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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
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Coleman hatte während der letzten Tage nur an die Wand gestarrt, schweigend und offensichtlich völlig verstört.
    Ross Coleman war ein Mann, den alle, die mit ihm gereist waren, bewunderten und respektierten. Er hätte ohne weiteres Gentry aus Selbstverteidigung töten können. Und doch war es anders gekommen. Beinah friedlich hatte er sich abführen lassen. Seine Hauptsorge galt dem Zustand seiner Frau. Er hatte um keinerlei Vergünstigungen für sich gebeten, sondern nur gefleht, dass man sie sofort zu einem Arzt bringen solle. Nicht den geringsten Fluchtversuch hatte er unternommen.
    Jetzt lehnte er auch noch ein kleines Vermögen in Schmuck ab. Nein, dieser Mann war nicht mehr Sonny Clark. Er war Ross Coleman, und Majors würde ihn in Frieden leben lassen. Vielleicht wurde er im Alter sentimental, aber er sah sich außerstande, diesen beiden Menschen das Leben zu zerstören und sich damit zur Ruhe zu setzen.
    »Mag sein, dass Ihr sie nicht wollt, aber der Schmuck ist rechtmäßig der Besitz Eures Sohnes, Mr. Coleman. Glaubt Ihr nicht, Ihr solltet ihn aufbewahren, bis er erwachsen ist?«
    Ross nickte langsam. Majors gab ihm den Beutel, und er reichte ihn gleich ungelenk an Lydia weiter.
    »Mr. Gentrys sterbliche Hülle ist bereits auf dem Weg zurück nach Tennessee. Ich habe seinem Rechtsanwalt telegraphiert, der antwortete, er werde sich um die Beisetzung kümmern.« Majors hustete hinter vorgehaltener Hand, ging vor dem Fenster auf und ab und fuhr fort: »Außerdem habe ich Eure Frau zu ihrem verstorbenen Stiefbruder befragt...«
    »Verstorben?«
    »Ach ja, richtig, das könnt Ihr noch nicht wissen. Ich fand ihn an jenem Morgen tot, als ich versuchte, Gentry einzuholen. Gentry hatte die Anweisung, nicht mit Euch zu sprechen ohne mich. Als ich erwachte, war er jedoch schon fort.«
    Majors schürzte die Lippen, als er daran dachte, wie die Empörung ihn in jenem Augenblick übermannt hatte. Er war aus dem Hotel gerannt und auf dem Weg zum Mietstall, als er Clanceys Leiche in einer Gasse neben dem Hotel fand. Seiner Meinung nach war Gentry der Täter, der die Geschichte von der Ehe seiner Tochter mit Sonny Clark vertuschen wollte.
    »Der Mord an Russell ist ungeklärt«, sagte er nachdenklich. Coleman konnte es nicht gewesen sein, das hatte Moses bestätigt. Und die junge Frau? Majors sah sie an. Wenn sie es getan hatte, was er bezweifelte, hatte sie allen Grund dazu gehabt.
    Lydia saß schweigend da und hoffte, Majors könne ihre Gedanken nicht erraten. Niemandem würde sie verraten, wer Clancey getötet hatte. Nicht einmal Ross.
    Sie würde Bubbas Geheimnis bewahren, wie er ihres bewahrt hatte.
    »Habt Ihr je von einem Revolverhelden namens Sonny Clark gehört?« fragte Majors plötzlich.
    Lydias und Ross’ Blicke trafen sich, dann sahen sie beide den Detektiv an. Ross nickte kurz. Er würde seinen Mund halten, solange er nicht wusste , was Majors da ausheckte.
    Lydias Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    »Ich habe gehört, er sei gestorben«, erläuterte der Detektiv und beobachtete dabei Ross’ Gesicht. »Er soll vor ein paar Jahren an den Folgen von Schu ss verletzungen nach einem Bankraub gestorben sein. Was habt Ihr zu dieser Theorie zu sagen?«
    »Er ist tot«, bestätigte Ross.
    »Seid Ihr da ganz sicher?«
    »Unbedingt.«
    Majors, der Ross immer noch gründlich musterte, nickte langsam. »Wenn ja, kann er wohl auch keine Ahnung haben, wo sich die James-Brüder gerade aufhalten.«
    »Ich schwöre bei Gott, dass mir davon nicht das geringste bekannt ist«, sagte Ross wahrheitsgemäß.
    Majors’ sämtliche Instinkte sagten ihm, dass der Mann nicht log. »Ja«, nickte er. »Das glaube ich Euch.« Er kratzte sich am Ohr, als wenn das soeben besprochene Thema eher unwichtig gewesen wäre. »Meine letzte Pflicht als Detektiv bei Pinkerton wird es sein, der Öffentlichkeit bekanntzugeben, dass Sonny Clark tot ist.« Er lachte schadenfroh. »Ich bin sicher, dass eine Menge Kopfgeldjäger sehr enttäuscht sein werden, das zu hören. An ihm können sie kein Geld mehr verdienen.«
    So schwer es auch sein mochte, Ross und Lydia blieben ganz ruhig. Ross schluckte nur schwer.
    Majors öffnete die Tür. »Ich sehe keinen Grund, Euch noch länger aufzuhalten.« Er machte eine ausladende Handbewegung zum Zeichen, dass sie gehen konnten.
    Die einzigen Menschen, die noch über Ross Coleman Bescheid gewu ss t hatten, waren tot - Vance Gentry und Clancey Russell. Madame LaRue würde einen Brief von Majors bekommen, der
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