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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
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einen Treuhandfonds für unsere Kinder umzuwandeln. Dazu hatte ich kein Recht, und nachträglich kommt es mir fast lächerlich vor …“
    „Nein“, unterbrach Ione ihn, denn in diesem Moment hätte sie alles hingegeben, um nur wieder mit Alexio versöhnt zu sein. „Es war nicht lächerlich.“
    „Oh doch.“ Ein enttäuschtes, aber auch spöttisches Lächeln glitt über Alexios Gesicht. „Ab morgen wirst du eine der reichsten Frauen der Welt sein.“
    „Was mir gehört, gehört auch dir“, wandte Ione verzweifelt ein.
    „Meine Gewinne aus dem Gakis-Vermögen waren an die Partnerschaft mit deinem Vater gebunden“, erklärte Alexio. „Ich habe nicht vor, etwas von dem zu nehmen, was dir von Rechts wegen zusteht.“
    „Wenn das zu einer noch größeren Entfremdung zwischen uns führt, verzichte ich auf mein ganzes Vermögen“, drohte Ione.
    „Du hast Verpflichtungen gegenüber Tausenden von Angestellten“, erinnerte Alexio sie. „Das solltest du so wenig vergessen wie die Tatsache, dass Armut nicht unbedingt erstrebenswert ist.“ Er sagte das mit einem Unterton, der Ione aufhorchen ließ und ihr eine winzige Hoffnung gab.
    „Ich warte auf dich“, versprach sie und zog sich bis zur Tür zurück. „Und noch etwas … Vielleicht hat dein Foto wirklich nicht in meinem Schrank gehangen, aber ich habe oft einen heimlichen Blick darauf geworfen.“
    Wie sich herausstellte,, hätte Ione nicht so weit gehen müssen, denn als der Morgen dämmerte, lag sie immer noch allein im Bett. Alexio hatte ihre indirekte Aufforderung ignoriert. Alexio, der noch niemals Nein gesagt hatte, war nicht zu ihr gekommen.
    Wollte er auf diese Weise die Scheidung vorbereiten? Hatte er deshalb erklärt, dass er ihren Besitz nicht antasten würde, sobald seine Verpflichtungen gegenüber dem Gakis-Konzern erfüllt waren? Ione dachte lange darüber nach, ohne eine Antwort zu finden.
    „Was ich an deiner Stelle getan hätte?“, fragte Misty eine Woche später während eines längeren Telefongesprächs. „Ich glaube, ich hätte das Blaue vom Himmel heruntergelogen.“
    „Oh Misty!“, stöhnte Ione.
    „Es gibt Dinge, mit denen Männer einfach nicht fertig werden“, fuhr Misty unbeirrt fort. „Zuzugeben, dass du vorhattest, deinen Mann unmittelbar nach der Trauung zu verlassen, gehört dazu. Alexio ist ein Romantiker, was dir eigentlich gefallen müsste. Er stand am Hochzeitstag mit Blumen vor dem Kirchenportal, es schmeichelt ihm, dass du ihn als Schülerin angehimmelt hast … Willst du ihm nicht endlich sagen, wie es wirklich um dich steht?“
    „Ich habe ihm gesagt, was er mir bedeutet …“
    „Viele Menschen bedeuten mir etwas, Ione, aber deshalb liebe ich sie noch nicht. Die Frauen haben Alexio sein Leben lang verwöhnt, aber seit er dich kennt, ist es umgekehrt. Jetzt bist du es, die verwöhnt wird.“
    „Du hast ja recht“, gab Ione zu und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. „Leider ist er ständig geschäftlich unterwegs. Ich habe ihn während der letzten Woche kaum gesehen. Dafür kann er nichts, aber es macht die Sache nicht leichter.“
    Misty seufzte. „Ich wünschte, du hättest Freddy und mich an der Beerdigung teilnehmen lassen. Wir hätten dir helfen und uns viel besser unterhalten können.“
    „Ich brauchte keine Hilfe.“ Ione hatte den Wunsch ihres Vaters respektiert und nur die nächsten Verwandten zu dem Begräbnis eingeladen. Natürlich hätte sie ihre beiden Schwestern gern bei sich gehabt, aber in diesem Fall waren Minos’ und Kalliopes Wünsche wichtiger gewesen.
    Nachdem Ione, wie schon so oft, Misty ihr Herz ausgeschüttet hatte, ging sie auf den üppig mit Blumen bepflanzten Balkon hinaus, der sich an ihr Wohnzimmer anschloss. Wie viel hatte sich in einer Woche verändert!
    Ione hatte sich gründlich in den Räumen umgesehen, die sie seit ihrer Kindheit bewohnte, und entschieden, dass sich manches ändern müsste. Cosmas’ Bären würden eine Erinnerungsecke behalten, aber ansonsten waren die Jahre ihrer Kindheit endgültig vorbei.
    Beinahe überrascht hatte Ione festgestellt, in wie kurzer Zeit sie erwachsen geworden war. Wäre die Erinnerung nicht so schmerzlich gewesen, hätte sie heute über die kindische Aufmachung lachen können, in der sie am Abend ihres Hochzeitstags fortgelaufen war. Inzwischen bewohnten sie und Edward, der Bär, mehrere Zimmer im ersten Stock der Villa, deren Einrichtung sie ausgiebig beschäftigt und von allzu trüben Gedanken abgelenkt hatte.
    Alexio war
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