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Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Titel: Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island
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daß er eine von ihnen nach der Scheidung von mir heiraten würde, was auf das gleiche herausgekommen wäre.«
    »Sprach er jemals von Scheidung?« fragte Phil.
    »Ja!« gab die Frau zu. »Ich nehme an, daß ich mit diesem Eingeständnis meine Lage verschlechtere, aber es ist die Wahrheit. Er wollte sich scheiden lassen! Erst vor einer Woche hat er mir diesen Vorschlag gemacht. Ich habe ihn abgelehnt.«
    »Wen wollte er heiraten?«
    »Irgendeine seiner Freundinnen, nehme ich an.«
    »Sie kannten Patricia Emerson?« fragte ich.
    »Nein«, erklärte Mrs. Ryder. »Natürlich erwähnte er gelegentlich den Namen des Mädchens, aber ich habe sie niemals zu Gesicht bekommen. Herb und ich lebten praktisch voneinander getrennt. Jeder führte sein eigenes Leben.«
    »Wie kam die Trennung zustande?«
    »Er hatte mich satt bekommen, nehme ich an.«
    »Wie oft sahen Sie Ihren Mann?«
    »Einmal im Vierteljahr, aber das letzte Mal vor einer Woche.«
    »Sie wußten, daß Sie ihn beerben würden?«
    »Ja, das wußte ich.«
    »War Ihnen bekannt, daß Ihr Gatte in dem Ruf stand, der Boß eines Syndikates zu sein?« fragte Phil.
    Mrs. Ryder lächelte kühl und spöttisch. »Wir brauchen uns doch nichts vorzumachen, nicht wahr? Herb war ein Gangster, und ich wußte das!«
    »Billigten Sie seine illegale Tätigkeit?«
    »Nein«, erwiderte die Frau. »Ich versuchte schon vor vielen Jahren, Herb davon abzubringen. Er schlug meine Warnungen in den Wind. Auf diese Weise begann unsere Entfremdung.«
    »Was bekamen Sie monatlich von ihm?«
    »Eintausend Dollar. Außerdem einen Extrascheck, der Joans Ausbildung in England deckt. Insgesamt waren es dreizehnhundert Dollar.«
    »Besitzen Sie eigenes Vermögen?« fragte ich. Die Frau schüttelte den Kopf und erhob sich. »Im Grunde schäme ich mich vor mir selbst!« gestand sie. »Ich trage Trauerkleidung, ohne wirkliche Trauer zu empfinden! Aber ich lebe hier draußen zwischen erzkonservativen Nachbarn und spießigen Bürgern. Ich muß mich ihnen anpassen. Diese Leute erwarten, daß ich mich als trauernde Witwe zeige.«
    »Was werden Sie nach der Regelung der Erbschaftsangelegenheit mit Ihrem Vermögen beginnen?« wollte ich wissen.
    Die Frau setzte sich wieder. »Ich werde für die Firmen einen tüchtigen Verwalter einsetzen, der mir alle Kontrollen und Entscheidungen abnimmt.«
    »Mr. Wells zum Beispiel?« fragte ich. Mrs. Ryder musterte mich mit einem Ausdruck milden Erstaunens. »Warum nicht? Ich bin sicher, daß er sein Geschäft versteht. Man mag über Herb urteilen, wie man will, aber in geschäftlichen Dingen war sein Urteil stets richtig. Er ließ immer nur die besten Leute für sich arbeiten.«
    »Wells war der Vertraute Ihres Mannes«, sagte ich. »Das stört Sie nicht?«
    »Nein«, meinte sie kühl. »Soll ich etwa jemand einstellen, der ein paar Monate braucht, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen? Bis dahin kann eine der Firmen pleite gegangen sein!«
    »Mrs. Ryder, wir danken Ihnen für die Auskünfte!« sagten Phil und ich wie aus einem Munde und erhoben uns. Die Witwe begleitete uns hinaus.
    »Kennen Sie den Senator McBride?« fragte ich sie an der Tür.
    »Nein, aber ich habe den Namen natürlich schon in den Zeitungen gelesen!«
    Wir verabschiedeten uns und gingen. »Sie ist entweder entwaffnend ehrlich oder unheimlich raffiniert«, sagte Phil, als wir in meinem Jaguar saßen und losfuhren. »Sie hat sich nicht geschont. War das nun eine wohlkalkulierte Schau oder eine spontane Äußerung?«
    »Wir werden es bald genauer wissen«, vermutete ich.
    ***
    Ich stieg auf die Bremse, als wir rund fünfhundert Yard zurückgelegt hatten. Die Reifen jaulten, und der Jaguar kam abrupt zum Stehen. Phil starrte mich an. »Was ist los?« wollte er wissen.
    »Hast du den grünen Cadillac gesehen, der uns gerade begegnet ist?«
    Phil drehte sich um und blickte durch die Heckscheibe. »Der Schlitten hält vor Mrs. Ryders Haus«, erklärte er. »Wer sitzt am Steuer?«
    »Senator McBride«, sagte ich.
    »Ich denke, sie kennt ihn nicht?«
    »Das dachte ich auch.« Ich legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen.
    »He, warum fährst du nicht zurück?« fragte Phil.
    »Das hätte wenig Zweck. Oder hast du Lust, dir einen Haufen erfundener Erklärungen anzuhören? Immerhin wissen wir jetzt, daß die attraktive Grace Ryder uns nicht die volle Wahrheit gesagt hat.«
    »Ich habe kurz vor neun Uhr mit dem Senator telefoniert«, erinnerte sich Phil. »Jetzt ist es gleich zwölf. Er
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