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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater
Autoren: Anna Martach
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lächelte Kirsten offen und herzlich. „Nein, ganz und da nicht. Ich wäre auch bereit Hilfe anzunehmen. Sie haben nicht rein zufällig eine Arbeit und eine Wohnung für uns?“
    „Rein zufällig, Kirsten“, grinste er, „könnte ich noch jemanden hier im Geschäft brauchen. Natürlich nur, wenn Sie Lust dazu haben. Ich weiß, dass diese Arbeit nicht sehr anspruchsvoll und manchmal sogar schwierig ist, aber...“
    „Das meinen Sie ernst?“, unterbrach sie ihn. „Sie bieten mir wirklich...?“ Kirsten schluckte und schaute ungläubig drein, doch er nickte.
    „Wenn Sie einverstanden sind, nehme ich Sie gern.“
    „Aber Sie kennen mich doch gar nicht, haben keine Zeugnisse von mir gesehen, oder was auch immer.“
    „Mir reicht, was ich sehe. Bei den meisten meiner Angestellten habe ich so entschieden, und bisher bin ich gut damit gefahren.“
    „Dann nehme ich das Angebot an“, sagte sie spontan, ohne noch lange zu überlegen.
    „Dann wäre dieser Punkt ja schon einmal geklärt. Wann möchten Sie anfangen? Wäre Montag recht?“
    Kirsten strahlte. Dass sich wenigstens eines ihrer Probleme so rasch auflösen würde, hätte sie nicht gedacht. Und das verdankte sie nur Jennys Leidenschaft für das Lesen und ihrer Freundschaft zu diesem ungewöhnlichen Mann.
    „Wie soll es bei Ihnen denn jetzt weitergehen?“, erkundigte sich Björn, ohne dass seine Frage neugierig klang.
    Kirsten zuckte ein wenig die Schultern. „Ich weiß es noch nicht genau. Ich weiß nur, dass ich nicht zu meinem Mann zurück will. Also werde ich wohl die Scheidung einreichen, ob ihm das nun passt oder nicht. Ich sehe jedenfalls keinen Sinn mehr in dieser Ehe.“ Es kam Kirsten gar nicht merkwürdig vor, mit diesem Mann über das zu reden, was sie tief im Innern so unendlich schmerzte. Sie schenkte ihm Vertrauen, ohne zu wissen, warum das so war.
    „Brauchen Sie einen guten Anwalt, oder haben Sie schon jemanden?“
    „Nein, ich – ich habe noch niemanden.“ Sie seufzte.
    Björn schrieb eine Adresse auf einen Zettel. „Dieser Mann wird Ihnen weiter helfen. Er verlangt auch nicht sofort einen riesigen Vorschuss.“
    „Wie soll ich Ihnen nur danken?“
    „Ein Lächeln von Jenny ist mir Dank genug.“
     
    *
     
    Die folgenden Wochen empfand besonders Jenny als einfach herrlich. Kirsten gewöhnte sich rasch an ihre neue Arbeit, hatte viel Freude daran und verstand sich immer besser mit Björn. Sie wurde seelisch ausgeglichener und ging über das Nörgeln ihrer Mutter mit einem Lächeln hinweg. Und endlich lachte sie auch wieder mit ihrer Tochter. Das einzige, was Kirsten ernste Sorgen bereitete, war Alexander.
    Sie hatte über den empfohlenen Anwalt die Scheidungsklage eingereicht, und schon am Tag nach der Zustellung hatte Alex ihr am Haus ihrer Mutter aufgelauert.
    „Was soll das heißen?“, fragte er wütend und schwenkte das Schreiben. „Das kann dein Ernst nicht sein, Kirsten. Eine Scheidung kommt auf gar keinen Fall in Frage. Im Übrigen hast du jetzt wirklich ausreichend im Schmollwinkel gesessen. Pack deine Sachen, und komm wieder nach Hause.“
    Kirsten starrte ihren Mann an, als wäre er ein Fremder, voller Verachtung und Abneigung. „Dieser Brief dürfte doch klar sein, oder? Ich will die Scheidung, Alex. Und wenn ich das Trennungsjahr in einer anderen Stadt verbringen muss, um vor dir sicher zu sein, werde ich schweren Herzens auch das tun. Ich werde nicht mehr zurückkommen. Es ist vorbei. Und nun geh, bitte!“
    Stattdessen griff Alexander nach dem Handgelenk von Kirsten und zog sie dicht an sich heran. „Du bist meine Frau, Kirsten, das scheinst du zu vergessen. Du kannst nicht einfach gehen.“
    Mit einer raschen Drehung befreite sich die Frau aus seinem Griff. „Ich gehöre niemandem, das musst du endlich begreifen. Und du kannst nichts behalten, was dir nicht gehört.“
    Plötzlich verlegte sich Alexander aufs Bitten. „Oh, Kirsten, bitte. Ich habe doch nun genug gebüßt. Du hast mir gezeigt, was ich falsch gemacht habe. Aber nun nimm endlich wieder Vernunft an. Komm nach Hause, und wir vergessen das Ganze. Ich verspreche dir, dass ich darüber kein Wort mehr verlieren werde.“
    „Ach ja? Bis zum nächsten Anfall von Eifersucht, ja? Nein, danke, ich bleibe dabei. Ich will die Scheidung. Und damit du nicht denkst, ich wollte dich ausnutzen, habe ich mir auch schon eine Arbeit gesucht. Die Zahlung von Unterhalt kann dann das Gericht regeln. Und so findet sich für den Augenblick alles zum Besten.“
    In
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