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Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss

Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss

Titel: Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss
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zukam. In einer Reflexbewegung riß ich den Ellenbogen schützend vor das Gesicht.
    Die Reaktion kam zu spät und zu ungenau.
    Ein harter stumpfer Gegenstand landete mit voller Wucht an meiner Schläfe.
    Es war, als ob in meinem Kopf eine straff gespannte Saite platzte. Benommen sackte ich in die Knie. Mein Bewußtsein stemmte sich verzweifelt gegen die schwarzen anrollenden Wogen einer Ohnmacht.
    Ich versuchte den Pistolengriff zu erreichen, aber meine Finger waren ohne Kraft.
    Der stumpfe Gegenstand traf mich zum zweitenmal. Ich verlor das Bewußtsein, noch ehe ich mit der Stirn auf den kahlen Betonboden schlug.
    Das letzte, was ich hörte, war das scheppernde, höhnische Lachen von Gerry Flint.
    ***
    Als sich mein Denken mühsam zu formieren begann, mußte es zunächst einmal mit dem wütenden Hämmern und Klopfen in meinem Schädel fertig werden. Ich hob blinzelnd die Lider und stellte fest, daß ich in dem luxuriösen Office des Lagerhalters saß.
    Ich war an Händen und Füßen gefesselt.
    Die Stricke schnitten tief in mein Fleisch. Ich konnte mich nicht rühren. Mein Mund war trocken und wurde von einem scheußlichen Geschmack beherrscht.
    Der Fernseher lief. Ein Krimi. Auf dem Bildschirm war eine Schlägerei im Gange. Der Toningenieur hatte sich dabei keine Zurückhaltung auf erlegt. Jeder Schlag hörte sich an, als würde ein kräftiger Baum mit einem einzigen Schlag gefällt. Mir wäre das Ganze komisch erschienen, wenn die akustische Kulisse nicht bei jedem Schlag hinter meiner Stirn eine schmerzhafte Resonanz ausgelöst hätte.
    Der Mann, der diesen Blödsinn interessiert verfolgte, saß in einem Sessel und wandte mir den Rücken zu. Es war nicht Gerry Flint.
    Ich versuchte die Hände zu bewegen, aber es gelang mir nicht. Sie waren hinter der Sessellehne zusammengebunden. Offensichtlich war es die Arbeit eines Experten.
    Mein Bewacher schien zu spüren, daß ich das Bewußtsein zurückerlangt hatte. Er drehte den Kopf herum und blickte über die Schulter. Wir starrten uns in die Augen.
    Das Gesicht des Mannes war schmal, fast hager. Es wurde von dunklen stechenden Augen beherrscht, in denen es unruhig gärte. Der schmallippige Mund verriet einen fast völligen Mangel an Gefühlen. Der Mann hatte kurzgeschnittenes dunkelblondes Haar. Er war knapp dreißig Jahre alt. Bekleidet war er mit einem braunen Tweedsakko, einem knallgelben Sporthemd und grauen, scharf gebügelten Gabardinehosen. Letzteres konnte ich nur sehen, weil er die Beine hochgelegt hatte.
    »Hallo!« sagte er.
    »Hallo!« krächzte ich zurück. »Wie wäre es mit einem Schluck Wasser?«
    »Wir sind hier nicht in der Kneipe«, raunzte er.
    »Das habe ich befürchtet.«
    Er stand widerwillig auf und schaltete das Gerät ab. Er ging durch eine zweite Tür hinaus. Ich hörte das Hallen seiner Schritte. Offenbar befand sich hinter dem Office ein weiterer Lagerraum. Ich zerrte erneut an meinen Stricken, gab es aber rasch wieder auf.
    Der Mann kam zurück. Er flößte mir den Inhalt eines Wasserglases ein. Gut ein Drittel der Flüssigkeit lief dabei über mein Kinn. Vom Hals sickerte es in das zerknitterte Vorderteil meines Smokinghemdes. Der Mann drehte mir seinen Sessel zu und setzte sich wieder. Er musterte mich mit mürrischer Neugierde und verschränkte dabei seine Hände vor dem Bauch.
    »Wo ist Gerry Flint?« fragte ich.
    »Nach Hause. Ich habe ihn abgelöst«, erklärte mein Bewacher. »Die wirklich harten Jobs sind meine Sache.«
    »Sie haben mich niedergeschlagen?«
    »Mit nur zwei Schlägen«, nickte er zufrieden. »Es war ein sandgefüllter Strumpf. Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    »Einfach brillant«, spöttelte ich. »Vielleicht sollten Sie meine Fesseln ein wenig lockern. Eine unterbundene oder gestörte Blutzirkulation hat meistens sehr häßliche und schmerzhafte Folgen.«
    Er grinste matt. »Damit müssen Sie fertig werden, G-man. Das gehört zu Ihren Berufsrisiken.«
    »Und wie sieht es mit Ihrem Berufsrisiko aus?«
    Sein Grinsen vertiefte sich. »Es hat den Vorzug, besser honoriert zu werden.«
    »Von Henry Philipp Porter?«
    »Ich bin nicht hier, um Fragen zu beantworten.«
    »Sondern?«
    »Ich passe auf Sie auf. Ich warte auf das Klingeln des Telefons. Der Boß muß entscheiden, war mit Ihnen passiert. Was mich betrifft, so habe ich hinsichtlich dieser Entscheidung nicht die geringsten Zweifel.«
    »Ich glaube, ich kenne Sie.«
    Ich bluffte nicht. Ich war sicher, diese Visage schon in einem Verbrecheralbum gesehen zu haben. Im
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