Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu
Autoren:
Vom Netzwerk:
Sicherheitsbestimmungen ungewöhnlich ernst. Er war ein vorbildlicher Beamter und hätte es sich nicht einmal im Traume einfallen lassen, vertrauliche Papiere mit nach Hause zu nehmen und hier aufzubewahren.« Zwischen Vivians Augen steilte sich eine tiefe Falte. »Warum fragen Sie mich nach Ralph?« wiederholte sie.
    Ich konnte Vivian Benson nicht gut sagen, daß es das FBI für möglich hielt, daß Ralph Benson noch am Leben war. Wir hatten keine konkreten Beweise dafür und waren schon deshalb nicht berechtigt, in der jungen Witwe falsche Hoffnungen zu wecken.
    »Sie wissen, daß Ihr Mann niemals gefunden wurde«, sagte ich. »Alle Anzeichen deuten fraglos darauf hin, daß er das Opfer eines Unfalls geworden ist… aber solange das nicht schlüssig bewiesen werden kann, müssen wir uns von Zeit zu Zeit mit diesem Fall befassen.«
    Vivian blickte an mir vorbei ins Leere. »Er ist tot«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Ich weiß, daß er tot ist. Fragen Sie mich nicht, woher ich diese Überzeugung nehme. Es ist eine Intuition, nehme ich an. Ralph lebt nicht mehr. Verlassen Sie sich darauf.«
    Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen und sagte dann: »Heute sah ich einen Mann, der einmal mein Kollege war. Er galt seit längerem als tot. Genau wie Ralph Benson schien er mit seinem Boot verunglückt und ertrunken zu sein… aber er lebte. Ich weiß nicht, wie er lebte und wo er lebte. Ich kam nicht mehr dazu, mit ihm zu sprechen. Er wurde vor meinen Augen erschossen.«
    Vivian blickte mich an. »Wie sah der Mann aus?«
    Ich schilderte ihr Nelsons Äußeres. »Er war heute hier… gegen zehn Uhr morgens«, sagte Vivian. »Er fragte mich nach Ralph. Ich sagte ihm, daß Ralph tot sei. Er ging weg, ohne mir mitgeteilt zu haben, was er von, Ralph wünschte.«
    »Sie hören noch von mir«, versicherte ich und stand auf. »Rufen Sie die Polizei an und geben Sie zu Protokoll, was passiert ist. Ich bin im Hotel Statler zu erreichen. Auf Wiedersehen!«
    Ich ging den East Shore Freeway in südlicher Richtung hinunter. Der warme Wind zauste mein Haar. Gelegentlich sah ich zwischen den Häusern das Meer. Möwen segelten kreischend durch die Luft. Ich spürte einen salzigen Geschmack auf den Lippen. Ich wußte, daß es notwendig war, an Nelson Algren zu denken, aber ich dachte nur noch an die chromgelben Augen der schönen Vivian Benson.
    ***
    Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen.
    »Sind Sie allein? Sind Sie allein?«
    Ich blieb stehen und schaute mich um. In meinem linken Mundwinkel klemmte eine Zigarette. Ich hatte die Hände tief in die Hosentaschen geschoben. Der Wind spiölte mit meinem offenen Hemdkragen. Ich hielt den Verzicht auf die Krawatte für ausreichend, um im Hafen nicht aufzufallen.
    »Drei Schritte nach vorn, bitte«, krächzte die fremde metallische Stimme. Sie war nicht laut. Der nächste Satz wurde vom Quietschen eines Krans unterbrochen, der irgendwo in der Nähe bedient wurde. Über den Piers schaukelten die Lampen im Wind. Die Stauer der Nachtschicht arbeiteten hart. Gelegentlich hörte man einen lauten Ruf, ein Lachen, einen Fluch.
    Ich sah endlich, was der Sprecher meinte. Tief im Schatten des Tores 17 stand ein kleiner dunkler Gegenstand. Ich nahm ihn auf. Es war ein Walkie-Talkie.
    »Drücken Sie die Sprechtaste am Kopfende des Gerätes«, informierte mich die männliche Stimme, die aus dem kleinen Lautsprecher drang.
    Es war klar, daß der Bursche in der Nähe war und mich beobachtete. Es war ebenso klar, daß diese Vorsichtsmaßnahme dem Zweck diente, eventuelle Begleiter von mir zu entdecken. Ich war froh, daß ich allein gekommen war.
    »Hören Sie mich?« fragte ich. »Ausgezeichnet. Gehen Sie jetzt an dem Schuppen entlang, bis sie die Gleise erreichen.«
    Ich marschierte los, ohne mich umzuwenden. Mir fiel auf, daß der Mann, der mir für nur tausend Dollar Informationen über Nelson Algren verkaufen wollte, ungewöhnlich umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte.
    »Wenden Sie sich nach links, bitte«, dirigierte mich die aus dem Lautsprecher kommende Stimme. »Blicken Sie über Ihre Schulter zurück. Folgt Ihnen jemand?«
    »Nein.«
    »Gehen Sie geradeaus auf die Lagerhäuser zu. Sehen Sie das weißgetünchte Gebäude mit der Aufschrift Harper & Bonville?«
    »Ja.«
    »Betreten Sie die Rampe des Gebäudes und warten Sie vor dem linken Schiebetor.«
    Drei Minuten später hatte ich die Rampe erreicht. »Warum machen Sie das Ganze so spannend?« fragte ich. »Ich bin allein.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher