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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
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Lindsays ohnehin zum Zerreißen gespannte Nerven empfanden das Gequengel kaum zum Aushalten. Er mußte an sich halten, um nicht zuzuschlagen. Wütend blickte er auf den Jungen, der jetzt mit seinen beiden Fäusten das Sitzkissen bearbeitete, statt sich darauf niederzulassen, wie es seine Mutter mit unendlicher Geduld vorschlug. Jetzt packte der Junge das Sitzkissen und riß es hoch. Unter dem Kissen wurde eine Höhlung sichtbar.
    Lindsay sah es aus weit aufgerissenen Augen. Er schob sich durch den Wagen bis zum äußersten Ende. Dort waren ein paar Plätze frei, aber wie sollte er es machen, daß nicht alle ihn beobachteten?
    »Herhören!« rief eine sonore Männerstimme von der offenen Tür her.
    Lindsay fuhr herum. Fast alle Leute starrten zur Tür.
    Uniformen! Lindsay spürte, wie ihm etwas die Kehle zuzuschnüren drohte. Er ließ sich auf einen der Sitze fallen.
    »Hier ist eine Bankfiliale ausgeraubt worden!« verkündete eine tiefe Männerstimme. »Der Täter kann noch nicht weit sein. Er muß eine Menge Geld bei sich haben. Wenn Sie nicht der Räuber sind, haben Sie nichts zu befürchten. Bleiben Sie also ruhig, während wir einen Blick in Ihre Taschen werfen!«
    Lindsay ließ sich wieder auf seinen Sitz zurückfallen. Er sah sich blitzschnell um. Nein, es sah nicht so aus, als hätte ihn irgend jemand dabei beobachtet, wie er seine Tasche schnell unter den Sitz geschoben hatte. Die Leute hatten natürlich alle zur Tür geblickt, wo die beiden Polizisten jetzt mit der Durchsuchung anfingen.
    Lindsay zwang sich wieder zur Ruhe. Das war Rettung im allerletzten Augenblick gewesen. Draußen auf dem Bahnsteig hörte er Signalpfiffe. Cops trabten den Bahnsteig entlang. Uniformierte der Stadtpolizei und andere von der U-Bahn-Polizei. Auf einmal schien es hier mehr Cops als Fahrgäste zu geben.
    Der kleine Junge hatte aufgehört zu greinen. Mit großen Augen verfolgte er die Tätigkeit der beiden U-Bahn-Polizisten. Seine Mutter öffnete bereitwillig ihre große Ledertasche.
    »Okay«, sagte der Polizist und wandte sich an den Mann, der neben Lindsay saß und vorhin den Hals gereckt hatte, als hätte er noch nie einen Polizisten gesehen. »Ihre Tasche, Sir?« fragte der Cop und deutete auf eine schwarzkarierte Reisetasche.
    »Eh — no, no.«
    Lindsay runzelte die Stirn. Er hatte selbst gesehen, wie der Alte die Tasche auf den Boden gestellt hatte, als er beim Erscheinen der beiden Cops vorn in der Tür aufgesprungen war.
    »Dann gehört sie Ihnen?« fragte der Polizist und sah Lindsay scharf an.
    »Nein, Officer«, sagte Lindsay und wunderte sich selbst, daß er seine Stimme so in der Gewalt hatte.
    »Wem gehört diese Tasche?« rief der Polizist laut und drehte sich einmal auf dem Absatz. Als er keine Antwort bekam, bückte er sich und zog den Reißverschluß auf. »Was haben wir denn da?« murmelte er und zerrte achtlos schmutzige Wäsche aus dem großen Beutel. Zum Schluß brachte er einen Karton zum Vorschein. Er zog ihn auf.
    Handgedrehte Zigaretten.
    Marihuana! schoß es Lindsay durch den Kopf. Und denselben Verdacht mußte auch der Polizist gefaßt haben. Man sah es seinem kantigen Gesicht an, in dem jetzt die Muskeln scharf abgezeichnet hervortraten.
    Der Alte sprang plötzlich vor, in Richtung auf die Tür. Der junge Cop machte einen Satz, der einem Raubtier Ehre gemacht hätte. Mit einem Griff erwischte er den Alten im Genick.
    »Stop, Grandpa!« rief er und hielt den Mann mühelos fest. »Wir suchen zwar einen Bankräuber, aber das sind zu viele von der falschen Sorte, als daß wir sie durchrutschen lassen könnten.«
    Der Alte begann zu zittern. Der Cop streifte den Rest des Abteils mit einem raschen Blick. Lindsay war es, als ob sich seine Kopfhaut zusammenzöge, als der prüfende Blick des Polizisten über ihn dahinglitt. Auf der gegenüberliegenden Bank saß eine ältliche Frau in einem schwarzen, bis zu den Knöcheln reichenden Kleid. Sie machte den verständnislosen Eindruck, den Schwerhörige oft erwecken, weil sie nicht verstehen können, was um sie herum vorgeht. In ihrem Schoß hielt sie eine schwarzglänzende Lacktasche.
    »Darf ich mal ’reinsehen?« fragte der junge Cop.
    Die Frau lächelte, nickte, hatte aber offensichtlich nicht verstanden, was er gefragt hatte.
    Der Polizist beugte sich vor, während er mit der Linken noch immer den Alten festhielt.
    »Ich muß mal in Ihre Tasche sehen!« rief er der Frau zu.
    »Flasche? Nein, was für eine Flasche denn?«
    Ein paar Leute kicherten. Der
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