Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Finsternis

Jenseits der Finsternis

Titel: Jenseits der Finsternis
Autoren: Michael Nagula
Vom Netzwerk:
zusammensanken oder im Nebel verschwanden. Vereinzelt blitzten Energieschüsse der Einheimischen auf. Sie waren zu ungezielt und auch zu spärlich, um genug Munition für die Reflexer zu liefern.
    Mehrere Donkeys flohen aus der Stadt und versuchten, den Wald zu erreichen. Ein paar Schüsse aus Führers Waffe hinderten sie daran.
    Nach einer halben Stunde existierte die Stadt nicht mehr. Die erst kürzlich bepflanzten Äcker lagen öde da, einer Narbe in der Landschaft gleich.
    Der Rausch des Kämpfens ließ wieder nach.
     
    Als über der Luke die grüne Lampe aufleuchtete, verließ Führer die hermetisch abgeschlossene Kabine des Robotgleiters. Knapp fünfzig Meter vor ihm lagen die Mannschaftsunterkünfte im grellen Sonnenschein. Davor standen Oberst Jarsky und einige Begleiter. Durchwegs hohe Offiziere, aber auch einige Soldaten der niederen Ränge.
    »Was wollen die hier?« fragte Abwehrer verwundert.
    Führer reagierte nicht. Er packte seinen Labilisator und näherte sich festen Schrittes der Delegation. Seine Truppe folgte zögernd.
    Vor Jarsky hielt er an.
    »Commander Maxim?« fragte der Oberst, obwohl er ihn kannte.
    »Zu Befehl, Sir.«
    »Sie sind verhaftet, Commander.«
    Führer nickte langsam, als habe er die Festnahme erwartet, und übergab seine Waffe. Einer von Jarskys Begleitern trennte das Abzeichen mit seinem militärischen Dienstrang von seiner Jacke.
    Führer drehte sich um. Sein Blick schweifte über seine Männer, die betroffen stehengeblieben waren. In den meisten Gesichtern las er Unglauben. Funker und Prediger betrachteten ihre Schuhspitzen.
    »Gehen wir«, sagte Maxim.
    Zwei Soldaten nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn ab.
     
    Ein Mann mit tadellos sitzendem Anzug, weißem Hemd, Krawatte und Brille betrat die Zelle. Führer hatte hier seit seiner Überführung nach Terra zwei Tage verbracht. »Dr. Higgins«, stellte sich der Fremde vor. »Ich bin beauftragt, Sie zu vertreten. Meine Karte.«
    Führer nickte zur Begrüßung. Überall an den Wänden waren Fesselstrahlprojektoren angebracht. Die Zelle besaß kein Fenster. Eine Fluoreszenzplatte verbreitete unangenehmes gelbes Licht.
    »Es steht schlecht für Sie, Maxim«, sagte der Rechtsanwalt. »Der Antrag der Anklage lautet auf Höchststrafe. Ich schlage vor, Sie für geistig labil zu erklären und in eine psychiatrische Klinik einzuweisen.«
    »Sind Sie verrückt?« rief Führer entgeistert. »Ich verbiete Ihnen …«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit, Sie zu retten.«
    »Ich fürchte den Tod nicht«, erklärte Führer. »Ich sehe jetzt ein, daß ich den Überfall nicht hätte rächen dürfen. Da ich aber die Zeit nicht zurückdrehen kann, bin ich bereit, bestraft zu werden.«
    Higgins putzte umständlich seine Brille, die er wahrscheinlich nur aus Eitelkeit trug. Ein Sehfehler ließe sich durch einen unkomplizierten chirurgischen Eingriff beheben.
    »Wir hier auf der Erde sind keine Barbaren«, sagte der Rechtsanwalt. »Die Todesstrafe ist seit Jahrzehnten abgeschafft.«
    »Um so besser.«
    »Überlegen Sie sich Ihren Entschluß lieber noch einmal. Durch Ihre unüberlegte Handlung haben Sie der Regierung große Schwierigkeiten bereitet. Noch immer drohen die Donkeys, einen neuen Krieg zu entfachen.«
    »Wirklich schrecklich. Die denken doch nicht im Traum daran. Denn dann sind sie in zwei Wochen restlos terranisiert. Warum überhaupt dieser Friedensvertrag? Ein Zeichen des guten Willens Terras an all die unterworfenen, versklavten Planeten?«
    »Mir scheint, Sie sind sich nicht im klaren, was das für Sie bedeutet, Maxim. Eine Verurteilung zu lebenslanger Verbannung.«
    »Schlimm. Wirklich, sehr schlimm. Auf welche Welt komme ich?«
    »Spotten Sie nicht. Sie bleiben auf der Erde, aber die Einsamkeit wird Sie rasch von innen her aufzehren.«
    »Ich fürchte mich«, grinste Führer. »Gibt es denn noch irgendwo eine einsame Insel für mich?«
    Higgins schien geschockt angesichts so viel Ignoranz. »Natürlich nicht. Sie werden verbannt durch Supremisierung.«
    »Supremisierung?«
    »Man merkt, daß Sie von einer Kolonialwelt stammen, Maxim. Ich werde es Ihnen erklären. Bei einer Supremisierung wird das Existenzniveau Ihres Körpers künstlich angehoben. Sie verschwinden aus dieser Welt, die für Sie jedoch real bleibt.«
    »Diese Strafe kann nicht schlimmer als der Tod sein. Und ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich bin Soldat. Ich habe ihm schon oft genug direkt ins Auge geblickt.«
    Higgins schüttelte verwundert den Kopf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher