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Julia Saison Band 13

Julia Saison Band 13

Titel: Julia Saison Band 13
Autoren: Nicola Marsh , Teresa Hill , Myrna Mackenzie
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gewesen.
    Er drehte sich auf seinem Stuhl und starrte aus dem Fenster. Bryce spürte, wie sich ein tiefes Unbehagen in ihm breitmachte. Er hasste diese Zweifel, die er zwar seit vielen Jahren mit jedem erfolgreichen Geschäftsabschluss neu besiegte, die er aber offensichtlich nicht vollends bezwingen konnte.
    Das Telefon klingelte. Bryce griff danach, sichtlich verärgert, dass er seine alten Dämonen nicht im Griff hatte, wo er doch gerade heute einen riesigen Schritt auf der Karriereleiter erklimmen wollte.
    „Gibson.“
    „Hallo Bryce, hier ist Eve Pemberton, die Schwester von Tony.“
    Er begriff sofort. Er wusste, wer Eve Pemberton war. Aber was war mit ihrer Stimme geschehen? Als Teenager hatte sie nie so sanft geklungen. Andererseits war sie damals auch sehr wortkarg gewesen. Bis zu jener Nacht, die er gerne aus seiner Erinnerung gestrichen hätte.
    „Hallo Eve, wie geht’s? Schon lange nichts mehr von dir gehört.“
    „Mir geht es gut, danke.“
    Sie machte eine Pause, die ihn sofort neugierig werden ließ. Was wollte die sanftmütige Eve von ihm, nach allem, was zwischen ihnen passiert war?
    Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, fuhr sie fort: „Ich möchte dir ein geschäftliches Angebot machen. Können wir nach der Arbeit etwas zusammen trinken gehen?“
    „Eigentlich bin ich sehr beschäftigt …“
    Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung vernahm. Wüsste er es nicht besser, hätte er dabei Enttäuschung herausgehört. Aber warum? Abgesehen von Tony, den er seit dessen Umzug nach New York vor acht Jahren nicht mehr gesehen hatte, gab es keine Gemeinsamkeit zwischen ihnen.
    „Streberin“ wurde sie damals hinter ihrem Rücken von den Kindern genannt. Genau deshalb hatte er sie angesprochen. Er kannte das Gefühl, Außenseiter zu sein, auch wenn er sein Möglichstes getan hatte, es zu verbergen.
    „Dann vielleicht morgen?“
    War zuvor das enttäuschte Seufzen kaum wahrnehmbar gewesen, lag nun hörbare Verzweiflung in ihrer wohlklingenden Stimme.
    Die kühle, unnahbare Eve Pemberton verzweifelt? Unmöglich.
    „Soso … ein geschäftliches Angebot also?“
    Er senkte verführerisch die Stimme, als ginge er auf einen zweideutigen Vorschlag ein, und hätte beinahe laut aufgelacht, als sie tief Luft holte.
    Eve war keine Frau zum Flirten. Er hatte es einmal versucht – mit bescheidenem Erfolg.
    „Du bist neu in Melbourne. Du solltest mich in deinem eigenen Interesse treffen.“
    Er wollte gerade eine Ausrede finden, als sie ihm zuraunte: „Und du wirst nicht enttäuscht werden.“
    Bryce sprang so schnell vom Stuhl hoch, dass er sich sein Knie am Vorsprung des Schreibtischs anstieß. Leise fluchend starrte er auf das Telefon, als ob Eve ihn aus dem Hörer heraus ins Ohr gezwickt hätte.
    Das war nicht die Eve, die er kannte. In ihrer weichen gehauchten Stimme lag ein geheimes Versprechen – wie in der Nacht von Tonys einundzwanzigstem Geburtstag, jener Nacht, die so vielversprechend begonnen und so unsäglich peinlich geendet hatte.
    Kopfschüttelnd presste er den Hörer an sein Ohr und versuchte sich einzureden, dass nur reine Höflichkeit in Eves Stimme lag.
    „Bryce?“
    Mit einer blitzartigen Geschwindigkeit, für die er in der Werbewelt berühmt war, ging er seinen Terminkalender durch.
    „Ich habe um sechs Uhr einen Termin. Können wir uns danach sehen?“
    „Wie wäre es mit der Aria Bar im Langham Hotel? Gegen halb acht?“
    „Kein Problem.“
    „Großartig. Bis dann.“
    „Wie erkenne ich dich?“
    Es sollte ein Scherz sein, um das merkwürdige Telefongespräch leichtfüßig ausklingen zu lassen. Bryce fragte sich noch immer, ob er sich die Verzweiflung in Eves Stimme nur eingebildet hatte.
    „Keine Angst. Ich bin sicher, Du erkennst mich sofort.“ Ihre Stimme klang verunsichert, als sie auflegte. Verwirrt starrte Bryce das Telefon an und tippte anschließend kopfschüttelnd die Daten in sein BlackBerry ein.
    Eve Pemberton wollte ihm ein geschäftliches Angebot machen. Was in aller Welt konnte sie und ihn nach all den Jahren Geschäftliches verbinden?
    Bis halb acht musste er seine brennende Ungeduld noch zügeln.

2. KAPITEL
    Eve hatte gelogen.
    Bryce hatte nicht nur Schwierigkeiten, die langbeinige Göttin wiederzuerkennen, die in die schicke Aria Bar hineinschwebte. Als sie selbstbewusst ihr schimmerndes dunkelbraunes Haar nach hinten warf, das sich wie ein seidener Vorhang um ihre Schultern legte, hätte er sie
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