Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94
Autoren: L Graham
Vom Netzwerk:
sie eine Entschuldigung und verließ eilig das Zimmer.
    Ione stellte das Glas vorsichtig hin und stand ebenfalls auf. „Alexio …“
    „Schweig!“, schnitt er ihr das Wort ab. „Du hast meine Frage gehört. Stimmt es, dass du den Flug nach London neun Tage vor unserer Hochzeit gebucht hast?“
    Ione wusste nicht, was sie antworten sollte. Kalliope hatte die Wahrheit gesagt, aber diese Wahrheit konnte ihre Ehe für immer zerstören. Wenn sie das zugab, bestätigte sie zugleich, dass sie nie die Absicht gehabt hatte, mit Alexio zusammenzuleben, dass sie ihn nur benutzt hatte, um sich von dem übermächtigen Einfluss ihres Vaters zu befreien. Wie konnte sie das tun, wo sie endlich glücklich mit Alexio war?
    „Ich frage dich zum letzten Mal“, sagte er langsam und mit Betonung. „Ist das wahr?“
    Ione ließ sich langsam auf ihren Stuhl sinken. Sie begriff, dass es keinen Ausweg aus dieser Falle gab, und antwortete mit starren, blutleeren Lippen: „Ja. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes sagen, aber leider ist es wahr.“
    Alexios Gesicht drückte alles aus, was Ione gefürchtet hatte: Schock, Widerwillen und wilden Schmerz darüber, dass sie sich und ihn so erniedrigt hatte.
    „Ich hatte kein Recht dazu“, versuchte sie ihr Handeln zu erklären, „aber ich war verzweifelt. Dad hatte mir vier Jahre lang verboten, die Insel zu verlassen, und ich lebte wie eine Gefangene. Ich war verrückt, konnte nicht mehr klar denken …“
    „Zumindest nicht an mich“, warf Alexio mit eisiger Stimme ein.
    Dunkle Röte färbte Iones Wangen. „Ich war dumm und egoistisch und bedauere zutiefst, so etwas geplant zu haben …“
    „Du hast dich kirchlich trauen lassen, obwohl du vorhattest, dein Gelübde zu brechen?“ Alexio lachte böse auf. „Wie konntest du das tun? Wie konntest du neben mir vor dem Altar stehen und dasselbe Gelübde ablegen wie ich? Gibt es für dich keine Grenzen der Heuchelei?“
    „Ich habe meine Meinung im letzten Augenblick geändert …“
    „Du ändertest deine Meinung, weil ich dich am Flughafen gestellt habe“, verbesserte Alexio sie mit einem Blick, der ihr tief in die Seele schnitt. „Jetzt werden wir nie wissen, ob du deinen Vorsatz unter günstigeren Bedingungen ausgeführt hättest.“
    „Nein, nein … niemals!“, beteuerte Ione voll Angst. Sie ahnte, wie sich das Gespräch entwickeln würde und dass sie Alexios Vertrauen endgültig verspielt hatte. „Meine Gefühle für dich hatten sich geändert, aber ich kämpfte dagegen an.“
    „Was für ein Gefühl ist das, einen anderen zu missbrauchen, ohne an die Folgen zu denken? Ich merke endlich, dass keine Blutsbande dazugehören, eine Gakis zu sein. Nur ein Mitglied dieser Familie kann so skrupellos über andere hinweggehen.“
    „Beschimpf mich nur, ich verdiene jedes Wort …“
    „Was für ein Dummkopf ich gewesen bin!“ Alexio schüttelte den Kopf, als könnte er das alles nicht begreifen. „Dein Benehmen während der Hochzeit, das Bargeld und der Schmuck in deinem Koffer, die Ausflüchte und falschen Erklärungen … Und doch war ich bereit, mich damit abzufinden. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass die Frau, mit der ich mein Leben teilen, an deren Seite ich alt werden wollte, mich schon wenige Stunden nach der Trauung verlassen würde.“
    Ione war der Verzweiflung nah. „Beurteile mich nicht nach dem, was ich getan habe, als ich dich kaum kannte“, bat sie flehentlich. „Ich bin nicht mehr dieselbe Frau wie damals, und unsere Ehe ist für mich das Wichtigste auf der Welt. Du bedeutest mir so viel …“
    „So viel, dass du beim ersten Verdacht der Untreue zum zweiten Mal weglaufen wolltest“, hielt Alexio ihr bitter vor. „Unsere Ehe ist eine Lüge. Sie war es von Anfang an.“
    „Nein, nein!“, beteuerte Ione leidenschaftlich.
    Alexio sah sie lange und traurig an. „Erwartest du jetzt immer noch, dass ich dir glaube, du hättest im Internat ein Foto von mir in deinem Schrank gehabt?“
    Mit diesen Worten, die kaum zur Situation zu passen schienen, verließ Alexio das Zimmer, Ione legte den Kopf auf ihre Arme und begann, herzzerreißend zu schluchzen. Jetzt wagte sie nicht mehr daran zu denken, wie oft sie ihrer Freundin über die Schulter gesehen hatte, um einen Blick auf Alexios Foto zu erhaschen.
    Einige Minuten später fuhr sie erschrocken auf, weil jemand sanft ihre Schulter berührte. Sie hob den Kopf und sah Kalliope neben sich stehen, mit einem unglücklichen, schuldbewussten Ausdruck im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher