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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
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sich aus dem Staub machte. Wir lachten beide hinter ihm her, als die Rücklichter seines Wagens um die Ecke bogen.
    Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Rosebuds Haus lag im Dunkeln hinter den Bäumen des leicht ansteigenden Parks. Nirgendwo war ein Licht zu sehen.
    Phil hatte die Hände tief in die Hosentaschen vergraben. Er fror, und mir war auch nicht gerade warm. Die Feuchtigkeit in meiner Kleidung kroch mir langsam in die Knochen. Dazu war es um diese frühe Morgenstunde noch besonders kalt. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch.
    »Was meinst du, alter Knabe, wollen wir es nicht noch einmal versuchen?« fragte Phil zähneklappernd. Dabei wies er mit dem Kopf zum Haus hinüber.
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Wer weiß, welcher Empfang uns dort bereitet wird. Wir sind unbewaffnet, und außerdem hat man uns da drinnen schon einmal übel mitgespielt. Wir warten besser auf die anderen.«
    ***
    Unsere Leute umstellten das Haus. Wir drangen mit gezogenen Waffen ein. Steve hatte zwei Revolver für Phil und mich mitgebracht. Aber wir brauchten sie nicht. Denn es war niemand da.
    »Aber so etwas gibt’s doch nicht!« rief Phil nun schon zum drittenmal. »Vor ein paar Stunden waren wir noch hier in diesen Räumen, und der Teufel soll mich holen, wenn sich nicht auch Rosebud und Garrick hier rumgetrieben haben.«
    Aber so sehr Phil auch schimpfte, Rosebud war wie vom Erdboden verschluckt. Nur wenig deutete darauf hin, daß er bis vor kurzem in diesem Haus gewohnt hatte. Die Kampfspuren im Arbeitszimmer waren beseitigt. Alles stand wieder an seinem Platz. Der Kleiderschrank in Rosebuds Schlafzimmer war leer. Nur Garricks Anzüge hingen noch auf den Bügeln. Aber damit war uns jetzt nicht gedient.
    Das Geld aus dem Schreibtisch war natürlich auch verschwunden. Ich schüttelte müde den Kopf. »Wenn ich nicht verdammt genau wüßte, daß dies Rosebuds Haus ist, würde ich sagen, wir haben uns in der Adresse geirrt.«
    »Auch das kann einem G-man mal passieren, Jerry«, sagte eine mir wohlbekannte Stimme von der Tür her.
    Ich wirbelte herum. Mr. High, übernächtigt und hohlwangig aussehend, kam mit schnellem Schritt auf uns zu. Er drückte uns wortlos die Hand und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge.
    Als wir mit unserer Geschichte fertig waren, sah er uns aber doch leicht mißbilligend an. »Sie hätten sich melden sollen gestern abend. Niemand wußte, wo Sie steckten.«
    Aber ich hatte den Verdacht, daß er es nur sagte, weil Steve und ein paar andere Kollegen mit im Zimmer waren. In Wirklichkeit war er froh, daß wir einigermaßen heil davongekommen waren.
    »Gentlemen, ich glaube, für uns gibt es hier nicht mehr viel zu tun«, fuhr Mr. High fort und stand auf. Er ordnete an, die Hälfte der Leute solle hierbleiben und das Haus noch einmal nach Indizien durchsuchen. Viel konnte dabei meiner Ansicht nach nicht herauskommen, nun, da Rosebud bekannt und das Geheimnis der Mundharmonika gelüftet war. Aber man kann sich auch in solchen Fällen täuschen.
    Das Taxi, mit dem Mr. High gekommen war, stand noch draußen. Wir stiegen ein. Ich war froh, mich in den bequemen Polstern niederlassen zu können. Plötzlich fühlte ich den unwiderstehlichen Drang, meine feuchten Kleider in die Ecke zu werfen und mich lang in einem Bett auszustrecken.
    Der Chef schien meine Gedanken zu erraten, denn er sagte: »Ich liefere Sie jetzt zu Hause ab, und dann legen Sie sich erst einmal schlafen. Sie werden es nötig haben.«
    Mr. High berichtete noch von Lieutenant Parkers Anruf. Schon war ich wieder hellwach. »Nummer drei! Der Buchmacher Bartleby ist nach Riddle und Tybell der dritte auf Rosebuds Todesliste. Nach dem, was er mir gesagt hat, gibt es noch einen vierten, an dem er sich rächen will.«
    Wer war der vierte? Starb er jetzt, in dieser Minute, durch die erbarmungslose Hand des Rächers, oder war er am Ende längst tot? Vielleicht starrte er auch seinem Mörder in diesem Moment in die Augen und erwartete den Tod mit Schrecken.
    Unser Wagen glitt dahin. Es wurde bereits hell, und als wir vor meiner Wohnung hielten, schoben sich bereits die ersten Strahlen der Morgensonne in die Häuserschluchten von Manhattan.
    Mr. High drückte mir die Hand zum Abschied. »Schlafen Sie sich aus, Jerry! Ich werde Sie beide nur dann wecken lassen, wenn etwas sehr Wichtiges vorliegt.«
    ***
    Gegen Mittag erwachte ich, weil mir die pralle Sonne ins Gesicht schien. Ich hatte in der Nacht vergessen, die Vorhänge
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