Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
großen Augen an und saß ganz still. Nur das Haar um ihr Gesicht bewegte sich sacht in der Brise, sonst nichts. Ihre Wangen waren noch b lass , aber nicht mehr todesbleich.
    Der Pinkerton-Mann stand neben ihr.
    Er sah die Handschellen. »Dämlicher Hilfssheriff«, knurrte er, nahm einen kleinen Schlüssel aus der Tasche, eilte mit knappen Schritten herüber, öffnete die Handschellen und steckte sie in die Tasche.
    »Es tut mir leid, Mrs. Coleman, dass man Euren Mann wie einen gewöhnlichen Kriminellen zu Euch gebracht hat«, sagte er beinahe jovial.
    Ross hatte das Gefühl, als höre er nicht recht oder träume womöglich. Mrs. Coleman ?
    Lydia lächelte dem Detektiv freundlich zu. Eigentlich wollte Ross nur ihren Anblick genießen, aber Majors eröffnete das Gespräch.
    »Natürlich sind all die aus der Luft gegriffenen Anklagen von Mr. Gentry gegen Euch fallengelassen worden.«
    Ross starrte den Mann ungläubig an.
    Majors räusperte sich und wandte sich von Ross’ prüfendem Blick ab. Er wollte nicht daran erinnert werden, dass er etwas Unerhörtes vorhatte, das jedem Rechtsgrundsatz in seiner langen Laufbahn widersprach. Dinge waren entweder schwarz oder weiß, falsch oder richtig. Bis vor kurzem hatte er jene Grauzone nicht gelten lassen, in der die Pflicht von Gefühlen und Instinkten verdrängt wird.
    Aber während der letzten zwei Monate hatte er sozusagen mit Vance Gentry gelebt. Er hatte die unbeugsame Art des Mannes verabscheut. Und er hatte den Mann, den die anderen als Ross Coleman kannten, über seine Frau gebeugt gesehen, hatte gehört, wie er sie anflehte, nicht zu sterben. Stunden und Aberstunden fragte er die junge Frau über ihre Vergangenheit aus, wollte alles über den Mann wissen, den sie unter so ungewöhnlichen Umständen geheiratet hatte.
    Tagelang hatte er mit sich gerungen, doch am frühen Morgen dieses Tages war er zu einer Entscheidung gelangt. Ob sie riehtig war oder nicht, hing völlig vom Standpunkt des Betrachters ab, doch er würde trotzdem dabei bleiben.
    Er ging zum anderen Fenster und zog den Vorhang beiseite, als wolle er die Rosen im Garten betrachten; allerdings suchte er nur hach einer Position, ihnen den Rücken zu kehren.
    »Wenn ich die Sachlage richtig einschätze, Mr. Coleman, hatte Gentry das Gefühl, seine Tochter hätte ihn verlassen. Er war außer sich, dass Ihr beide Euch heimlich davongemacht habt. Als Vater kann ich ihm das gut nachfühlen. Aber es ist kein Verbrechen, wenn eine Frau mit ihrem Mann ihrer Wege zieht, ohne ihre Eltern davon zu benachrichtigen.«
    Er sah sie über die Schulter hinweg an. Coleman hatte sich nicht von der Stelle bewegt, sondern starrte ihn in schweigendem Mi ss trauen an. Die Frau betrachtete ihren Mann. »Ich habe mich in den letzten Tagen informiert. Victoria Gentry-Coleman ist bei der Geburt eines Kindes gestorben. Ihr hättet Euch eine Menge Ärger ersparen können, junger Mann, wenn Ihr ihren Tod ordnungsgemäß bei den Behörden gemeldet hättet.«
    Ross bewegte tonlos den Mund. War das eine Falle? Wozu? Der Mann wusste doch verdammt genau, wer er war. Er wagte einen fragenden Blick zu Lydia. Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf, so dass er wusste : Sie verstand auch nicht mehr als er. »Der Pfarrer, der bei Victorias Beerdigung dabei war, hat mir versichert, er werde sich um die Sache kümmern.«
    Majors runzelte die Stirn. »Hat er nicht getan. Aber jeder, den ich von dem Treck finden konnte, hat die Geschichte bestätigt, die mir Eure Frau, Eure gegenwärtige, erzählt hat.« Er drehte sich zu Ross um. »Übrigens bedauere ich, dass Ihr im Gefängnis bleiben muss tet, bis ich diese Dinge überprüft hatte.«
    Ross sagte nichts. Lydia auch nicht. Sie war so still. Ob sie Schmerzen hatte? Warum sah sie ihn genauso argwöhnisch und eingeschüchtert an wie damals, als sie zum ersten Mal in seinen Wagen gebracht worden war?
    Majors nahm etwas aus seiner Tasche und warf es auf das Bett. Es war der schwarze Samtbeutel. »Gentry hat Euch beschuldigt, diese Juwelen hier gestohlen zu haben.«
    »Sie gehörten Victoria. Ich will sie nicht«, wehrte Ross ab.
    Wenn Majors bis zu diesem Augenblick noch Zweifel gehabt hatte, war er jetzt sicher, das Richtige zu tun. Sonny Clark wäre nicht über eine verletzte Frau in Verzweiflungstränen ausgebrochen. Sonny Clark hätte sich aus einer Umzingelung freigeschossen. Es hieß von Sonny Clark, er habe sozusagen jede Gefängniszelle zerstört, die das Pech hatte, ihn zu beherbergen. Ross
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher