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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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schreie ich, dachte Leigh verzweifelt und hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Seit Jahren hatte sie sich nicht mehr so unsicher und verletzlich gefühlt. Seit fünf Jahren, genauer gesagt. Sie schaute auf ihre verkrampften Hände herab, deren Knöchel bereits weiß hervortraten. Mit großer Anstrengung zwang sie sich, dem durchdringenden Blick der blauen Augen noch einmal zu begegnen. “Bist du aus geschäftlichen Gründen in England?”
    “So könnte man es auch nennen”, entgegnete Raoul mit flüchtigem Lächeln, offenbar immer noch völlig unberührt von ihrer Gegenwart.
    “Oh …”, stammelte sie verunsichert und hatte das Gefühl, ihr Kopf sei völlig hohl. “Nun …” Sie schaute hilflos um sich und trat dann einen Schritt zurück. “Ich glaube, ich sollte jetzt lieber …”
    “Ich habe gehört, dass du inzwischen großen Erfolg mit deinen Bildern hast.”
    Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, konnte aber keinen Anflug von Ironie oder Spott in seinem dunklen Gesicht entdecken. Stattdessen echtes Interesse und noch etwas anderes – etwas, das ihr fast den Atem nahm und sie ganz schwindelig machte. Er hatte kein Recht, sie auf diese Art anzusehen! Nicht das geringste!
    “Du bist noch genauso wunderschön wie damals.” Seine Stimme klang heiser, und Leighs Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Wie oft war sie nach einer Nacht in seinen Armen von diesen geflüsterten Worten aufgewacht. Dass sie schön sei, dass sie sein größtes Entzücken sei und dass er sie nie gehen lassen würde …
    “Ich war nie wirklich schön”, entgegnete sie kühl und versuchte, den Schmerz aus ihrer Stimme zu tilgen.
    “Doch, für mich warst du es – immer.” Ich ertrage es nicht mehr, dachte sie wild. Seit Wochen hatte sie sich auf den heutigen Tag gefreut, in der Erwartung, auf Nigel Blakes
kleinem Treffen
, wie er seine legendären Partys nannte, zwischen all den reichen Müßiggängern auch auf einige bedeutende Künstler zu stoßen. Nigel war immens stolz darauf, dass es ihm immer wieder gelang, eine ausgewogene Mischung aus jungen, aufstrebenden Künstlern, einigen
alten Hasen
und betuchten, einflussreichen Leuten zusammenzustellen, die seine Gesellschaften zum Highlight der gehobenen Londoner Partyszene machten. Und es gab weit mehr als nur einen unbekannten, aber talentierten Künstler, der durch dieses Beziehungskarussell inzwischen sein Glück und sein Vermögen gemacht hatte.
    “Ich muss mit dir sprechen, Leigh.” Als Raoul vertraulich seine Hand auf ihren Arm legte, hatte sie das Gefühl, einen heftigen elektrischen Schlag zu bekommen. Abrupt trat sie einen Schritt zurück, während es in ihren Augen wetterleuchtete.
    “Tut mir leid”, sagte sie schnell, erschüttert von der Wirkung, die seine Berührungen immer noch auf sie hatten. “Aber ich möchte nicht mit dir reden.”
    “Das ist nicht gerade freundlich von dir.” Meinte er das zynisch, oder hatte sie ihn mit ihrer Zurückweisung tatsächlich getroffen? “Ich bin ein geduldiger Mann, Leigh, aber es gibt da noch ein paar offene Punkte zwischen uns, die wir klären müssen. Das verstehst du doch sicher, oder?”
    “Nein, verstehe ich nicht. Was genau meinst du damit?”
    “Ach, komm schon!” Sein Akzent hatte sich verschärft, und seine blitzenden Augen schienen sie förmlich zu durchbohren. “Du kannst doch nicht wirklich geglaubt haben, dass wir ewig mit diesem Schattentanz weitermachen können. Du musst gewusst haben, dass der Tag der Abrechnung einmal kommen würde.”
    “Hi, Leigh, Darling!” Bei dem schrillen Ton einer weiblichen Stimme mit breitem amerikanischem Akzent stieß Leigh einen unterdrückten Seufzer der Erleichterung aus. In ihren kühnsten Träumen hätte sie nie gedacht, sich einmal über das Auftauchen von Vivian James aufrichtig freuen zu können. Doch als die exaltierte Blondine auf mörderischen High Heels auf sie zugestöckelt kam, erschien sie ihr wie die Antwort auf ein stummes Gebet. “Das ist aber gar nicht fair, so ein Prachtexemplar zu monopolisieren!”, gurrte das attraktive Model und verzog schmollend den üppigen, roten Mund. Trotz ihres Gardemaßes überragte Raoul sie noch um einen halben Kopf. “Ich bin Vivian”, raunte sie mit einem verheißungsvollen Augenaufschlag.
    “Natürlich sind Sie das”, konterte er unbeeindruckt, und mit steigendem Unbehagen beobachtete Leigh, dass sich seine Kiefer verhärteten, während er die ihm dargebotene schmale, beringte Hand flüchtig berührte.
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