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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater
Autoren: Anna Martach
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verstand.
    „Das bezweifle ich auch gar nicht, mein Schatz. Aber er lebt doch davon, dass er Bücher verkauft, nicht sie hier kostenlos zur Verfügung stellt.“
    „Aber gerade das fördert das Geschäft“, klang in diesem Augenblick eine warme, sympathische Stimme auf, und Kirsten drehte sich überrascht um.
    Hinter ihr stand Björn, der ihre Worte gehört hatte und jetzt lächelnd seinen Kommentar dazu abgab.
    „Ich bin Björn König, und Sie sind Jennys Mutter? Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“ Er streckte die Hand aus und strahlte Kirsten an.
    Sie war erstaunt, so hatte sie sich diesen Mann nach den Erzählungen ihrer Tochter nicht vorgestellt. Er war hochgewachsen und schlank, hatte braune, etwas lockige Haare und ein unglaublich sympathisches Lächeln.
    Sie ergriff verlegen die Hand und musste ihrerseits ebenfalls eine Musterung über sich ergehen lassen, die allerdings nur Sekundenbruchteile zu dauern schien. Und was Björn sah, gefiel ihm ausnehmend gut. Kirsten war eine schlanke Frau von zweiunddreißig Jahren, vielleicht einen halben Kopf nur kleiner als er. Aschblondes Haar trug sie in einer gut geschnittenen Frisur, und ihr schmales Gesicht besaß grüne Augen und einen leuchtend roten Mund. Sie war eine attraktive Erscheinung, und er bedauerte wieder einmal, dass die besten Frauen augenscheinlich immer schon vergeben waren.
    „Verzeihen Sie, ich wollte Sie natürlich nicht kritisieren. Und – ja, ich bin Kirsten Hillersen, Jennys Mutter. Schön, dass ich auch Sie einmal kennenlerne.“
    Zwischen beiden Erwachsenen bildete sich eine Verlegenheit, die Jenny sehr wohl spürte, aber nicht recht einzuordnen wusste. Mochten die sich nun, oder war das gegenseitige Abneigung?
    Plötzlich aber lächelte Björn die Frau an. „Ich habe Ihre Worte nicht als Kritik empfunden, ganz im Gegenteil. Ich freue mich, wenn ich jemanden so verblüffen kann. Und glauben Sie mir, Frau Hillersen, es rechnet sich. Nicht viele Leute nehmen sich die Zeit ein Buch im Ganzen hier zu lesen. Doch sie haben häufig Appetit darauf bekommen, also wird das Buch gekauft. Oder die Kunden merken, dass es ihrem Geschmack nicht entspricht, das bewahrt sie dann vor einem Fehlkauf. Und ich persönlich schätze es sehr, zufriedene Kunden zu haben.“
    „So habe ich das noch gar nicht gesehen“, gestand Julia, die aufmerksam zugehört hatte. „Aber dann gibt es ja auch noch meine Tochter zum Beispiel, die zwar fast ihr gesamtes Taschengeld für Bücher ausgibt, wie ich sehr wohl weiß, aber dennoch viel Zeit hier verbringt, um Ihre Freundlichkeit auszunutzen.“
    „Aber nein“, lachte er belustigt auf. „Kommen Sie, setzen wir uns erst einmal und trinken einen Kaffee, den biete ich nämlich auch an. Und ich empfinde mich nicht als ausgenutzt, wenn eine so lesehungrige junge Dame wie Jenny hier viel Zeit verbringt, um all das in ihren kleinen Kopf hineinzustopfen, was ihr vielleicht noch gar nicht verständlich ist. Ich freue mich ganz einfach darüber und unterhalte mich auch mit ihr über das Gelesene.“
    „Sie sind ein seltsamer Mann“, stellte Kirsten überrascht fest. „Aber ich glaube, jetzt verstehe ich immer mehr, Jennys Vorliebe für Ihr Geschäft.“
    Kirsten nahm eine Tasse mit einem köstlich duftenden Kaffee entgegen und übersah das Grinsen im Gesicht ihrer Tochter, die sich auch gleich darauf wieder hinter ihrem Buch verstecke, das sie eifrig las. Natürlich hielt das Mädchen auch weiterhin die Ohren gespitzt, doch darüber sah ihre Mutter großzügig hinweg.
    Kirsten genoss im Augenblick ganz einfach die Tatsache ein Gespräch mit jemandem zu führen, der einfach nur nett war, außerdem klug und intelligent schien – und zusätzlich ungeheuer sympathisch.
    Die beiden waren plötzlich so in ihr Gespräch vertieft, dass auch Kirsten nicht mehr auf die Zeit achtete, bis ihr Blick plötzlich auf eine Uhr fiel und sie erschreckt aufseufzte. „Ach herrjeh, jetzt habe ich aber genug von Ihrer kostbaren Zeit gestohlen. Und meine Mutter wird bereits ungeduldig warten mit dem Abendessen. Ich danke Ihnen sehr, Herr König, Sie haben mein schlechtes Gewissen doch etwas beruhigt. Ich hatte mir wirklich Gedanken darüber gemacht, dass Jenny Ihnen auf die Nerven gehen könnte.“
    „Ganz im Gegenteil, sie ist herzlich willkommen, jederzeit. Und Sie auch“, setzte er hinzu, und Kirsten lief plötzlich ein Schauder über den Rücken. Wann hatte sie zum letzten mal empfunden, dass jemand ihr das Gefühl gab wichtig und
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