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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
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Seine Hände hatten sich in den mit Fichtennadeln bedeckten Waldboden gekrallt.
    Ich sprang über den schmalen Straßengraben und stand neben der Leiche. Unter der rechten Hand schimmerte die 08. Ich rührte sie nicht an. Aber ich bückte mich, bis ich an der Mündung riechen konnte.
    Kordit. Also war mit ihr geschossen worden. Hatte Jerry Wood geschossen? Das war mehr als unwahrscheinlich. Aber warum lag die Waffe neben ihm? Da er mir den Rücken zudrehte, sah ich nicht, woran er gestorben war. Als ich ihn etwas anhob, wurde mir erneut mulmig. Zwei Einschüsse im Bauch.
    Ich lief zur Tankstelle. Als ich nach vorn kam, traf mich die zweite Überraschung wie ein Tritt in den Magen. Erstens: mein Jaguar war verschwunden. Zweitens: ein weißer Cadillac stand vor den Tanksäulen. Der Wagen enthielt einen Fahrer. Aber er war über dem Steuer zusammengesunken und wirkte nicht sehr lebendig.
    Ringsum war es totenstill. Als ich den Wagen erreicht hatte, konnte ich Einzelheiten erkennen.
    Kugeln hatten die Brust des Mannes zerfetzt. Neben ihm, auf dem rechten Sitz, lag ein kleinkalibriger Colt. Ich wäre jede Wette eingegangen, daß auch er benutzt war.
    Ich ging um den Wagen herum, nahm mein Taschentuch in die Hand, öffnete die linke Vordertür, zog vorsichtig die Brieftasche aus der Jacke des Toten und sah mir seine Kennkarte an. Der Mann war 58 Jahre alt und hieß Lester Guide. Ich steckte die Brieftasche zurück und schloß die Tür.
    Der Kahlkopf war verschwunden. Saul Teiggesicht war verschwunden. Zurück' blieben zwei Leichen, einer — den man für tot hielt, nämlich mich, und ein Haufen Scherben.
    Ich ging in den Waschraum, hielt den Kopf unter die Wasserleitung und wartete, bis mein Gehirn eisig und frisch war. Es tat wohl. Und die Gedanken formten sich.
    Ich hatte eine Theorie. Was ich mir dachte, sprach nicht für das Geschick von Kahlkopf und Teiggesicht. Andererseits würde es für die Mordkommission schwierig sein, etwas anderes schlüssig nachzuweisen. Etwas anderes als das, was die beiden Mörder Vortäuschen wollten.
    Offensichtlich sollte der Eindruck entstehen, als habe Jerry Wood den Mann im Cadillac und dieser ihn erschossen. Ich war überzeugt, daß die Kugeln in beiden Leichen diese Annahme unterstützten. Und ich? Aus der 08 stammten die Geschosse nicht, die ich auf meiner kugelsicheren Weste gefunden hatte. Aus dem Colt konnten sie sein. Die Mordkommission mußte also annehmen, Jerry Wood und ich hätten den Mann im Cadillac, Lester Guide, umgebracht. Er aber war noch vital genug gewesen, um es uns zu besorgen. Drei Kugeln hatte ich abbekommen, zwei Jerry Wood. Also mußten fünf fehlen.
    Ich ging noch mal zum Cadillac, nahm den Colt mit spitzen Fingern an mich und sah nach. Es stimmte. Fünf Patronen fehlten in der Trommel.
    Hm. Und wie war’s in Wirklichkeit abgelaufen? Es gab nur eine Möglichkeit. Teiggesicht hatte Guide mit der 08 erschossen. Dann hatten sie mich und Wood mit Guides Colt durchlöchert und die Szenerie hergerichtet.
    Teiggesicht war also ein Killer, der nicht die Kasse hatte plündern wollen, sondern sich hier aufhielt, um auf Guide zu lauern. Die beiden Mörder mußten gewußt haben, daß der Cadillac-Fahrer heute zum Tanken vorbeikam.
    Es gab natürlich einige Unstimmigkeiten, auf die die Killer nicht geachtet hatten. Beispielsweise ist es unwahrscheinlich, daß sich zwei Todwunde wie Wood und ich noch so weit in den Wald schleppen. Und wer hatte den Glaskasten und die Lampe zertrümmert? Die Kugeln aus meinem 38er mußten noch in der Wand stecken. Aber am Gesamtbild änderten diese Tatsachen wenig.
    Ich überlegte. Hätte ich diesen grauenhaften Doppelmord verhindern können? Hätte ich zuschlagen sollen, als mir der Kahlkopf seine Pistole auf den Nabel drückte? Ich wäre ein toter Mann gewesen. Denn aus Gründen der Bewegungsfreiheit reichte meine kugelsichere Weste nur knapp bis zum Nabel. Kahlkopfs Pistole hatte mich genau dort gekitzelt, wo ich nur durch Jacke und Hemd geschützt war.
    Ein Chevrolet rollte langsam vorbei. Er zog einen Wohnwagen. Der Fahrer sah stur geradeaus. Aber seine Frau und zwei kleine Mädchen blickten herüber.
    Zwischen meinen Schulterblättern spannte und kribbelte es. Dort hatte man mir mit zwei breiten Leukoplaststreifen die flache Ledertasche festgeklebt, in der die Papiere steckten. Das Versteck war sicher. Aber bei der Hitze juckte es scheußlich.
    In der Tankstelle gab es ein Telefon. Ich wählte den Notruf der Polizei. Sofort meldete
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