Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Schießeisen fallen, Mr. Gentry.«
    »Du hast sie getötet, sei es kaltblütig ermordet oder sonstwie, für ihren Tod bist du verantwortlich. Deshalb werde ich dich umbringen, und wenn es mich das Leben kostet.«
    »Ich will Euch nicht töten, Mr. Gentry.«
    Das Lachen des älteren Mannes klirrte. »Liebend gern würdest du mich umbringen, weil du weißt, dass ich dich immer gehasst habe. Ich habe deine nachgemachten Manieren immer durchschaut. Du bist Schrott. Und das wirst du immer bleiben.« Sein blutender Arm deutete schwankend auf Ross. »Die Welt wird mir dafür danken, dass ich dich ausschalte.«
    »Ich will Euch nicht umbringen, zur Hölle mit Euch«, brüllte Ross. » Lass t die verdammte Waffe fallen!«
    Gentry grinste und sein Finger legte sich fester um den Abzug.
    Ross warf seinen Colt weg, der mit einem dumpfen Geräusch im Staub landete. »Ich bringe Euch nicht um, Gentry. Hier bin ich: Ihr werdet einen unbewaffneten Mann erschießen.« Seine grünen Augen ließen nicht einen Augenblick von dem anderen ab. Ross sah, dass der Mann schu ss bereit war.
    »Ganz wie du willst«, schnarrte Gentry und drückte ab.
    »Nein!« ertönte gleichzeitig Lydias Schrei - sie warf sich vor Ross.
    » Lass t die Waffe fallen!« donnerte dazu ein Reiter, der mit einem Gewehr im Anschlag herangaloppierte.
    Die beiden Waffen gingen gleichzeitig los. Gentrys Herz wurde von einer Kugel durchbohrt, die ihn sofort tötete.
    Der Mann, der ihn erschossen hatte, fluchte bösartig und sprang vom Pferd, noch bevor das Tier zum Stehen gekommen war.
    Moses zog den gellend kreischenden Lee fest an seine Brust und murmelte leise: »O Herr im Himmel!«
    Die Kugel aus Gentrys Waffe traf Lydia. Sie spürte den heißen Schmerz und klammerte sich an Ross’ Hemd. Vergeblich mühte sie sich, den Kopf zu heben und ihm in die Augen zu sehen. Sie wünschte sich so sehr seine Vergebung und sein Verständnis. Aber sie hatte keine Kraft mehr, ein schwarzer Vorhang senkte sich vor ihren Augen und ihr schwanden die Sinne.
    Ross rief laut ihren Namen, als sie zusammenbrach. Er spürte den warmen Strom ihres Blutes sein Hemd durchweichen. »Lydia, Lydia!« schrie er heiser, vergaß alles um sich her, spürte nur noch ihr lebloses Gewicht in seinen Armen.
    Er legte sie unendlich langsam auf den Rücken und sah hinab in ihr totenbleiches Gesicht. »Himmel, nein!« entrang es sich ihm.
    Sollte das seine Höllenstrafe für die Sünden sein, die er begangen hatte? Zwei Frauen zu lieben. Sie beide zu verlieren. Er hatte Victoria geliebt für das, was sie darstellte, für das, was sie ihn gelehrt hatte. Aber Lydia, Lydia. Sie hatte ihn gelehrt, was es bedeutete zu lieben. Bedingungslos zu lieben. Nicht um einer Sache willen, sondern allen Widrigkeiten zum Trotz.
    »Stirb nicht«, flehte er, legte seinen Kopf auf ihre Brust und horchte besorgt nach ihrem Herzschlag. »Ich brauche dich. Stirb nicht.« Er spürte einen Hauch von Atem an seiner Wange und schluchzte dankbar auf.
    Ein Gewehrlauf berührte ihn an der Schulter. Er hob den Kopf. Ein Mann, den er nie zuvor gesehen hatte, starrte auf ihn hinab. Ross wusste , dass der Mann ihn als Sonny Clark erkannte.
    »Ich heiße Majors und komme von der Pinkerton-Detektei.«
    Ross erwiderte seinen Blick, der Ausdruck seiner Augen war jetzt genauso stählern wie seine Nerven. Der Tag, dessen Kommen er stets gefürchtet hatte. Er hatte ihn erwartet. Alles muss te man irgendwann bezahlen. Immer. Glück, und seien es auch nur Augenblicke davon, verlangte einen hohen Preis.
    Er sah hinunter auf die weichen Lippen, die leicht geöffnet nur schwach um Luft rangen. Die zerbrechliche Zartheit ihrer geschlossenen Augenlider berührte ihn tief, seine Gefühle wollten ihn schier zermalmen.
    »Ich unterschreibe ein vollständiges Geständnis«, sagte Ross leise, den Blick immer noch auf Lydia gerichtet. Dann durchbohrte das Grün seiner Augen den Mann von Pinkerton. »Wenn Ihr meiner Frau das Leben rettet.«

22
     
    Ross starrte hinab auf seine Stiefel und den dreckigen Fußboden darunter. Er war genauso dreckig. Unrasiert, ungewaschen, verschwitzt. Von Blut befleckt. Ihr Blut hatte einen steifen, bräunlichen Flecken auf seinem Hemd hinterlassen.
    Vier Tage, dachte er und ließ seine verschränkten Hände zwischen die Knie sinken. Vier elende Tage lang saß er jetzt schon in dieser Zelle und fragte sich, ob sie lebte oder tot war. Wo war sie, und wo war Lee? Er nahm an, dass Moses sich um das Baby kümmerte, aber sicher war er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher