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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
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habe. Ich habe es dem Mann geben müssen, der Johnny auf dem Gewissen hat.« Rosebud sagte nichts. Nur ein schneller Atem verriet dem Blinden, daß er aufs höchste erregt war. »Was für ein Mann?«
    »Er erpreßte mich. Irgendwie war er hinter meine Pläne gekommen und beschattete mich. Dann, nachdem alles gelaufen war, forderte er die Hälfte meines Anteils. Ich gab ihm das Geld. Aber er wollte immer mehr. Schließlich vertraute ich mich Johnny an. Er meinte, es sei das beste, wenn wir uns in eine andere Gegend absetzten. Aber dazu kam es nicht mehr. Der Erpresser durchschaute uns, hetzte Johnny die Polizei auf den Hals, ließ mich durch ein paar üble Burschen windelweich prügeln und nahm mir auch den Rest meines Geldes ab. Er muß geglaubt haben, ich sei tot, denn sonst hätte er mich längst beseitigen lassen. Von alldem hatten Riddle, Tybell und Bartleby keine Ahnung, da wir ausgemacht hatten, uns sofort nach dem Coup zu trennen und nie wieder Verbindung aufzunehmen. Nur Johnny und ich blieben noch zusammen.«
    Rosebud saß zusammengesunken auf dem Tisch. Er stützte den Kopf in eine Hand und fühlte eine unendliche Leere in sich. In seinem Hals saß ein Kloß, und er mußte würgen, ehe er sprechen konnte: »Ich begreife nicht. Mein Gott, Edwards, wieso dann die vier Namen auf dem Zettel? Wie konnte das geschehen?«
    Der Blinde hob fragend den Kopf. »Was für ein Zettel?«
    »Ach so, das können Sie nicht wissen. Ich habe Johnny gefunden, nachdem die Polizei ihn angeschossen hatte. Kurz bevor er starb, teilte er mir mit, die .Namen seiner Verräter habe er auf einen Zettel geschrieben, der sich in seiner Mundharmonika befindet. Ich habe ihn gefunden. Es waren die Namen von Johnnys Komplicen, und Ihrer war auch darunter.«
    »Das kann nur bedeuten, daß der wahre Verräter nicht nur die Polizei entsprechend informiert hat, sondern Johnny obendrein noch die Nachricht zugespielt hat, wir, seine Freunde, hätten ihn verraten. Dieser Bursche ist noch gemeiner als ich geglaubt habe.«
    Rosebud richtete sich kerzengerade auf. »Edwards«, flüsterte er eindringlich, »Sie müssen mir sagen, wie er heißt. Ich schwöre Ihnen, ich werde ihn finden, und wenn er sich in Alaska verkrochen hat.« Zum erstenmal ging so etwas wie ein Lächeln über .die Züge des Blinden. »Sie brauchen nicht nach Alaska zu fahren, Ernie. Er war zunächst verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Ich suchte ihn überall. Dann verlor ich mein Augenlicht. Ich wollte Schluß machen. Aber dann hörte ich, daß mein alter Freund in New York aufgetaucht war. Es gab mir wieder Lebensmut, denn ich dachte immer noch an Rache. Aber was soll ein Blinder, der niemand hat, denn schon ausrichten?«
    »Ich werde vollenden, was Sie nicht vollenden konnten«, versprach Rosebud mit beinahe zärtlicher Stimme. Er stand auf, mit hartem und entschlossenem Gesicht.
    »Wo finde ich ihn?«
    »Er ist hier in New York, und zwar ganz in der Nähe…«
    ***
    Auf der Pressekonferenz war der Teufel los gewesen. Fast zwei Stunden hatten uns die Reporter mit Fragen bestürmt. Als sie schließlich abzogen, waren sie immer noch nicht zufrieden. Aber da sie ihre Story noch in den Abendzeitungen unterbringen wollten, mußten sie notgedrungen das Feld räumen. Mir war das nur recht. So eine Pressekonferenz kann einen ganz schön fertigmachen, besonders wenn das Eisen so heiß ist wie der Fall Rosebud.
    Jetzt saß ich mit Phil in unserem Büro und studierte die noch druckfrischen Ausgaben.
    »Die hauen ganz schön auf die Pauke«, sagte mein Freund, der die Titelseite des Chronicle vor sich liegen hatte. »Hier, hör dir das an: Der unheimliche Rächer, der bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat, schleicht zur Zeit wieein Raubtier durch New York, bereit, jeden Augenblick aufs neue zuzuschlagen. Richtig spannend, nicht wahr?«
    »Und leider nur zu wahr«, seufzte ich, »bis jetzt haben wir noch kein Anzeichen dafür, daß Rosebud gefunden worden ist.«
    »Ob wir nicht doch einmal Umschau halten sollten?«
    »Zum Teufel, mir langt es auch, hier rumzusitzen. Aber wo, um alles in der Welt, sollen wir ihn suchen? Sein Haus wird überwacht. Jeder Polizist kennt sein Bild. Die Bürger dieser Stadt mittlerweile auch. Aber wir wissen im Grunde gar nichts. Nein, Phil, wir können nur hoffen, daß der vierte Mann unserem Aufruf folgt und sich meldet. Davon haben wir zwar noch nicht Rosebud. Aber sinnloses Blutvergießen wird vermieden.«
    Ich glaubte nicht mehr daran, daß
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