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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
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einen Schritt näher, sah sie lange an und strich ihr dann unendlich zärtlich über die Wange, Iones Herz setzte einen Schlag aus. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, lag sie in Alexios Armen und spürte seine Lippen mit so wilder, heißer Leidenschaft, dass ihr fast die Besinnung verging.
    Alle Verwirrung, aller Druck der letzten Woche lösten sich in diesem Kuss. Alexio nahm Ione auf die Arme und trug sie die Treppe hinauf, vorbei an Edward, dem Bären, bis ins Schlafzimmer. Dort legte er sie auf das Bett, küsste sie von Neuem und zerrte gleichzeitig ungeduldig an seiner Krawatte. Alles ging ihm plötzlich zu langsam, alles wollte er gleichzeitig tun.
    „Alexio …“, flüsterte Ione, die völlig überwältigt war.
    „Wenn du mit auf die Fähre gegangen wärst, hätte ich euch verfolgt und deinen lieben Doktor in Stücke gerissen“, gestand Alexio. „Ich konnte dich nicht fortlassen … ich konnte einfach nicht! Weißt du, was er zu mir gesagt hat, als ich ihn ins Haus brachte?“
    „Nein“, antwortete Ione verwundert. Warum hätte sie auf die Fähre gehen sollen? Um mit Yannis zu fliehen? Alexio musste den Verstand verloren haben.
    „Er sagte, er wolle nur, dass du glücklich würdest“, fuhr Alexio fort. „Dafür hätte ich ihn auf der Stelle umbringen können. Ich will auch, dass du glücklich wirst, aber nur mit mir! Ich bin dein Ehemann, und wenn du nicht glücklich bist, musst du darum kämpfen. Du gehörst nicht zu einem Biedermann wie Yannis Kanavos. Er hätte keinen Sinn für Teddybären oder Schuhe mit Diamanten am Absatz.“
    Ione musste lachen. „Ich weiß. Außerdem ist er viel zu anständig, um einem anderen die Frau wegzunehmen. Er will sich mit einer Krankenschwester verloben.“
    Alexio schwieg und betrachtete immer nur Iones Gesicht.
    „Ich mag Yannis sehr. Er war Cosmas’ Freund, und ich habe mich gern mit ihm unterhalten. Geliebt habe ich ihn nie … auch vor zwei Jahren nicht. Er ist ein guter, wertvoller Mensch, aber ich habe nur mit ihm geflirtet …“
    „Geflirtet?“, wiederholte Alexio drohend.
    „Deshalb war es auch so schrecklich für mich, dass Dad ihn misshandeln ließ, weil er glaubte, es wäre mehr.“ Ione seufzte in der Erinnerung. „So viel Kummer und Unrecht … nur meinetwegen.“
    „Und er?“, fragte Alexio. „Hat er dich geliebt?“
    „Ich glaube nicht. Er schwärmte für mich und wusste gleichzeitig, dass uns zu wenig verband, um eine gemeinsame Zukunft darauf aufzubauen.“
    „Und ich habe geglaubt, er wäre gekommen, um dir unsterbliche Liebe zu schwören und dich mir wegzunehmen.“ Alexios grimmiger Ton bewies, was er bis vor wenigen Minuten durchgemacht hatte.
    „Du hast mich den weiten Weg zum Hafen gehen lassen und damit gerechnet, dass ich nicht zurückkommen würde?“ Ione sah ihn fassungslos an. „Verhält sich so ein Ehemann?“
    Alexio errötete bei dem Vorwurf, sagte aber nichts.
    „Ich bin deine Frau!“, rief Ione enttäuscht. „Wie konntest du auch nur eine Sekunde annehmen, ich würde mit Yannis verschwinden?“
    „Du solltest wählen können, denn du hast dich nie frei für mich entschieden.“ Ione wollte widersprechen, aber Alexio legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Nein, streite es nicht ab. Beantworte mir nur diese Frage: Hat dein Vater dir befohlen, mich zu heiraten?“
    Tiefe Stille folgte. Ione überlegte krampfhaft, wie sie einer Antwort ausweichen könnte, aber wenn sie nicht lügen wollte, gab es keinen Ausweg.
    „Ja“, gestand sie leise.
    Alles Blut wich aus Alexios Gesicht. „Ich hätte es wissen müssen“, sagte er mehr zu sich selbst. „Du hattest keine Wahl. Erst als ich dich am Flughafen aufgehalten habe, hast du den Entschluss gefasst, es doch mit mir zu versuchen.“
    „Du machst es schlimmer, als es war …“
    „Nein.“ Alexio ließ sie nicht aussprechen. „Es gibt nichts Schlimmeres, als zu erfahren, dass du zu unserer Heirat gezwungen wurdest.“
    Alexios Gesicht verriet eine so tiefe Erschütterung, dass es Ione fast das Herz zerriss. „Aber …“
    „Du bist dazu erzogen worden, eine gehorsame griechische Tochter zu sein. Zugegeben, du hattest die Absicht, mich gleich wieder zu verlassen, aber als es Probleme gab, erschien es dir einfacher, unserer Ehe eine Chance zu geben.“
    Mit Entsetzen begriff Ione, was während der letzten neun Tage in Alexio vorgegangen war. Er hatte sich alles zurechtgelegt, alle Fakten zusammengezählt und daraus ein Bild entwickelt, das sie von Anfang an als
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