Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton
eine gewichtige Rolle.
Bisher war Ferrys Rechnung aufgegangen. Von der einen Panne mit dem Killer, den er in seinem Office erschossen hatte, abgesehen.
Der Zug raste durch die Landschaft. Ferry saß regungslos auf seinem Platz. Jeder, der vorbeikam, mußte glauben, der Reisende lese gespannt in seinem Taschenbuch. Doch Ferry sah über den oberen Rand des Buches hinaus auf die vorüberfliegende Landschaft. Er nahm keine Einzelheiten wahr.
Er überlegte sich noch einmal seinen Plan. Die 300 000 Dollar Falschgeld waren, abgesehen von dem Geld, das er über den Trödler schon in Umlauf gebracht hatte, eine Erstausstattung. Langsam wollte er sie über seine Kunden aus der Unterwelt in den Geldumlauf einsickern lassen. In der Zwischenzeit mußten neue Beträge, ebenfalls noch auf schlechtem Papier, nachgedruckt werden.
Die technischen Einrichtungen standen bereit.
Eine Frist von zehn Tagen hatte er sich gesetzt. Innerhalb dieser Zeit mußten so erhebliche Beträge in Umlauf gesetzt sein, daß die Blüten auf Schritt und Tritt festgestellt werden konnten.
Die Polizei mußte nach Ferrys Plan merken, was gespielt wurde. Sie sollte leichtes Spiel haben und unzählige Falschgeldverbreiter fassen.
Man sollte in der Öffentlichkeit auf die Blüten aufmerksam werden. Es mußte ein Kinderspiel sein, die falschen von echten Scheinen zu unterscheiden.
In dieser Zeit wollte Ferry seinen eigentlichen großen Schlag führen. Ebenfalls mit Blüten, aber diesmal auf einwandfreiem Papier gedruckt.
Ferrys Plan war raffiniert. Er wollte eine Falschgeldpanik — basierend auf dem Auftauchen erkennbar falscher Scheine — ausnutzen, um nicht erkennbares Falschgeld in noch größeren Mengen in Umlauf zu setzen. Er rechnete damit, daß es mindestens zwei Wochen dauern würde, bis auch die neue Falschgeldserie erkannt würde.
Unwillkürlich lächelte er. Vor seinem geistigen Auge sah er Riesenschlagzeilen in den Zeitungen. Warnungen vor Falschgeld. Besonderes Kennzeichen: Hartes, dickes Papier. Leicht zu erkennen, fühlt sich an wie Pergament…
Wer auf Scheine aus hartem, dicken, pergamentartigen Papier achtete, übersah leicht Blüten, die ganz normal aussahen.
Ferry atmete tief und schloß einen Moment die Augen.
Alles in Ordnung, dachte er. Bis auf einen winzigen Umstand. Dieser Cotton hat sich nicht bluffen lassen.
Er ist hier im Zug.
Ich muß ihn loswerden, dachte Ferry. Ich muß meinen Fehler von heute nacht wiedergutmachen.
***
Ich stand auf der hinteren Plattform des letzten Wagens und starrte hinaus. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die silberglänzenden Schienen unter dem Wagen herausschießen zu sehen, endlos, in einem rasenden, verwirrenden Tempo.
Mit monotonem Geräusch raste der Zug dahin.
Er fraß nicht nur die Entfernung, er fraß auch die Zeit. Mit jeder Meile, die der Zug zurücklegte, schwand ein Stück meiner Chance, den Mann zu finden, den ich suchte.
Und mit jedem Stück, um das die Chance kleiner wurde, wuchs die Gefahr für den anderen Mann, den ich nicht kannte.
Ich spürte eine Bewegung hinter mir.
»Hallo, Jerry!«
»Hallo, Phil!«
»Tut mir leid, Jerry, aber ich habe nichts feststellen können. Niemand, der mit einem anderen über dich gesprochen hätte, niemand, der dir folgte, niemand, der auffällig nervös geworden wäre.«
Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
»Was meinst du?« fragte Phil.
Ich drehte mich um und schaute ihn voll an. »Es ist idiotisch, Phil. Da arbeiten wir normalerweise mit den modernsten wissenschaftlichen Methoden, mit Elektronenmikroskopen, Computern, Laserstrahlen und sonstigen Raffinessen, aber wir stehen hier in einem ganz gewöhnlichen Eisenbahnzug und suchen wie ein Privatdetektiv aus dem 19. Jahrhundert nach einem Mann. Wir sind in der Lage, Metallteilchen in der Größe von einem hunderttausendstel Millimeter nachzuweisen und zu identifizieren. Aber wir sind nicht in der Lage, einen Mann zu finden, mit dem ich schon zweimal gesprochen habe.«
»Du bist ungerecht, Jerry. Mit den wissenschaftlichen Methoden, die du erwähntest, könnten wir deinen Mann sofort finden. Wir brauchten nur Staubund Gewebespuren hier im Zug zu vergleichen — wir würden den Mann finden. Es sind nicht die modernen Methoden, die versagen, sondern es liegt am Fall und an seinen Voraussetzungen. Wir haben keine Handhabe, die Passagiere dieses Zuges so lange festzuhalten oder auch nur zu registrieren, bis wir auf wissenschaftliche Weise festgestellt haben, daß einer
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