Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
Autoren:
Vom Netzwerk:
der Fabriken ausgesetzt. Helldy strich mit dem Zeigefinger über einen Wagen und hinterließ eine deutliche Spur in der Schmutzschicht.
    »Du, Devvy!« krächzte der Junge neben ihm.
    »Ja?«
    »Sieh mal! Da vorn!«
    Helldy hob den Kopf. »Hui!« sagte er.
    Da war er. Der Mann, den sie suchten. Der Glatzköpfige, auf den alles zutraf, was Harris von ihm gesagt hatte. Die Farbe und der Schnitt der Jacke, die Größe, das Alter, die Gestalt — alles.
    Aber der Mann sprach mit einem uniformierten Polizisten.
    ***
    Vor Lindsays Augen verschwamm alles. Er fühlte, wie seine Knie weich wurden und ein Schwindelanfall ihn zu überwältigen drohte. Er ließ sich auf die nächste Bank sinken, stöhnte leise und tastete mit der Rechten zu seinem Herzen. Ein scharfer, heftig stechender Schmerz war plötzlich in seiner Brust, als ob dort irgend etwas gerissen wäre.
    Ein paar Sekunden saß er mit geschlossenen Augen da und lauschte auf das Rauschen in seinen Ohren. Dann stemmte er sich mühsam hoch und schob sich auf die Türen zu.
    Sein Traum war ausgeträumt, das Ganze umsonst gewesen. Lindsay verzog erregt das Gesicht. Für einen Sekundenbruchteil empfand er das irre Verlangen zu lachen.
    Bis da plötzlich die scharfe Stimme war, die ihn auf dem Bahnsteig ansprach. Lindsay drehte sich um. Er hatte gerade den Zug verlassen, und schon stand wieder dieser Bursche in Uniform mit dem kantigen Gesicht vor ihm.
    »Was machen Sie denn da in dem Zug?« fragte der Mann.
    Lindsay zuckte mit den Achseln. Was hatte er eigentlich getan? Geld gesucht? Aber war denn wirklich jemals Geld in diesem Wagen versteckt gewesen? War das nicht alles nur ein wahnsinniger Traum?
    »Haben Sie nicht gehört, daß das ein Leerzug ist?« fuhr der Sergeant ihn an.
    Lindsay schüttelte müde den Kopf. Nein, er wußte es selbst nicht mehr. Hatte er es gehört oder nicht?
    »Achten Sie in Zukunft besser auf die Durchsagen«, sagte der Sergeant. »Sonst landen Sie schließlich mal in Kanada, wenn Sie nach Mexiko wollen.«
    Sehr witzig, dachte Lindsay, aber er sagte nichts. Er blieb einfach mit hängenden Schultern stehen und starrte düster vor sich hin. Sein Traum vom behaglichen Leben war wieder einmal ausgeträumt. Das Mädchen in der Downtown, die kleine hübsche Wohnung, die er hatte mieten wollen, die Anzüge, die er kaufen wollte — alles zum Teufel. Alles aus und vorbei. Lindsay war so müde wie noch nie in seinem Leben zuvor.
    Er merkte kaum, daß ihn der Sergeant verlassen hatte. Eine ganze Weile stand er herum, zu müde, zu erschöpft, um auch nur einen Entschluß fassen zu können.
    Doch nun war da wieder eine Stimme. Diesmal eine junge, hellere. Lindsay hob den Kopf. Zwei Jugendliche standen vor ihm. Sie trugen Nylonjoppen und enge Hosen. Der ältere der beiden sagte: »Kommen Sie mal mit, Mister.«
    Lindsay sah ihn verständnislos an.
    »Kommen Sie mit«, wiederholte der Junge eindringlich. »Wir möchten Ihnen was zeigen!«
    Lindsay verstand noch immer nicht. Es kostete ihn Mühe, sich auf den Sinn der Worte zu konzentrieren, die seine Ohren hörten, aber sein Bewußtsein nur wie durch einen dicken Brei hindurch aufnahm.
    Inzwischen hatte sich Helldy umgedreht. Er steckte zwei Finger zwischen die Lippen und stieß einen scharfen Pfiff aus. Es war der berüchtigte Wolfspfiff, wie ihn die jugendlichen Bandenmitglieder in New York nannten. Der Pfiff gellte schrill und durchdringend durch den U-Bahnhof.
    Überall hörten ihn Helldys Bandenmitglieder. Überall blieben sie stehen, sahen sich suchend um und entdeckten schließlich Helldys hochgereckten Arm.
    Die beiden Jungen vom nächsten Bahnsteig trafen als erste bei ihnen ein. Helldy raunte ihnen ins Ohr: »Verschwindet mit ihm im Tunnel! Aber paßt auf, daß ihr nicht unter einen Zug geratet, verstanden? Ich suche diesen Harris. Wo steckt der Idiot bloß?«
    Helldy hielt Ausschau nach einer weißen Jacke, konnte aber nirgends eine entdecken. Jetzt waren schon drei Jungen neben Lindsay. Einer hielt seine Jacke gerade so weit auf, daß Lindsay die Fahrradkette sehen konnte, die darunter verborgen war.
    »Entweder Sie kommen jetzt freiwillig mit«, knurrte der Junge, »oder ich massiere Ihnen die Visage mit der Kette. Kapiert?«
    Die beiden anderen gaben Lindsay einen Stoß. Er setzte sich in Bewegung. Was, zum Teufel, wollen die den von mir? dachte er. Ob die etwas von dem Geld wissen? fragte er sich. Aber das war doch wohl ausgeschlossen. Wenn er nur wüßte, wie seine Beute hatte verschwinden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher