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Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Titel: Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton
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Phil.
    »Kollege?« fragte ich.
    Sicher hatte ich mit der Antwort einen Moment zu lange gezögert. Er hatte es durchschaut. »Also der. Dann brauche ich mir kaum Gedanken zu machen. Er schlendert langsam zur Zugspitze und betrachtet sich geruhsam die Leute in den Abteilen. Los, Cotton, kommen wir zum unausweichlichen Ende! Vielleicht hast du Glück dabei. Wenn du etwas anderes tust als das, was ich dir befehle, schieße ich. Und ich treffe verdammt genau!«
    Ich sparte mir die Antwort. Er erwartete wohl auch keine.
    »Halte dich weiter mit der rechten Hand fest!« befahl er. »Mit der linken packst du den Türknebel!«
    Zögernd hob ich die Linke und faßte den Türknebel. Das hatte einen Vorteil. Jetzt konnte ich mich mit dieser Hand festhalten und dabei den Griff meiner Rechten um den Türholm etwas lockern. Unauffällig, wie ich dachte.
    »Du sollst dich mit der Rechten oben festhalten!« zischte er sofort. Seine gute Beobachtungsgabe zeigte mir, daß er gefährlich wie ein Panther war.
    »Dreh den Türknebel nach rechts!« befahl er.
    Der Zug raste mit einer Geschwindigkeit von über 80 Meilen dahin. Zwei Schritte vor mir lag das Ende der Plattform. Und darunter lagen Schienen und Schotter. Bei einem Aufprall mußte mein Körper zerfetzt werden.
    »Türknebel nach rechts!«
    Ich gehorchte, hauptsächlich um Zeit zu gewinnen. Mit flinken Augen betrachtete ich die Außenwände des Wagens. Vor mir lag der zusammengefaltete Verbindungsbalg. In halber Höhe befand sich ein schmaler eiserner Bügel. Ich wußte, daß er eine Haltevorrichtung war. Sie wurde gebraucht, wenn Bahnarbeiter die Waggons aneinanderkuppelten und sich dabei festhalten mußten. Die eiserne Trittplatte, die bei aneinandergekoppelten Wagen die Verbindung zur anderen Plattform herstellte, war links seitlich hochgeklappt.
    »Jetzt kannst du mit einem kräftigen Stoß mit dem Knie die Tür öffnen«, sagte der Mann hinter mir.
    »Das ist verboten. Haben Sie nicht das Schild gelesen?« fragte ich.
    Ich fragte es nicht aus Übermut oder wegen eines niemals zu erschütternden Humors, sondern einzig deshalb, weil ich damit weitere Sekunden herausschinden wollte. Vielleicht kam Phil doch noch. Oder ich entdeckte eine andere Möglichkeit, mich zu retten.
    »Los, Tür auf!«
    »Laß das! In dem Moment, in dem du mich zwingst, die Tür zu öffnen, bist du des Mordversuchs schuldig!«
    Es erschütterte ihn nicht. »Nein, Cotton, nicht des Mordversuchs, sondern höchstwahrscheinlich sogar des Mordes. Aber das stört mich nicht. Ihr werdet mich nicht finden. Das heißt, deine Kollegen werden mich nicht finden. So gut, wie immer behauptet wird, seid ihr FBI-Bullen nicht. Los, Tür auf!«
    »Ich warne Sie!«
    Er ließ sich auf nichts mehr ein. »Kein Wort mehr, sonst schieße ich! Wenn du springst, kommst du vielleicht als zerschundener Krüppel davon! Wenn ich schieße, bist du fertig, Cotton! Tür auf!«
    Ich stieß die Tür auf. Gierig griff der von der Zugunterseite hochwirbelnde Windsog nach mir. Ich taumelte ein Stück nach vorn. Im Bruchteil einer Sekunde schaute ich unwillkürlich und unbeabsichtigt hinaus, nach rechts.
    Das Ding, das ich da entdeckte, war eine weitere Griffstange, seitlich am Verbindungsbalg. Sie war von der Plattform aus normalerweise nicht zu sehen.
    Ich wartete nicht auf seinen neuen Befehl. Im Gegenteil, ich überraschte ihn mit meiner Reaktion. Unter Aufbietung aller Kräfte sprang ich. Der Wind heulte wie rasend, und ein betäubender Schlag traf mich am Kopf. Aber ich fühlte, daß ich die Stange gefaßt hatte. In diesem Moment konnte ich nur instinktiv und mit der Kraft der Verzweiflung handeln. Ich spürte, daß meine Füße einen Halt fanden, und klammerte mich mit beiden Händen an der Stange fest. Mit furchtbarer Gewalt zerrte der Fahrtwind an mir, und ich drückte mich so dicht an die schwarze Wand vor meinem Gesicht, daß ich mir wie ein festgeschraubtes Teil der Außenwand des Waggons vorkam.
    Unmöglich, Jerry, dachte ich, du kannst das nicht schaffen, gleich wirst du abstürzen, gleich, gleich…
    Die Sekunden vergingen, der Wind zerrte an mir, unter mir flog der Schotter dahin, und in meinen Ohren donnerte ein Höllenspektakel.
    Doch ich fiel nicht.
    ***
    Phil ging noch ein Stück weiter, zündete sich eine Zigarette an und schlenderte gemütlich wieder zurück. Diesmal beobachtete er den Mann, der ihm aufgefallen war, nur kurz aus den Augenwinkeln. Etwa 30 Jahre, merkte sich Phil, ziemlich groß, sehr breit. Buschige
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