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Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)

Titel: Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
Autoren: Patricia Briggs , Patricia
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1

    S ie beobachtete ihn aus ihrem Versteck, wie sie es schon zweimal zuvor getan hatte. Die ersten beiden Male hatte er Holz gehackt, aber heute, nach den für Mitte Dezember typischen schweren Schneefällen, räumte er den Bürgersteig frei. Heute war der Tag, an dem sie ihn sich schnappen würde.
    Ihr Herz klopfte bis zum Hals, während sie beobachtete, wie er mit sorgfältig kontrollierter Aggression den Schnee schaufelte. Jede Bewegung der Schaufel verlief exakt parallel zur vorherigen Bahn. Und in seiner grimmigen Beherrschung sah sie seine schwelende Wut, die ausschließlich von seinem Willen zurückgehalten wurde– er ähnelte einer Rohrbombe.
    Während sie sich auf den Boden legte und flach atmete, damit er sie nicht entdeckte, überlegte sie, wie sie es angehen sollte. Von hinten, dachte sie, so schnell wie möglich, um ihm keine Zeit zum Reagieren zu lassen. Eine schnelle Bewegung und alles wäre vorbei– wenn sie nicht den Mut verlor, wie bei den ersten beiden Malen.
    Sie wusste instinktiv, dass es heute passieren musste, dass sie keine vierte Gelegenheit bekommen würde. Er war wachsam und diszipliniert– und wenn er nicht so wütend gewesen wäre, hätten seine geschärften Sinne sie in ihrem Versteck im Schnee unter den Tannenbäumen am Rand des Vorgartens längst entdeckt.
    Ihr Plan ließ sie vor Anspannung zittern. Ein Überfall von hinten. Feig und hinterhältig, aber es war der einzige Weg, ihn zu überwältigen. Und es musste passieren, weil es nur noch eine Frage der Zeit war, bevor er die Kontrolle verlor, die ihn momentan so sorgfältig den Bürgersteig schaufeln ließ, während der Wolf in ihm wütete. Und wenn er die Kontrolle verlor, würden Leute sterben.
    Gefährlich. Er konnte so schnell sein. Wenn sie das verbockte, könnte er sie töten. Sie musste darauf vertrauen, dass ihre eigenen Werwolfreflexe dem gewachsen waren. Es musste sein.
    Diese Erkenntnis gab ihr Kraft. Es würde heute passieren.
    Charles hörte den SUV, sah aber nicht auf.
    Er hatte sein Handy ausgeschaltet und die kühle Stimme seines Vaters in seinem Kopf so lange ignoriert, bis sie verschwand. Er hatte keine Nachbarn an der schneebedeckten Bergstraße– also war der SUV das nächste Zeichen für die Entschlossenheit seines Vaters, ihn zur Ordnung zu rufen.
    » Hey, Chief.«
    Es war der neue Wolf, Robert, der wegen seiner mangelnden Selbstdisziplin von seinem eigenen Alpha hierher ins Aspen-Creek-Rudel geschickt worden war. Manchmal konnte der Marrok helfen; in anderen Fällen konnte er nur hinterher aufwischen. Wenn Robert keine Beherrschung lernte, wäre es wahrscheinlich Charles’ Aufgabe, ihn aus dem Weg zu räumen. Wenn Robert nicht bald Manieren lernte, würde diese Aufgabe Charles bei weitem nicht so viele Gewissensbisse bereiten, wie sie eigentlich sollte.
    Dass Bran ausgerechnet Robert schickte, um seine Nachricht zu überbringen, verriet Charles genau, wie wütend sein Dad war.
    » Chief!« Der Mann machte sich nicht mal die Mühe, aus dem Auto auszusteigen. Es gab nicht viele Leute, denen Charles erlaubte, ihn anders zu nennen als bei seinem richtigen Namen, und dieser Welpe gehörte sicherlich nicht dazu.
    Charles hörte auf zu schaufeln und schaute den anderen Wolf an, um ihm zu zeigen, mit wem er sich gerade anlegte. Das Grinsen verschwand vom Gesicht des Mannes und er senkte sofort den Blick. Die große Vene an seinem Hals pulsierte in plötzlicher Furcht.
    Charles fühlte sich kleinlich. Und es störte ihn; er störte sich sowohl an seiner Kleinlichkeit als auch an der kochenden Wut, die sie auslöste. In ihm roch Bruder Wolf Roberts Schwäche und sie gefiel ihm. Der Stress, sich gegen den Marrok, seinen Alpha, aufzulehnen, hatte Bruder Wolf mit dem Wunsch nach Blut zurückgelassen. Roberts wäre genug.
    » Ich… äh.«
    Charles sagte nichts. Der Narr sollte sich ruhig anstrengen. Er senkte seine Lider und beobachtete, wie der Mann sich noch ein wenig wand. Der Geruch seiner Angst gefiel Bruder Wolf– und verursachte Charles gleichzeitig leichte Übelkeit. Normalerweise waren er und Bruder Wolf mehr im Einklang– oder vielleicht war das eigentliche Problem, dass auch er jemanden töten wollte.
    » Der Marrok möchte Sie sehen.«
    Charles wartete eine volle Minute und wusste genau, wie lang diese Zeit dem Botenjungen seines Vaters erscheinen würde. » Ist das alles?«
    » Ja, Sir.«
    Dieses › Sir‹ war etwas völlig anderes als › Hey Chief‹.
    » Sag ihm, dass ich komme, sobald mein
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