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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
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die Hände da gegen die Mauer, tritt einen Schritt zurück und rühre dich nicht.«
    Er sprang mich an. Das emporgerissene Knie wollte er mir in die Leistengegend rammen. Ich sprang noch schnell genug zur Seite. Er Stieß mir den Ellenbogen in die kurzen Rippen, so daß mir für einen Sekundenbruchteil der Atem stockte. Mein Gegner nutzte auch diesen winzigen Augenblick, bückte sich und riß ein Messer aus einer kleinen Tasche an seinem Hosenbein.
    »Dich mach ich fertig«, verkündete er, und seine Augen hatten einen irren Glanz.
    Ich schlenkerte mir die Kette vom linken Arm. Mit einem schnellen Wechsel hatte ich sie in der Rechten. Er hielt die Klinge nach oben und tänzelte um mich herum. Ich folgte ihm. Dann wollte er mich hereinlegen und tat, als spränge er vor. Ich riß die Kette mit einem scharfen Ruck nach vorn.
    Sie klirrte gegen das Messer, ich setzte nach und schlug mit der Linken zu. Kurz und präzise. Der Bursche ging zu Boden, und ich wußte, daß er mindestens einige Sekunden brauchen würde, bis er wieder auf den Beinen war.
    »Was machst du denn da?« ertönte eine wohlbekannte Stimme neben mir.
    Es war mein alter Freund und Berufskollege Phil Decker. Und neben ihm standen zwei uniformierte Cops.
    »Nehmen Sie diesen Jungen fest«, bat ich sie. »Und du kannst auch mal was für dein Gehalt tun. Komm mit!«
    Ich wollte mit ihm den Bahnsteig absuchen nach dem glatzköpfigen Connor-Lindsay, aber plötzlich war auch Sergeant Winters wieder da. Während uns eine Traube von neugierigen Gaffern anstierte, raunte er mir zu: »Der Kerl mit der weißen Jacke ist hinten am Ende des Bahnsteigs in den Tunnel hinabgestiegen! Einer von meinen Leuten hat es beobachtet!«
    »Worauf warten wir dann noch!« sagte ich.
    Wir marschierten schweigend den Bahnsteig entlang. Ich spürte jetzt auf einmal das Gewicht meiner Schulterhalfter mit dem 38er Smith-and-Wesson-Revolver. Es ist eine seltsame Geschichte mit dem Ding. Man ist so an sein Gewicht gewöhnt, daß man es stundenlang gar nicht spürt. Und dann geht man den entscheidenden Gang in einem Fall, man weiß, daß man dem Mörder eines Kameraden gegenübertreten wird, und schon drückt das Gewicht der Waffe in der Halfter, als ob es Zentner wären.
    Wir kletterten das Treppchen hinunter. Und hörten den gellenden, von den Tunnelwänden hundertfach zurückgeworfenen Schrei, mit dem Connor-Lindsay auf der Stromschiene starb.
    Wir polterten los. Es war sinnlos, hier ein geräuschloses Vorwärtskömmen zu versuchen. Außerdem hätte es uns nur Zeit gekostet.
    Sechzig Yard sind keine Entfernung. Wir hatten noch keine dreißig zurückgelegt, als es das erstemal knallte. Winters neben mir riß seinen — oder besser Alsters Revolver aus der Halfter. Er hatte den Arm schon zum Schuß ausgestreckt, als er es sich anders überlegte: »Nein«, brummte er. »Eine Kugel ist zu schade für einen Polizistenmörder. Selbst wenn er nach dem Schuß auf den Lieutenant nachgeladen hätte, kann er höchstens noch fünf Kugeln haben.«
    Es krachte wieder weit Vor uns. Als sich der endlos widerhallende Knall verzogen hatte, rief Phil: »Noch vier!«
    Wir drückten uns jetzt dicht an der Tunnelwand vorwärts.
    Allmählich kamen wir in den Lichtkreis der Bogenlampe am Weichenplatz. Rechts lag ein Bündel zwischen den Schienen, von dem wir noch nicht ausmachen konnten, was es war. Von links gellte plötzlich eine schrille Kinderstimme: »Nicht schießen!«
    Die Antwort bestand aus einem neuen Schuß von Tob Harris. Er wußte, daß er nichts zu verlieren hatte. Aus seiner Waffe war die für Alster tödliche Kugel gekommen, und er wußte wohl, daß man ihm das wissenschaftlich exakt nachweisen würde.
    Auf den Gedanken, weiter in den Tunnel hineinzufliehen, kam er nicht. Lindsays Tod auf der Stromschiene hielt ihn davon ab, zwischen den Gleisen wegzulaufen, die auch seinen Tod bedeuten mußten, wenn er nur einmal strauchelte.
    Die letzte Distanz krochen wir auf allen vieren. Bis wir Harris hinter dem Weichenkasten hocken sahen.
    »Werfen Sie die Waffe weg!« rief ich ihm zu. »Und kommen Sie mit erhobenen Armen hervor!«
    Er schoß noch einmal. Als sich der Nachhall verflüchtet hatte, richtete sich Winters plötzlich auf. Deutlich hörten wir das Klicken eines Schlagbolzens, der keine Patrone mehr anschlägt, weil keine mehr da ist.
    »Das ist deine Stunde«, sagte Ed Winters und ging hochaufgerichtet auf Tob Harris zu. »Du wirst an sie denken bis ans Ende deiner Tage. Steh auf.«
    Harris
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