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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater
Autoren: Anna Martach
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das konnte Kirsten nicht mehr hören, ihre Mutter verstand das einfach nicht. Nein, es musste eine eigene Wohnung her und eine Arbeit für halbe Tage, um nicht von Alex abhängig zu sein, der sich ohnehin weigerte Unterhalt zu zahlen.
    Aber das war nicht so einfach. Mit einem abgebrochenen Studium und zwölf Jahren Hausfrauendasein hatte sie nicht viel vorzuweisen. Sie bemühte sich, diese Sorgen vor Jenny geheim zu halten, aber das Mädchen war viel zu klug und aufgeweckt, um nicht zu merken, wie sehr ihre Mutter unter Druck stand.
    Doch jetzt freute sich Kirsten ein wenig. Sie wollte Jenny in der Buchhandlung abholen, und insgeheim hoffte sie, erneut mit Björn König zusammenzutreffen. Der Mann hatte sie mit seiner ruhigen sympathischen Art beeindruckt, und Jenny mochte ihn sowieso, aus welchen Gründen auch immer.
    Das Mädchen hockte wieder in der Leseecke, vertieft in ein Buch. Und noch bevor Kirsten sich neben ihre Tochter setzen konnte, wurde sie von Björn empfangen, der ihr mit einem strahlenden Lächeln entgegenkam.
    „Wie schön, Sie wiederzusehen“, sagte er mit warmer Stimme, und ein angenehmer Schauder lief Kirsten über den Rücken.
    „Ich bin eigentlich nur gekommen, um wieder einmal meine Tochter bei Ihnen abzuholen“, erklärte Kirsten ausweichend und nicht ganz wahrheitsgemäß.
    „Dann nehmen Sie sich doch ein paar Minuten Zeit, um sie mir zu schenken“, bat er, und die junge Frau konnte gar nicht anders.
    Björn hatte eine abgetrennte Ecke im Geschäft, wo sich sein Schreibtisch befand. Von hier aus besaß er einen guten Überblick, ohne dass jedermann gleich neugierige Blicke auf ihn werfen konnte. Hierher führte er Kirsten, und sie blieb vor Verblüffung stehen. Der Schreibtisch war leer geräumt, und es war eine kleine, aber feine Kaffee Tafel für zwei gedeckt.
    Er grinste sie an wie ein Lausejunge. „Jenny hat mir erzählt, dass Sie sich hier treffen wollten, und da dachte ich – ich meine – eine Tasse Kaffee...“ Er brach aber, jetzt hatte er sich plötzlich hoffnungslos verhaspelt. Was sollte sie nun von ihm denken?
    Aber Kirsten rettete instinktiv die Situation. „Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, heute noch so verwöhnt zu werden. Aber da Sie sich soviel Mühe gemacht haben, kann ich da nicht widerstehen.“ Ohne Umschweife setzte sie sich auf einem Stuhl und begann zu schnuppern. „Das duftet ja wunderbar. Sie müssen eine gute Bäckerei in der Nähe haben, die solche Köstlichkeiten herstellt.“
    Der lockere Ton von Kirsten half Björn, sich aus seiner Verlegenheit zu lösen. „Schön, wenn es Ihnen gefällt. Ich selbst nasche für mein Leben gern, und so muss immer etwas Leckeres in der Nähe sein. Greifen Sie zu!“
    Kirsten war begeistert, diese kleinen Törtchen, die hier standen, entsprachen voll und ganz ihrem Geschmack, und mit leuchtenden Augen und vollem Mund strahlte sie Björn an, der es ebenso hielt. Dann aber lehnte er sich zurück und musterte die attraktive Frau vor sich.
    „Ich möchte nicht, dass es in Ihren Augen aufdringlich aussieht oder gar so, als wollte ich mich in Ihre Angelegenheiten mischen – aber Jenny hat mir erzählt, dass Sie und Ihr Mann sich getrennt haben.“
    Kirsten lehnte sich ebenfalls zurück. Falls sie verärgert darüber war, dass Jenny ihre Probleme vor diesem Mann ausgebreitet hatte, so zeigte sie es nicht.
    „Und?“ Das klang nicht einmal spöttisch.
    „Ich habe mich gefragt, welche Pläne Sie für die Zukunft haben, und ob ich Ihnen vielleicht helfen kann?“
    „Sind Sie zu allen Ihren Kunden so menschenfreundlich?“
    Unwillkürlich überflog eine leichte Röte das Gesicht des Mannes, und Kirsten wunderte sich, dass er dadurch er noch sympathischer wurde.
    „Nein, eigentlich nicht. Es ist nur so, dass Jenny in mir einem Freund sieht, was mich sehr ehrt. Und Freunde sollten einander helfen.“
    „Eine lobenswerte Eigenschaft“, stellte Kirsten jetzt doch mit leichtem Spott fest, hatte dann aber Angst, den Mann mit diesen unbedachten Worten verletzt zu haben. Rasch legte sie ihm eine Hand auf den Arm.
    „Ich wollte Sie nicht beleidigen, Björn. Es kommt nur – etwas überraschend für mich, dass jemand, der mich bis vor kurzem gar nicht kannte...“
    „Anteil nimmt an Ihrem Schicksal?“, fragte er weich. Sie nickte. „Ich habe Jenny lieb gewonnen. Sie ist ein reizendes Mädchen. Und da sie mich als einen Freund akzeptiert, hoffe ich, dass Ihnen meine Hilfe nicht allzu aufdringlich erscheint.“
    Jetzt
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