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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
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zu schließen. Der Schlaf hatte mich erquickt, auch wenn ich mich noch immer wie zerschlagen fühlte. Ich begab mich schnell unter die Dusche und stellte dann den Hebel auf kalt.
    Prustend ließ ich das Wasser auf meinen Körper prasseln, und allmählich begann ich wieder, mich wie ein Mensch zu fühlen. Ich legte den Kopf in den Nacken, um den Strahl in meinem Gesicht zu fühlen, und zuckte schmerzerfüllt zurück. Ich hatte den Kran bis zum Anschlag aufgedreht, und als der gebündelte Strahl meine deformierte Nase traf, war mir, als hätte mir Garrick einen seiner besten Schwinger verabreicht. Es war das erstemal seit dem Aufstehen, daß ich wieder an den Fall dachte.
    Mir fiel Rosebud ein, der immer noch als Rächer durch New York zog und Phil und mir offen vorgeworfen hatte, wir seien zwei kleine Versager. Hatten wir versagt?
    Mit solch trüben Gedanken braute ich mir einen starken Kaffee, kaute mißmutig und ohne rechten Appetit an zwei Sandwiches herum und begab mich dann ins Distriktgebäude.
    Phil war noch nicht da, und so ging ich geradewegs zu Mr. High. Er begrüßte mich herzlich, erkundigte sich nach meinem Befinden und konnte angesichts meiner geschwollenen Nase ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Ich grinste ebenfalls, und das mußte so komisch aussehen, daß der Chef meinte: »Jerry, nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie erinnern mich an irgendeine Figur aus einem Film, den ich einmal gesehen habe.«
    »Kann nur Frankenstein oder King-Kong gewesen sein«, knurrte ich.
    »Wenn du dir noch ein paar Eckzähne wachsen läßt, käme auch Dracula in Frage«, sagte eine Stimme. Es war Phil, der soeben hereingekommen war und die letzten Worte mitbekommen hatte.
    »Ich könnte mich totlachen«, erwiderte ich mißvergnügt. »Du scheinst deinen witzigen Tag zu haben.«
    »Gibt’s was Neues?« fragte Phil lachend.
    Mr. High seufzte. »Leider nicht viel. Ich habe inzwischen alle notwendigen Schritte eingeleitet. Da wir Rosebuds Fingerabdrücke fanden, war es leicht, über unsere Kartei in Washington an sein Bild zu kommen. Rosebud ist übrigens nicht sein richtiger Name. Er heißt Ernie Philips, aber ich glaube, er hat seinen Namen im Laufe seines verbrecherischen Lebens häufiger gewechselt als andere Leute das Hemd. Das Bild wird soeben vervielfältigt. Ein Teil der Auflage ist schon raus. In einer Stunde wird es in New York keinen Polizisten mehr geben, der nicht nach Rosebud Ausschau hält.«
    »Rosebud ist viel zu gerissen, um sich jetzt öffentlich zu zeigen«, warf ich ein. »Er scheint die seltene Gabe zu besitzen, unseren nächsten Schritt genau zu kennen, noch ehe wir uns selbst richtig darüber im klaren sind. Und dann ist da noch die Tatsache, daß noch jemand auf Rosebuds Todesliste steht.«
    Auf der Stirn des Chefs entdeckte, ich tiefe Sorgenfalten. »Das ist es, was mir am meisten Kummer macht. Wir haben einen der mächtigsten Polizeiapparate dieser Erde zur Verfügung, und dennoch sind uns in diesem Fall nahezu die Hände gebunden. Der vierte Mann hat nur eine Chance. Er muß sich freiwillig in unseren Schutz begeben.«
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
    »Ich habe vor, die Presse einzuschalten. Das ist wirklich das letzte, was wir tun können. Machen Sie sich auf etwas gefaßt, meine Herren! Ich habe um drei Uhr eine Pressekonferenz anberaumt.«
    Phil grinste. »Mit Fotografen?«
    Mr. High war leicht verwirrt. »Wieso, ich weiß nicht… Gibt es denn etwas zu fotografieren?«
    »Ich wette, die Jungs stürzen sich wie die Wilden auf Jerry, um ihn wegen seiner Kartoffel, die er da im Gesicht spazierenträgt, auszuquetschen. Und der Teufel soll mich holen, wenn das kein Motiv für die Kamera eines Reporters ist.«
    Ich warf Phil einen wütenden Blick zu und nahm Kampfhaltung ein. Doch Mr. High dämpfte lächelnd.
    »Nicht so stürmisch, Jerry! Sie werden Ihre Kräfte noch brauchen, wenn ich Sie den Zeitungsleuten zum Fraß vorwerfe. Es wäre gut, wenn Sie sich ein wenig vorbereiteten. Ich möchte nämlich nicht alle Trümpfe aus der Hand geben. Aber wir müssen schon mit einer hieb- und stichfesten Geschichte aufwarten können. Nicht zuviel, aber auch nicht zuwenig.«
    Gemeinsam entwarfen wir dann ein Konzept dessen, was wir der Presse mitzuteilen gedachten. Es lief darauf hinaus, daß der vierte Mann, den niemand kannte, aufgefordert würde, sich unverzüglich in den Schutz der Polizei zu begeben, da andernfalls für seine Sicherheit nicht mehr garantiert werden könne.
    Ein Problem
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