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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42
Autoren: Rüdiger Paul
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wichtigen Handelszentren miteinander. Jährlich zählt man
schätzungsweise dreihunderttausend Pilger auf dem „Camino Francais “.
Wohingegen auf dem nördliche Küstenweg im Jahr nur ungefähr dreitausend Pilger
unterwegs sind. Diese einsame Pilgerroute am Meer entlang, fügt sich nahtlos in
mein selbst gewobenes Vorstellungs-Gebilde.
    Hinzu kommt, dass entlang der Wegstrecke eine
Vielzahl von kleineren Pilgerherbergen nach Vorlage des Passes genutzt werden
können. Die Gewissheit, am Abend ein Herbergsdach über dem Kopf zu haben, macht
die Sache ungleich angenehmer. Ein weiteres Kriterium ist, dass man diesen Weg
ohne unbedingt religiösen Hintergrund gehen kann. Der „Camino Santiago“ steht
in der heutigen Zeit den Menschen aller Religionen und Glaubensvorstellungen
offen. Laut Statistik besteht die jährliche Pilgerschar etwa zur Hälfte aus
gläubigen Christen. Obwohl getauft, weiß ich den ganzen Abläufen und Zeremonien
in Kirchen nicht unbedingt zu begegnen. Das hat sicher auch eine Ursache an den
in meiner Kindheit heraufbeschworenen „Modernen Zeiten“. Christliches
Gedankengut wurde absolut gedämpft und aus dem Alltag verbannt.
    Menschen mit einem innigen Glauben an Gott
bewundere ich in vielen Situationen des Lebens. Die Möglichkeit, Zwiesprache
halten zu können oder sich innerlich für alltägliche und scheinbar
selbstverständliche Dinge zu bedanken, kommt im Alltag oft zu kurz.
    Das Vertrauen und die Liebe, welches meine
Partnerin Gabi dem Vorhaben entgegenbringt, sind pure Energie. Die Gewissheit,
dass wir diese Gabe nicht missbrauchen werden, gibt mir viel Zuversicht und die
nötige Freiheit.
    Es ist noch viel Zeit bis zu meinem Start,
aber ich beschäftige mich fast täglich mit der Organisation und der Ausrüstung
meines Vorhabens. Als da wären: Der Rucksack, rechtzeitiges Buchen der Flugtickets,
beantragen des Pilgerpasses, feste Wanderschuhe, praktische Bekleidung, ein
zweckmäßiges Messer, Dosenöffner, die Reiseapotheke, eine Schultertasche,
Auslands-Krankenscheine, Landkarten, Sicherheitsnadeln, Waschzeug, Kompass,
etc. Der Kauf von Wandersocken verrät letztendlich den Ernst der Lage. Gabi
sieht die Anschaffung der verschiedensten Utensilien mit ihrer typischen
Gelassenheit entgegen. Erst als ich mir zwei Paar Wandersocken für je
zweiundzwanzig Euro kaufe, ist sie sicher. Jetzt geht er wirklich los! Sie hat
ein untrügliches Gespür für mein Kaufverhalten.

Sonntag, 16.04.2006
    Merseburg
     
    Der Beginn einer Pilgerreise wird in der
Heimatgemeinde mit dem ersten Stempel im Pilgerpass dokumentiert. Den Pass
beantragt man bei der „Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft“ in Aachen. Dieses
Papier ist der offizielle Nachweis, dass man den Weg zu Fuß zurückgelegt hat.
Gleichzeitig berechtigt er auch zum Übernachten in Pilgerherbergen und
Refugien. Man lässt ihn als Nachweis täglich abstempeln, das kann in der Herberge,
in einer Kirche, bei der Polizei, in einer Pension oder im Tourismusbüro der
Gemeinden erfolgen. Hat man mindestens die letzten einhundert Kilometer zur
Kathedrale in Santiago zu Fuß zurückgelegt, bekommt man dort die „Compostela“
ausgehändigt. Dieses ist die legitime Pilgerurkunde der Jakobspilger.
    In Merseburg bemühen sich die evangelische
Kirchengemeinde „St. Thomae“ und das „Kirchenspiel Merseburg“ mit viel
Engagement um das Wohl der ankommenden Pilger. Unterstützung finden die Pilger
auch von der Katholischen Kirche.
    Direkt in der Merseburger Neumarktkirche „St.
Thomae“ ist eine Pilgerherberge entstanden. Dieses romanische Kleinod befindet
sich in Sichtweite des Merseburger Schlosses, am gegenüberliegenden Ufer der
Saale.
    Von Herrn Dr. Schikowsky ,
dem Regionalbeauftragten des „Ökumenischen Pilgerweges“ für den Raum Merseburg
erfahre ich dass sich der geschichtliche Bogen zu einer Pilgerherberge in
Merseburg über die Jahrhunderte spannt. Neueste historische Nachforschungen bestätigen
dass, laut der „ vita paulinae “
des Mönchs Sigeboto , bereits um 1100 Jahrhundert
Pauline von Schraplau im damaligen Merseburger
Armenhaus Pilger betreut hat. Zwischen den Jahren 1102 und 1105 gründete diese
Frau das Kloster Paulinzella .
    In der jüngeren Vergangenheit ist die Idee
authentische Pilgerwege in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen zu schaffen
durch die „Deutschen St. Jakobus- Gesellschaft“ angeregt worden.
    Initiator für Intensive Nachforschungen und
Bemühungen um die Historie und die Steckenverläufe ist im
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