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Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis
Autoren: Michael Nagula
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stöhnte. Und mit einem girrenden Lachen zog das Weibwesen ihn hinab auf das weichschwellende Moos.
    Als er Ewigkeiten später wieder zu sich kam, stand sie vor ihm und hielt ihm lächelnd einige Früchte entgegen. Und er griff zu und aß sie. Dann spürte er wieder ihre Hände, ihr schmeichelndes Gleiten auf seiner Haut, ihre drängende, spitze Zunge zwischen seinen Lippen. Und jetzt ließ auch er seine Hände spielen, seine Hände und seinen Mund. Wie im Fieber berauschte er sich an ihren Formen, ihrem fremdartig blauschimmernden Leib. Und er begriff mit einemmal, daß er ohne diesen Körper, ohne diese ungeahnten Zärtlichkeiten nicht mehr leben konnte.
    »Das also sind Brumbils Damen«, murmelte er leise und sehr zufrieden.
    Die Dame neben ihm blickte ihn aus ihren schrägstehenden, rotglimmenden Augen lächelnd an. Sie schien ihn genau verstanden zu haben. Aber sie sagte nichts. Und Nick Reynolds fand, daß es auch keiner Worte bedurfte.
     
    5.
     
    Tage waren vergangen unter fremder Sonne. Und Nächte unter fremden Sternen. Tage und Nächte voller Zärtlichkeit. Nick Reynolds hatte sie nicht gezählt, die Tage und Nächte nicht und auch nicht die Stunden. Sein Chronometer lag irgendwo im Urwald bei seinen verstreuten Sachen. Er brauchte sie nicht mehr. Und er stellte sich noch nicht einmal die Frage, wozu er sie überhaupt je gebraucht hatte. Er stellte überhaupt keine Fragen mehr, die mit früher zusammenhingen.
    Langsam erhob er sich von seinem Mooslager und trat vor die kleine Hütte, die sie gemeinsam aus Zweigen gebaut hatten. Gerade brachen die ersten Sonnenstrahlen durch das Geäst der Bäume und malten flimmernde, helle Flecken auf den Waldboden. Es war still hier und schön. Und es duftete nach Morgen.
    Plötzlich hörte er neben sich ihr girrendes Lachen. Sie war lautlos herangekommen und legte ihre blauschimmernden Arme zärtlich um seinen Hals. Er spürte die kühle Frische ihrer Haut nach dem morgendlichen Bad im Bach, ihr weiches, vom Wasser noch ein wenig feuchtes Fell. Und er fühlte, daß sie seine Nähe suchte, seine Zärtlichkeit. Er wußte, sie brauchte ihn. Und er brauchte sie.
    Doch als sie gerade engumschlungen in die Hütte treten wollten, um sich auf das weiche Mooslager fallen zu lassen, zögerte sie unverhofft. Behutsam löste sie sich aus seinen Armen. Ihre unverbildeten Instinkte hatten etwas wahrgenommen, was ihm entgangen war. Lächelnd wies sie talwärts und verschwand allein in der Hütte.
    Er wartete gespannt, aber nicht ängstlich. Inzwischen wußte er, daß hier keine Gefahr drohte. Die Brumbiliden waren ein friedliches Volk, das die wenigen Menschen gern in ihrer Mitte aufnahm, wenn sie sich ihren Sitten anpaßten. Und sie paßten sich an, ohne Probleme. Er lächelte, als er daran dachte. Und er fand es komisch, daß er das vor noch gar nicht langer Zeit als verrückt empfunden hatte.
    In diesem Augenblick trat eine grauhaarige Gestalt aus dem Schatten der Bäume in das helle Licht der fremden Sonne vor der Hütte. Es war der Gouverneur; er trug weder Fransenhemd noch Hose, nur seine Bastsandalen. Und er hob freundlich grüßend die Hand.
    »Guten Morgen, Gouverneur«, sagte Nick Reynolds erwartungsvoll.
    »Guten Morgen«, grüßte der Gouverneur und schüttelte nachsichtig den Kopf. »Aber lassen Sie bitte diesen albernen Titel. Ich spiele diese Rolle nur noch, um Neuankömmlinge nicht zu schockieren. Ansonsten fühle ich mich so glücklicher. Und wie fühlen Sie sich?«
    Unwillkürlich blickte Nick Reynolds zur Hütte, aus der ein leises Girren ertönte.
    »Ich habe mich nie wohler gefühlt«, sagte er mit einem seltsamen Glanz in den Augen.
    »Nun«, sagte der Gouverneur und lächelte eigenartig. »Als Sie das erste Mal zu mir kamen, wollten Sie von mir etwas wissen. Und ich habe Ihnen keine Antwort gegeben. Ich vermute, jetzt wissen Sie es.«
    »Das vermute ich auch«, sagte Nick Reynolds und lächelte ebenfalls.
    Der Gouverneur nickte offensichtlich zufrieden.
    »Ich hatte nichts anderes erwartet. Und ich vermute ferner, daß Sie keinen Bericht erstatten werden – weder jetzt noch irgendwann. Ihre Mission auf diesem Planeten ist gegenstandslos geworden. Sie werden hierbleiben wie wir alle hier, untauglich zu irgend etwas anderem, unbrauchbar für jede Art sogenannter menschlicher Zivilisation oder dem, was wir uns früher darunter vorstellten. Dagegen sind wir gewissermaßen immunisiert. Das ist übrigens das einzige, was man in der Verwaltungszentrale zu wissen
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