es, mir vorzustellen, wer die Klamotten vor mir getragen hat. Vielleicht ein berühmter Filmstar?
    Till hatte meine Vorliebe für eher schräge Klamotten nie gestört. Auch deshalb war er mir wichtig gewesen und ich glaube, ich ihm auch. Zumindest bis er cool wurde. Beziehungsweise arschig.
    Es dauerte nicht lange und er kam zu spät zu unseren Verabredungen, hing nur noch lustlos bei mir auf dem Bett rum, bemalte seine Jeans mit Kugelschreiber und hörte Musik aus dem iPhone anstatt mir zu. Er war zwar da, aber irgendwie auch nicht.
    Irgendwann hatte ich die Faxen dicke. Es nervte mich, dass er immer nur angekrochen kam, wenn seine Kumpels unterwegs waren oder er Ärger zu Hause hatte. Wenn es ihm gut ging, bekam ich ihn nie zu Gesicht. Das klingt jetzt zwar egoistisch, ich weiß, aber wenn eine Beziehung, selbst eine wirklich rein kumpelhafte, zu einer Einbahnstraße verkommt, ist es Zeit, auf die Bremse zu treten. Ich hatte schließlich auch Probleme, über die ich gerne mit ihm gesprochen hätte. Aber die waren seiner Meinung nach viel zu unbedeutend im Vergleich zu seinen. Das Ende unserer Freundschaft verlief alles andere als schön.

    Eines Tages setzte ich Till einfach mit dem Hinweis vor die Tür, dass seine weltbewegenden Probleme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher