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Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Jetzt ist gut, Knut (German Edition)

Titel: Jetzt ist gut, Knut (German Edition)
Autoren: Bettina Haskamp
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schätzen, dann fragen Sie nach.«
    Also gut. Tina war ja nicht der einzige Mensch in meinem Dunstkreis. Ich ging hinüber ins Wohnzimmer. Knut hatte von den Mongolen zur Formel 1 gewechselt. »Du, Knut?«, schrie ich gegen den Lärm der Rennwagen an. – »Hm?« – »Was schätzt du an mir?« – »Was?« – »Was du an mir schätzt!« – »Wie kommst du denn jetzt darauf?« – »Nun sag doch mal!« Ich fürchtete schon, Sebastian Vettel würde das Greisenalter erreicht haben, bis Knut endlich antwortete. »Deine Kuchen?« – »Ist das alles?« – »Was willst du denn hören?« – »Ach, vergiss es.«
    Ich setzte mich wieder an den Computer. »Versöhnen Sie sich mit Ihrem Körper.« Na, sicher doch. Ich könnte was Schönes für meinen Hängebusen und meine Cellulitis kochen, dann ein paar Kerzen anmachen und schon wären wir versöhnt. Der war doch nicht ganz dicht, der das geschrieben hatte. »Machen Sie sich Ihre Stärken und positiven Eigenschaften bewusst.« Kein Problem. Ich war spitze in Reisekostenabrechnung und konnte super Geschichten erzählen. Okay, der letzte kluge Tipp. »Eignen Sie sich die Körpersprache eines Menschen an, der über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügt.« Was? Ich sollte laufen und gestikulieren wie die Berger?
    Betreff: AW: Sorry
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 06.06.2011
    Liebe Tina, danke für deine Mail. Richtig, du bist keine Psychologin, und du solltest auch besser nicht an einen Berufswechsel in diese Richtung denken. Es ist lieb, wenn du mich aufmuntern willst, oder was immer deine Zeilen bezwecken sollten. Aber bitte verschone mich mit weiteren Ratschlägen zur Stärkung meines angeblich nicht ausreichenden Selbstvertrauens. Mir geht es gut, und ich will so bleiben, wie ich bin.
    Deine Lilli
    Klang das ein bisschen zickig? Schon möglich. Ich schickte die Mail trotzdem ab und fuhr den Rechner herunter. Dank der tollen Liste war mir jetzt völlig klar, dass ich das Geld für ein Fitnessstudio auch sparen konnte. Was nützten mir stramme Oberschenkel, wenn unter meinem Busen nicht nur ein Bleistift, sondern gleich eine ganze Bleistiftpackung Halt fand?

3
    M ontag. Konferenztag. Wir saßen erst zwanzig Minuten zusammen, und ich sah eine Massenkündigung auf uns zukommen. Wahlweise einen Meuchelmord. Und zwar wie damals im Film »Orient Express«, jeder dürfte mal zustechen. Also, ich wäre dabei.
    Wir besprachen die Sendung vom vergangenen Freitag. Das heißt: die Berger besprach. Die Temperatur in unserem eigentlich angenehm klimatisierten Konferenzraum mit dem schlichten runden Tisch lag bei geschätzten zwanzig Grad minus. Einzige Wärmequelle war der uns vorgesetzte Drache, der seit Beginn der Konferenz heiße Wutwellen in den Raum schickte, denen wir Übrigen auszuweichen versuchten. Keiner guckte den anderen an, alle starrten auf ihre Notizblöcke. Ich schrieb mit. Eigentlich wurden die Konferenzen nicht protokolliert, aber ich gab mich gern beschäftigt. Und zu Hause hatte ich so eine Art Tagebuch mit meinen persönlichen Best-of bzw. Worst-of, je nachdem. Natürlich wusste das niemand.
    Eben hatte es Michael erwischt, einen unserer freien Autoren. Die Berger hatte ihn in rasendem Sprechtempo und lautstark fertiggemacht, weil ihr Klaus Hoffmann als Gast zu langweilig gewesen war. Selbst mit Steno hatte ich Mühe, alles mitzukriegen. »Ich dulde kein intellektuell verbrämtes Geseiche in meiner Sendung! Wir sind hier nicht bei ARTE, verdammt noch mal! Ich will Quote! Ich erwarte unterhaltsame Gäste und witzige Gespräche. Hast du eine Ahnung, was witzig ist, Michael? Wenn nicht, dann mach dich besser schnell schlau, sonst bist du raus.« Michael hatte Klaus Hoffmann eingeladen und das Gespräch zwischen ihm und Hubertus Meyer-Burckhardt vorbereitet. Mir hatte das Gespräch gut gefallen, aber das behielt ich für mich. Ich notierte nur still: Michael im Stuhl verglüht.
    Der Drache suchte sein nächstes Opfer. Der Blick schweifte in die Runde, blieb an Anette hängen. Plötzlich sprach die Berger mit leiser Stimme. Irgendwie war das noch schlimmer, als wenn sie keifte. »Grundsätzlich«, säuselte sie, »grundsätzlich habe ich nichts gegen ein Nickerchen.« Pause. Die Stille dehnte sich aus. Wovon redete die Frau? Ich fing einen fragenden Blick von Sven auf. Unglaublich, wie lange ein paar Sekunden dauern können. Ich hatte reichlich Gelegenheit, das Muster im grau-blauen Teppichboden zu studieren. Endlich sprach sie weiter. »Allerdings
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