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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition)
Autoren: Alexandra Fischer
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Gegenwehr.«
    Es war einfach. Er schmeckte nach Tierra Grande. Jacquotte
ließ die Hände sinken und hörte das Rauschen des Blutes in
ihren Ohren.
    »Dafür werde ich dich umbringen«, sagte sie, als er von
ihr abließ.
    »Das ist gut. Denn das bedeutet, dass du überlebst.« Er
lächelte kurz, bevor er seine Waffen überprüfte.
    Jacquotte tat es ihm gleich und pirschte sich an das Lager
heran. L’Olonnais war schnell auszumachen. Er schritt
unruhig zwischen seinen Männern umher, fuhr sich durch seine
strähnigen Haare und kratzte seinen wuchernden Bart. Er sah
aus wie ein gefangenes Tier, für das es kein Entrinnen aus
seinem Käfig gab und das immer wieder gehetzt um sich
blickte. An einen breiten Baumstamm in der Mitte des Platzes
waren zwei schwarzhaarige Frauen gebunden, die stumm jede
seiner Bewegungen verfolgten. Pierre bemerkte sie ebenfalls
und blieb wie angewurzelt stehen. Jacquotte warf ihm einen
kurzen Seitenblick zu, bevor sie mit zusammengekniffenen
Augen den Olonnaisen fixierte.
    Als hätte sie ihn angesprochen, fuhr L’Olonnais plötzlich
herum. Sein Körper war angespannt, sein Gesicht verwandelte
sich zu einer bösartigen Fratze. Einige Herzschläge starrten
sie einander an.
    »Antoine«, rief er endlich und näherte sich. Mehrere
Männer, die offensichtlich nicht gewarnt wurden, gaben
Fersengeld und verschwanden im Unterholz. Jacquotte zog ihre
Pistole und L’Olonnais lachte höhnisch.
    »Du willst mich erschießen? Wie erbärmlich, Antoine! Oder
sollte ich gar vor der roten Peitsche salutieren?« Er
spuckte angewidert aus, während sein Blick an Pierre hängen
blieb.
    »Ich hätte Euch vor langer Zeit töten sollen, Picard! Ist
das rote Weib nicht Manns genug, um alleine gegen mich
anzutreten?«
    Er machte eine flinke Drehung und warf sich ins Gebüsch.
Ein Knall zerriss die Luft. Pierre wurde zurückgeschleudert.
Jacquotte fluchte und trat zu ihrem Freund, der sich den
rechten Arm hielt. In ihrem Rücken hörte sie Gekicher.
    »Er spielt mit uns.“ Pierre schubste sie von sich. »Kümmer
dich nicht um mich. Es ist dein verdammter Kampf, bring ihn
endlich zu Ende!«
    Jacquotte beobachtete, wie er ebenfalls in Deckung ging.
Sie straffte die Schultern. Solange sie ihre Aufmerksamkeit
Pierre zuwandte, war sie leichte Beute für den Olonnaisen.
Sie kreuzte ihre Arme und zog Säbel und Machete. Das
Gekicher verstummte.
    »Zeig dich, L’Olonnais!«
    Bedächtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie hörte
das aufgeregte Geflüster der Männer und trat auf die
Lichtung. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Pierre ihr im
nahen Dickicht folgte. Sie wusste, er wollte zu den beiden
Indianerfrauen und sah zu dem Baumstamm hinüber. Die hohen
Wangenknochen der Frauen waren bemalt, ihre Brüste hingen
schwer herunter und ihre Bäuche sahen aus, als ob sie
bereits viele Kinder bekommen hatten oder erneut welche in
sich trugen. Sie beschleunigte ihre Schritte, lief nun
seitwärts, Säbel und Machete drohend erhoben.
    Zu spät bemerkte sie den entsetzten Ausdruck in den
Gesichtern der Indianerinnen. L’Olonnais! Sie fuhr herum und
die Frauen schrien auf. Der Säbel in seiner rechten Hand
verfehlte Jacquotte nur um Haaresbreite. Er holte mit der
Linken aus und die Klingen der Waffen prallten aufeinander.
Zorn und hemmungsloser Hass gaben seinem Angriff ungeahnte
Kraft. Sie stolperte. L’Olonnais sprang zurück und drehte
sich um die eigene Achse, um erneut Schwung zu holen. Sie
duckte sich eilig, hieb mit ihrer Rechten nach seinen
Beinen, während sie mit der Linken den nächsten Schlag
parierte. Doch die Wucht zwang sie in die Knie. Verschwommen
erkannte sie, dass Pierre das Seil durchtrennte, das die
Frauen an den Baum fesselte. L’Olonnais schrie wütend auf.
Sie registrierte das Aufblitzen seines Säbels und vernahm
das Reißen von Stoff, als er ihre Schulter traf. Hitze
durchschoss ihren Körper. Instinktiv sprang sie rückwärts.
Mit zwei zügigen Schlägen ihrer Machete hielt sie ihn auf
Abstand. L’Olonnais‘ war kurzfristig abgelenkt, als die
befreiten Indianerfrauen davonliefen, doch dann begann er,
über den Platz zu tänzeln. Sein Blick heftete sich auf ihren
verletzten Arm, der kraftlos herunterhing.
    »Ich werde dich schlitzen wie die schwarze Metze und
später in dein totes Gesicht spucken, wie ich es bei Jérôme
getan habe. Du bekommst das Beste von allem, Antoine!«
    Sie umkreisten sich und Jacquotte zwang sich zur
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