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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater
Autoren: Anna Martach
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hatte das Mädchen jetzt schon begriffen. Nur, warum ihr Vater immer wieder mit solchen Anschuldigen ankam, verstand sie nicht. Denn ihre Mutter war vermutlich die letzte, die einen anderen Mann anschaute, mochte er auch noch so attraktiv sein, sie war ihrem Ehemann treu. Nur hatte ihr Vater sich derart in seine Eifersucht gesteigert, dass er vernünftigen Argumenten nicht mehr zugänglich war.
    Heute war jedoch alles ein bisschen anders, wie das Mädchen gleich darauf feststellte, als es das Haus betrat.
    „Es reicht jetzt, Alex“, sagte Kirsten plötzlich bestimmt, und Jenny stand mucksmäuschenstill da und spitzte die Ohren.
    Ihr Vater hielt plötzlich verblüfft inne, denn Widerspruch war er von seiner Frau gar nicht gewohnt.
    „Ich bin deine ewigen grundlosen Verdächtigungen leid. Ich kann ja nicht einmal mehr einkaufen gehen, ohne dass du mir nachspionierst und behauptest, ich hätte mit dem Mann an der Kasse geflirtet. Wir waren einmal glücklich, Alex, aber du bist dabei alles zu zerstören. Ich kann nicht mehr, ich bin deine Eifersucht leid, und ich kann und werde nicht zulassen, dass du Jenny immer wieder mit hineinziehst in diesen Argwohn.“
    Für einen Augenblick herrschte Stille, dann war der Stimme des Mannes Verblüffung anzuhören. „Aber ich liebe dich doch, Kirsten. Glaube mir, ich will uns das Leben nicht schwer machen, aber ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
    „Du hast eine sehr seltsame Art, deine Liebe zu zeigen, denn du benimmst dich eher wie ein Gefängniswärter. Und weil ich so nicht weiterleben kann, halte ich es für das Beste, wenn wir uns eine Weile trennen.“
    „Was soll das heißen?“, fragte er fassungslos.
    „Jenny und ich werden einige Zeit ausziehen“, verkündete Kirsten jetzt, und Jenny gab es einen Stich ins Herz, dann aber nickte das Mädchen. Vielleicht gab es dann keinen Streit mehr, so hoffte sie.
    „Das heißt konkret, dass Jenny und ich zu meiner Mutter ziehen, zunächst einmal. Du kannst dann in Ruhe darüber nachdenken, was du hier falsch machst. Alex, wir haben uns einmal geliebt, und wir waren glücklich miteinander. Du hast jetzt eine allerletzte Chance, das alles wieder in Ordnung zu bringen. So will ich nicht mehr mit dir leben.“
    „Das kannst du nicht tun!“, brüllte Jennys Vater jetzt. „Du kannst mich nicht einfach verlassen.“
    Ein Schrei von Kirsten ertönte, und jetzt hielt es Jenny nicht mehr in ihrem Versteck. Sie sprang hervor und sah mit angstvoll geweiteten Augen, dass ihr Vater ihre Mutter an den Armen gefasst und gegen die Wand gestoßen hatte.
    Jenny begann zu weinen. „Papa, was tust du mit Mama? Wenn ihr euch nicht mehr lieb habt, dann hat Mama recht, dann gehen wir lieber zu Oma. Aber tu ihr nicht weh, bitte!“
    Abrupt ließ Alexander seine Frau los, schaute verwirrt auf seine Tochter, und blickte dann voller Abscheu seine Hände an. „Ich – es tut mir leid – ich wollte nicht – nein, Jenny, ich will deiner Mama nicht wehtun. Ich habe sie doch lieb. Aber...“ Er wandte sich ab und verließ mit schweren Schritten das Haus.
    Kirsten zog ihre Tochter in die Arme und barg den Kopf an der Brust, dabei selbst krampfhaft die Tränen unterdrückend.
    Schließlich hob Jenny den Kopf und schaute ihre Mutter groß an. „Wenn wir jetzt zu Oma gehen, kann ich ein paar meiner Bücher mitnehmen?“
    Kirsten seufzte. Ihre Tochter hatte scheinbar die Tragweite dieses Entschlusses noch nicht begriffen.
     
    *
     
    „Ich habe doch geahnt, dass ich dich hier finde“, stellte Kirsten etwas besorgt, aber doch liebevoll fest.
    Jenny blickte erstaunt von ihrem Buch auf, das sie fasziniert gelesen hatte. Sie war so in die Geschichte vertieft, dass sie nicht bemerkt hatte, dass ihre Mutter gekommen war – und sie hatte völlig die Zeit vergessen. Eigentlich hätte sie längst zuhause sein müssen. Schuldbewusst blickte sie ihre Mutter an.
    „Hab ich ganz vergessen, ehrlich, tut mir leid, Mama, soll nicht wieder vorkommen.“
    Kirsten grinste unwillkürlich. „Ja, und vermutlich hält dein Versprechen bis zum nächsten spannenden Buch. Aber ich bin doch überrascht, wie nett es hier ist. Und wenn du hier lesen kannst, ohne dass du die Bücher gleich kaufen musst, kann ich verstehen, dass du dich hier nur schwer trennen kannst. Allerdings frage ich mich, ob der Buchhändler sich damit sein Geschäft nicht selbst kaputt macht.“
    „Herr König ist sehr nett“, kommentierte Jenny, die ihre Mutter nicht ganz
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