Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss

Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss

Titel: Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss
Autoren:
Vom Netzwerk:
an meinen Sessel heran und begann die Stricke zu lösen.
    »Vorsichtig, Sammy!« warnte Nicholson. »Halte mir das Schußfeld frei!«
    »Keine Angst«, meinte der Schläger. »Gegen uns hat er keine Chance. Wenn es sein muß, schicke ich ihn mit einem linken Haken auf die Bretter.«
    »Er weiß selber, wie man einen Haken ansetzt«, warnte Nicholson. »Gerry hat das mitgekriegt.«
    »Gerry ist ein Anfänger. Ich würde ihn mit einer Hand erledigen können«, meinte der Schläger. Die Stricke fielen. Ich massierte meine schmerzenden Gelenke und spürte, wie die Blutzirkulation wieder voil einsetzte.
    Nicholson erhob sich. Sein Finger lag am Druckpunkt des Abzugs. Der Gangster machte einen gespannten, konzentrierten Eindruck. Es gab keinen Zweifel, daß er nur auf meinen Angriff wartete. Wahrscheinlich war es ihm zuwider gewesen, mich im Sessel zu erschießen. Er brauchte einen Anreiz, er brauchte einen Vorwand, ein kleines Pflästerchen für sein angeblich nicht existentes Gewissen. Ich wußte, daß er schießen würde, sobald ich die erste verdächtige Bewegung machte.
    »Gehen Sie voran, Cotton!« sagte Nicholson leise. Auch seine Stimme hatte sich verändert. Sie klang lauernder als vorher, gepreßt und drohend zugleich.
    Ich verließ das Office durch die Hintertür. Meine Glieder waren steif, das Gehen verursachte mir einige Mühe. Ich übertrieb die Folgen der Fesselung und bewegte mich wie eine lahme Ente vorwärts.
    Die beiden Gangster folgten mir.
    Ich war keineswegs sicher, ob es mir gelingen würde, meine Bewacher zu überrumpeln. Nicholson war mißtrauisch und clever. Vermutlich durchschaute er mich. Er ähnelte einer großen Raubkatze, die mit erhobener Pranke darauf lauerte, ein wehrloses Opfer endgültig vernichten zu können. Für ihn war das Geschehen nur ein Spiel von prickelndem Reiz.
    Ich blieb stehen und schaute mich um. Die beiden Gangster machten gleichfalls halt.
    Der Lagerraum wurde von einigen Neonröhren nur unzureichend erhellt. Es herrschte eine schummrige Atmosphäre. Eine Klimaanlage rauschte leise und monoton. Trotzdem schien es mit der Entlüftung nicht so recht zu klappen. Es war warm und muffig.
    Ich sah vor mir ein wildes Durcheinander von Skulpturen, Kisten, alten, wertvollen Möbeln und mit Wolldecken verhüllten Bildern.
    Es hatte fast den Anschein, als sei die gesamte Inneneinrichtung eines Schlosses in diesen Raum eingelagert worden. Das Ganze erinnerte mich an die Requisitenkammer eines Theaters. Nur handelte es sich hier nicht um Talmi, sondern um kostbare Originale.
    Ich blickte über die Schulter. Nicholson grinste mich an. Seine Pistolenmündung zielte auf meinen Rücken. »Nun?« fragte er.
    »Nun?« echote ich verständnislos.
    »Ziehe die Decke von dem Bild da vorn weg!« befahl Nicholson dem Schläger. Sammy-Boy gehorchte. Ich erblickte ein goldgerahmtes Gemälde. Das Bild zeigte eine Landschaft mit Tempel, Hirten und weidenden Tieren. Ich erinnerte mich plötzlich, das Bild schon einmal gesehen zu haben. In einem Museum.
    Und im Polizeibericht war davon die Rede gewesen.
    Meine Erinnerung rastete ein. Es war ein Tintoretto. Das Gemälde war vor zwei Jahren auf dem Transport von New York nach San Franzisko gestohlen worden, zusammen mit einigen anderen Meisterwerken.
    Ich wußte, daß es kein sehr hoch bewerteter Tintoretto war, aber sein Tageskurs belief sich trotzdem auf rund dreißigtausend Dollar.
    Ich- ging weiter, mitten hinein in das Gewirr von Möbeln und Kunstgegenständen. Ich wußte, daß sie mich nicht aus den Augen ließen.
    Gelegentlich zog ich eine Decke zur Seite und fand meinen Verdacht bestätigt. Ich entdeckte Manet, einen Dufy und einige modernere Bilder, deren Maler ich im Augenblick nicht zu nennen wußte.
    Der Schmutz, der auf den meisten Dingen lag, sagte mir, daß die Kunstgegenstände ungepflegt verkamen. Nicholson lachte leise hinter mir. Er meinte, mir eine Erklärung zu schulden.
    »Eine Marotte des Alten!« sagte er. »Dieses hübsche kleine Privatmuseum hat er sich im Laufe der Jahre ganz nebenher aufgebaut. Es dient nicht so seiner Erbauung, als der Schaffung eines Notgroschens für schlechte Zeiten…«
    »Notgroschen ist gut«, knurrte ich. »In der Praxis wird Porter keines der Bilder jemals verkaufen können. Jedes einzelne Gemälde ist international bekannt und registriert.«
    »Stimmt«, nickte Nicholson. »Aberdas stört den Alten nicht, Cotton. Er kann die Klamotten zur gegebenen Zeit den Versicherungen zum Rückkauf anbieten. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher