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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes
Autoren: Heather Terrell
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Samstagmorgen verkündete, sein Coach habe ein außerplanmäßiges Footballtraining anberaumt, da sie am Freitagabend kein Spiel gehabt hätten, beschloss ich kurzerhand mitzukommen. Ich konnte von der Tribüne aus zusehen und dabei meine Hausaufgaben machen. Die endlosen Stunden des Wartens kamen mir nicht ganz so zermürbend vor, wenn ich in Michaels Nähe war. Seine Gegenwart beruhigte mich irgendwie.
    Die erste Viertelstunde sah ich Michael und seinen Mannschaftskameraden dabei zu, wie sie verschiedene Übungen absolvierten, während der sonnenbebrillte Coach vom Spielfeldrand Anweisungen brüllte. Das wurde ziemlich schnell langweilig, also vertiefte ich mich stattdessen in meine Spanischhausaufgaben, die im Gegensatz zu dem, was sich unten auf dem Rasen abspielte, geradezu fesselnd waren.
    Ich war ganz in meine Konjugationstabellen vertieft, als mir jemand auf die Schulter tippte und ich vor Schreck fast vom Sitz gekippt wäre.
    »Hi, Ellie«, hörte ich eine vertraute Stimme sagen.
    Es war Ruth.
    »Mein Gott, Ruth, du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Mit zerknirschter Miene setzte sie sich neben mich, und ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich sie so angeschnauzt hatte.
    »Tut mir leid, Ellie. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Schon gut«, antwortete ich mit einem erleichterten Seufzer und rutschte zur Seite, um ihr Platz zu machen. »Was machst du denn an einem Samstag in der Schule?«
    »Treffen der Jahrbuch-Redaktion.«
    »Was sonst.« Ruths Terminkalender war immer voll, weil sie hoffte, dass ihre guten Noten und ihre außerschulischen Aktivitäten zusammen für ein Stipendium reichen würden, wenn es Zeit wäre, sich fürs College zu bewerben.
    »Hör mal, Jamie und ich gehen heute Abend ins Kino, wir wollten uns The Controversy anschauen. Habt ihr Lust mitzukommen?«
    Ich zögerte einen Moment. Mein erster Impuls war, sie zu fragen, warum sie, bitte schön, nicht jede freie Minute mit den Nachforschungen für uns verbrachte. Begriff sie etwa nicht, was auf dem Spiel stand? Aber ich hielt mich zurück. Indem sie sich überhaupt auf eine dermaßen riskante Aktion eingelassen hatte, tat Ruth uns einen Riesengefallen. Ich musste ihr sehr, sehr dankbar sein.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist …« Michael und ich hatten uns auf einen entspannten Abend zu zweit bei uns zu Hause eingestellt: Pizzaservice und eine DVD. Außerdem wusste ich nicht, ob ich einen ganzen Abend lang meine Fassade vor Jamie würde aufrechterhalten können. Sich ständig zu verstellen war noch anstrengender, als ich gedacht hatte. Ich brauchte dringend mal eine Pause.
    »Komm schon, Ellie. Bist du nun ein ganz normaler Durchschnittsteenie oder nicht?«
    Damit hatte Ruth natürlich nicht unrecht. Ich hatte keine große Lust, sagte aber schließlich trotzdem ja. »Also gut. Danke, dass du uns gefragt hast.«
    The Controversy entpuppte sich als Mainstream-Thriller. Nicht gerade die Art Film, die Ruth und ich mit unserem Faible für ausländische Independent-Produktionen bevorzugten, aber vielleicht war Jamie mit dem Aussuchen dran gewesen. Die ständigen Verfolgungsjagden und Momente tödlicher Gefahr waren für meinen Geschmack etwas zu nah an der Schmerzgrenze, weil ich die ganze Zeit an unsere noch gar nicht so lange zurückliegenden Abenteuer in Boston denken musste. Trotzdem tat es gut, für eine Weile abschalten zu können.
    Nach dem Film gingen wir noch ins Diner, um etwas Süßes zu essen. Bei Softeis, Brownies und Apfelstreusel unterhielten wir uns über Miss Taunton und die Massen an Hausaufgaben, die sie uns zumutete. Ein paarmal mussten wir laut lachen, als wir darüber spekulierten, wie wohl ihr Privatleben aussehen musste, dass sie eine derart ausgeprägte Vorliebe für Schauerromane entwickelt hatte.
    »Wie schaffst du es überhaupt, neben dem Footballtraining noch deine Hausaufgaben zu machen und ständig irgendwelche Aufsätze zu schreiben?«, wollte Jamie von Michael wissen.
    »Bei dem Trainingspensum von Coach Samuel ist das gar nicht so einfach. Manchmal bin ich die halbe Nacht wach.« Michael lächelte mir zu. Ich wusste natürlich, was ihn wirklich wach hielt. Beziehungsweise bis vor kurzem wach gehalten hatte . Coach Samuel war nach den Sommerferien von einer Bostoner Schule an die Tillinghast High gekommen. Sein Ruf als Trainer war so legendär wie sein Arbeitsethos gnadenlos. Er verlangte sich selbst und seinen Spielern alles ab.
    »Ernsthaft?«, fragte Jamie, der Michael insgeheim
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