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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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wütenden Aufschrei sprang sie aus dem Bett und hastete zur Tür, doch als sie sie aufriss, war Raoul bereits im Lift verschwunden. Ohne an die Nachbarn zu denken schlug Leigh jetzt ihrerseits die Tür hinter sich zu und stürmte in die Küche. Sie machte sich einen Kaffee, nur um ihre zitternden Hände zu beschäftigen, und marschierte dann auf ihren kleinen Balkon, wo sie sich an dem heißen Getränk den Mund verbrannte.
    “Elender Mistkerl!”, schimpfte sie vor sich hin. Wenn er es tatsächlich wagen würde, noch einmal Kontakt zu ihr aufzunehmen, würde sie umgehend die Scheidung einreichen. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen! Warum hatte sie es eigentlich nicht getan? Langsam rutschte sie mit dem Rücken an der rauen Hauswand entlang, bis sie auf dem kühlen Steinboden hockte, und streckte ihr Gesicht der morgendlichen Sonne entgegen. Konnte es sein, dass sie trotz allem noch immer an ihrem großen Traum festhielt? Sie hatte an eine Liebe geglaubt, die bis ans Lebensende halten und alle Hindernisse und Krisen überdauern würde. An Kinder, Enkelkinder …
    Leigh lächelte bitter über ihre unglaubliche Naivität. Das war wirklich der Traum eines dummen kleinen Mädchens gewesen. Ihre ganze Ehe war gar nicht real gewesen. Seufzend schloss sie die Augen und lehnte ihren Kopf gegen das verzierte Metallgeländer, das von der Sonne bereits angewärmt war. Raouls Reichtum hatte es ihnen ermöglicht, sich wie in ewigen Flitterwochen zu fühlen. Die ersten fünf Monate ihrer Ehe hatten sie in seinem zauberhaften Haus in der Karibik verbracht, weitere zwei Monate in seiner Villa in Griechenland – dann die langen Kreuzfahrten auf seiner Luxusyacht, bis sie in das Haus in Südfrankreich gezogen waren, das er selbst sein
Heim
nannte.
    Es war traumhaft – ja, geradezu magisch gewesen, aber eben nicht real. Das wahre Leben bestand aus Arbeit, Fürsorge für den Partner, für die Familie. Eben aus einem Auf und Ab, aus guten und schlechten Zeiten, die man gemeinsam bewältigte.
    Seufzend erhob sie sich, um wieder in die Wohnung zu gehen, und ertappte sich dabei, wie sie mit dem Handrücken über ihre tränenfeuchten Wangen strich. Nein, keine Tränen mehr, sagte sie sich. Es war vorbei. Es
musste
vorbei sein!

3. KAPITEL
    “Mrs. de Chevnair?” Der junge Bursche vor Leighs Tür war hinter dem riesigen Strauß roter Rosen kaum zu sehen. “Mrs. Leigh de Chevnair?”
    “Jaa?” murmelte Leigh gedehnt. Das heftige Klingeln um neun Uhr morgens, nach einer schlaflosen Nacht, und der Hinweis auf ihren Status als verheiratete Frau erschienen Leigh nicht unbedingt als ein glücklicher Wochenauftakt.
    “Ich dachte schon, ich hätte mich in der Adresse geirrt. Auf dem Türschild steht nämlich Leigh Wilson”, erklärte der Blumenbote mit gerunzelter Stirn. “Aber das geht mich ja nichts an.”
    “So ist es!” Das war sonst gar nicht ihre Art, aber als der Junge sich daraufhin nach einem steifen Nicken entfernte, schaute sie ihm nicht einmal hinterher. Missmutig starrte sie auf den prächtigen Strauß in ihrer Hand. Kein Brief, keine Erklärung – nur das Bild eines kleinen, braunen Kätzchens steckte zwischen den duftenden Blüten. Seufzend legte sie das Bukett auf dem Küchentisch ab und ging unter die Dusche. Dann zog sie sich mit mechanischen Bewegungen an. Während sie ihr dickes kastanienbraunes Haar kämmte, betrachtete sie sich kritisch im Spiegel. Die bleichen Wangen, die verhangenen braunen Augen und das sanfte Oval ihres Gesichtes, das niemand, der nicht völlig verblendet war, als hübsch bezeichnen konnte. Wie seltsam, dass Raoul ihr vom ersten Tag ihrer Begegnung an versichert hatte, dass sie wunderschön sei.
    “Schluss! Es ist vorbei! Endgültig!” Energisch legte sie die Bürste aus der Hand. “Du widmest dich ab sofort nur noch deiner Arbeit und wirst eine große und bedeutende Künstlerin!” Nach einigen fruchtlosen Versuchen in dieser Richtung beschloss Leigh, erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Der schwere Duft der Rosen betäubte sie fast, und sie brauchte unbedingt einen klaren Kopf.
    “Na, schon wieder auf der Flucht?” Leigh schaute an der schlanken, dunklen Gestalt hoch, in die sie vor ihrer Haustür hineingelaufen war. Raoul! Wer erlaubte ihm eigentlich, so unverschämt gut auszusehen, dachte sie aufrührerisch. Die ausgeblichenen Jeans und das legere marinefarbene T-Shirt unterstrichen das leuchtende Blau seiner Augen und gaben ihm ein fast jungenhaftes, verwegenes
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