Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
Autoren:
Vom Netzwerk:
sind allerdings von dem Geldregen nur mittelbar betroffen. Der Tante gehört ein kleines, aber schickes Hotel. Wie weit Irma und Fred daran beteiligt sind, wußte ich nicht.
    Ich fuhr also in Richtung Meadville. Und damit fing’s an.
    ***
    Als der Motor stotterte, hatte ich einen Fluch auf der Zunge. Aber ich schluckte ihn wieder ’runter, denn das gelbe Warnlicht am Armaturenbrett brannte dauerhaft. Das hieß: Der Tank ist leer!
    Zum Glück ging es bergab. Ich schaltete den Leerlauf ein, den Motor aus und ließ die Karre rollen. Unten im Tal entdeckte ich eine Tankstelle. Eine kleine. Ohne Drive-in, ohne Shops, ohne Erfrischungsbude. Aber sie lag an einer vielbefahrenen Straße und war sicherlich eine Goldgrube.
    Ich betätigte das rechte Blinklicht, rollte bis zu den Zapfsäulen und trat auf die Bremse. Dann kletterte ich ins Freie.
    Aus dem Glaskasten, der die Hälfte des kleinen Gebäudes einnahm, kam der Tankwart. Er war so groß wie ich' und fett von den Augenwülsten bis zu den Plattfüßen. Der Overall spannte sich um die 120-Kilo-Figur wie eine zweite Haut.
    Ich schraubte den Tankverschluß auf.
    »Geben Sie ihm was zu saufen. Er hat Durst.«
    Der Feiste nickte. Trotz seines Speckpanzers ging nichts Gemütliches von ihm aus. Im Gegenteil. Er war nicht flink, sondern nervös. Er war nicht behende, sondern fahrig. Ich blieb neben ihm stehen und betrachtete eingehend die bleichen Wurstfinger, die die Einfüllpumpe leicht zitternd hielten.
    Erstaunliche Hände für einen Tankwart. Glatt, gepflegt und — es war fast zum Lachen — mit vier hochkarätigen Ringen geschmückt.
    Ich bekam Interesse. Ich sah mir sein Gesicht an. Es hatte eine unmännliche Färbung. Eine Mischung aus weißlich, Rosa und zartem Grün. Der Kerl hatte Haare. Aber es wirkte, als sei er kahl. Denn der strohfarbene Kopfputz war mit Brillantine auf dem Schädel festgeklebt. Ich sah noch hellblaue wäßrige Säuglingsaugen. Der Mund war so dünp, daß man ihn kaum sah.
    »Wo kann man sich hier die Hände waschen?«
    Der Feiste deutete nach links.
    Ich ging an dem Glaskasten vorbei. An der Ecke stand ein mächtiger Büchsenstapel. Alles Motoröl. Eine Sorte, von der die Hersteller behaupten, man könne damit auch Eierkuchen backen. Hinter dem Glaskasten schloß sich das flachdachige Gebäude an. Es schien eine kleine Werkstatt, Toiletten und einen Pflegeraum für Wagen zu enthalten.
    Ich ging in den Waschraum. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Die Kacheln waren giftgelb.
    Ich hängte meine Jacke an einen Haken, streifte die Ärmel hoch und begann, mich frisch zu machen.
    Als ich nach dem Handtuch griff, hörte ich das Stöhnen. Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Aber dann war es wieder ruhig. Nur draußen surrte der Literanzeiger der Tanksäule leise vor sich hin. Ich glaubte, mich getäuscht zu haben, trocknete meine Hände, zog die Jacke an und ging zur Tür. Bevor ich sie erreichte, hörte ich das Stöhnen zum zweitenmal.
    Es schien durch die Wand zu kommen, aus dem Raum, der dahinter lag. Das mußte die Werkstatt sein. Es war ohne Zweifel das Stöhnen eines Menschen, der mächtige Schmerzen hat.
    Ich zog die Tür auf, trat ins Freie, sah, daß meinem Jaguar die letzten Tropfen in den Magen gepumpt wurden, und wandte mich nach rechts. Dort lag die Tür zur Werkstatt. Breit, zweiflügelig, aus Stahl.
    Ich bin von Natur aus neugierig. Aber das allein war nicht der Grund. Ein Mensch stöhnte. Das macht man nicht zum Spaß. Also brauchte jemand Hilfe. Ich versuchte, die Tür zu öffnen. Die Klinke ließ sich zwar nach unten drük-. ken, aber das war alles.
    Ich marschierte zur Zapfsäule. Eben verschraubte der Fette den Einfüllstutzen.
    »Mister«, knurrte ich, »dahinten stimmt was nicht.«
    Er wandte mir den Rücken zu. Für einen Moment blieb er in seiner gebückten Haltung. Dann drehte er sich langsam um.
    »Was meinen Sie?«
    Er hatte eine sehr tiefe, unwirsch klingende Stimme.
    »In der Werkstatt stöhnt jemand?«
    Er glotzte mich an.
    »Haben Sie verstanden: In der Werkstatt stöhnt jemand!«
    »Unmöglich. Da ist keiner.«
    »Es wäre das erste Mal, daß ich an Halluzinationen leide«, sagte ich. »Am besten, Wir sehen nach. Einen Schlüssel haben Sie doch hoffentlich.«
    Sein Gesicht war graugetönt. Plötzlich stülpte er die dünnen Lippen um. Wahrscheinlich war das bei ihm eine Art Lachen. Zum Vorschein kamen braune Beißerchen mit genügend Zahnstein, um einen bescheidenen Kiesweg zu bestreuen. »Ha, jetzt weiß ich, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher