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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu
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Nelson-Algren-Room. Wir haben dich nachträglich zum Helden gestempelt, weil wir dich für einen großartigen Burschen hielten, und nun sieht es so aus, als wärest du getürmt. Wovor bist du davongelaufen, Nelson? Vor deiner Frau, die du angeblich so sehr liebtest, oder vor einem Gangster, der hinter deinem Skalp her war?«
    Ich faßte ihn nicht mit Glacehandschuhen an. Ich schlug gleichsam tief, weil ich seinen Stolz und seine Ehrbegriffe zu kennen meinte. Nur eine Schocktherapie konnte ihn zur Kapitulation zwingen.
    »Sie sind ja völlig durchgedreht«, meinte er. Es klang beinahe mitleidig. Nelson hatte nichts verlernt. Er wußte noch immer, wie man einen Gegner blufft. Nur war ich nicht der Mann, den er mit seiner Selbstsicherheit aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
    Ich präsentierte ihm meine ID-Card. »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis«, befahl ich ihm. Ich wollte wissen, wie Algren sich jetzt nannte. Danach würde ich ihn zum nächsten Revier bringen und feststellen lassen, was mit ihm los war. Nach seiner Identifizierung konnte er sich nicht länger weigern, mir die Wahrheit vorzuenthalten.
    Zögernd hob er seine Hand und griff nach der Brieftasche in seinem Jackett. Und in diesem Moment brach die Kruste, die sich wie eine Maske über seine Züge gelegt hatte, auseinander. Hervor kam der Mensch Algren mit einem Ausdruck plötzlichen Terrors. Sein Blick huschte an mir vorbei, seine Augen wurden groß und rund.
    »Hinwerfen, Jerry!« stieß er hervor.
    Er versetzte mir einen Stoß, der mich torkeln leiß. Sein Punch hatte noch immer den alten Schwung. Ich blieb mißtrauisch und hielt seine Aktion für eine weitere Finte. Wahrscheinlich wollte er mich nur für kurze Zeit ausschalten, um einen Vorsprung für die Flucht zu gewinnen.
    Noch ehe ich den Gedanken richtig beenden konnte, fielen die Schüsse.
    Ich hechtete zu Boden und barg meinen Kopf in der Beuge der Ellenbogen. Das Stakkato einer Maschinenpistolengarbe peitschte zum zweitenmal über mich hinweg.
    Ich hörte einen Querschläger über Blech ratschen und dann mit einem häßlichen Singen weitersausen. In meiner Nähe schrie eine Frau laut und anhaltend. Unmittelbar darauf schrillte die Trillerpfeife des Polizisten. Ich riß meinen Smith and Wesson aus der Schulterhalfter und sprang hinter einem parkenden Dodge in Deckung.
    Wieder fielen zwei Schüsse. Ich sah, wie der Patrolman auf einen roten Pontiac feuerte. In dem Wagen saßen zwei Männer. Sie hatten ihre Hüte tief in die Stirn gezogen. Der Mann im Fond hielt eine MP in den Händen. Der Lauf ragte aus dem herabgekurbelten Fenster. Der Wagen ging förmlich in die Knie, als er mit überhöhter Geschwindigkeit und kreischenden, radierenden Reifen in eine Seitenstraße einbog.
    Ich ließ die Hand mit dem Revolver sinken. Ich hatte nicht geschossen, weil einfach zu viele Menschen in der Nähe waren. Ich durfte niemand gefährden. Ich schob die Waffe in die Schulterhalfter zurück und schaute mich nach Nelson Algren um.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bürgersteig, irgendwie seltsam verdreht. Unter seinem Körper hervor kroch ein rotglänzendes Rinnsal. Ich beugte mich zu meinem Kollegen hinunter. Nelsons Augen waren weit geöffnet. Ich sah, wie in ihnen eine fremde Kälte heraufkroch und wie der Tod nach Nelson griff.
    Nelson bewegte seine Lippen. »Grüß Karen von mir«, würgte er hervor. »Ich… ich liebe sie.«
    Ich kämpfte meine Erschütterung nieder und beugte mich tief zu ihm hinab. »Wer hat es getan, Nelson — wer?« Nelsons Lider klappten herab. Ein Zittern lief durch seinen Körper. Die rechte Hand entspannte sich. Ich glaubte schon, alles sei vorbei, als er noch einmal mit äußerster Anstrengung die Lippen bewegte.
    »Nihoa«, hauchte er. »Nihoa…«
    Dann rollte sein Kopf zur Seite. Nelson Algren war tot.
    ***
    Ich erhob mich. Erst jetzt merkte ich, daß mir die Sachen am Leibe klebten. Es war halb zwölf Uhr vormittags und über San Francisco spannte sich die blaue Kuppel eines wolkenlosen Himmels. Ein schöner Tag. Ein Tag zum Genießen. Und ein Tag zum Sterben. In meinem Mund war ein bitterer Geschmack. Nihoa. Was, zum Teufel, bedeutete das Wort? Es hörte sich an wie ein Wort aus einem polynesischen Schlager, es klang nach Hawaiigitarren und Hula-Hula.
    Der Patrolman kam keuchend herangetrabt. »Ist er tot, Sir?«
    Ich nickte und zeigte ihm meinen Ausweis. »Veranlassen Sie alles Nötige, bitte.«
    Der Beamte raste in einen Tabakwarenladen, um zu telefonieren.
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